
SI Urban 1/2023, Stadt
MaaS macht mobil: Intermodales routing mit Smart Data fördert nachhaltige Mobilität
Wer neu in eine Stadt kommt, benötigt ein einfaches und gut verständliches Transportsystem. Touristen müssen sich hier aber meist erst durch einen Dschungel von Mobilitätsapps kämpfen, bevor sie hier halbwegs effizient reisen können.
Planung, Buchung, Bezahlung sind nicht immer auf den gleichen Plattformen vertreten und das bedeutet auf jeder Plattform einen neuen Account zu erstellen. Das ist nicht nur umständlich, es nimmt auch den Spaß an der Nutzung der Verkehrssysteme. Genau hier setzt aber die Idee des MaaS also Mobility as a Service Gedanken an. Eine Anwendung gibt wertungsfrei Auskunft über alle Angebote.
Foto: Barry Tan/Pexels

„MaaS ist ein sehr guter Gedanke, aber er setzt sich nur dann durch, wenn er neutral gestaltet ist und kein Transportsystem bevorzugt wird. Auf manchen Strecken oder zu manchen Uhrzeiten kann es sein, dass nicht der ÖPNV, sondern der PKW die schnellere Wahl ist. Jedoch hat MaaS in der Praxis gezeigt, dass häufig die Fahrt mit dem Umweltverbund die bessere Alternative ist,“ erklärt Sohejl Wanjani, von Hacon.
Immer mehr Menschen priorisieren neben der Transportzeit auch die Kosten und den CO2 Abdruck. Also gehören auch diese Punkte in eine erfolgreiche Routing Plattform integriert. Im MaaS wird Mobilität als Service angesehen, also sollte man sich auch Gedanken darüber machen, was die Fahrgäste erwarten und auch auf diese Ansprüche eingehen.
Als Anbieter eines Transportsystems möchte man natürlich so viele Menschen wie möglich dazu bringen, ein bestimmtes System zu nutzen, doch das ist nicht unbedingt der MaaS Gedanke, denn hier steht der Fahrgast im Vordergrund. Neutralität ist deshalb ein entscheidender Faktor für den Erfolg einer MaaS Plattform. Es soll also nicht ein Fahrzeug bevorzugt dargestellt werden. Am Ende muss eine Routingplattform alle möglichen Systeme darstellen.

Sohejl Wanjani
Sohejl Wanjani
Account Manager Lux&A Hacon/eos
„In Zukunft muss man noch besser lernen, die gesammelten Daten sinnvoll zu nutzen. Der Mobility as a Service Gedanke steckt vielerorts derzeit noch in den Kinderschuhen. Die nächsten Jahre werden deshalb umso interessanter, da den Menschen Lust gemacht wird, etwas Neues zu probieren. Die kommende Verkehrswende wird durch MaaS sicher getragen und man kann gespannt sein, was hier noch alles kommt.“
Die endgültige Entscheidung, auf welche Art die Reise angetreten wird, soll aber weiterhin jeder Fahrgast selbst entscheiden können. Jeden Tag kommen über die sogenannten Routingplattformen Millionen an Verbindungsanfragen von Ort A zu Ort B.
Der Unterschied zu herkömmlichen Fahrplänen ist nun aber, dass nicht länger Verbindungen von Haltestelle zu Haltestelle angeboten werden, sondern von Tür zu Tür. Das bedeutet, dass gerade die viel diskutierte Verbindung der letzten Meile durch MaaS effizient gelöst werden muss.
„Neben der bereits erwähnten Neutralität in der Ausgabe der Verkehrssysteme ist es besonders wichtig, aktuelle Bestimmungen zu berücksichtigen. Wenn jemand zum Beispiel 15 ist und keine Fahrerlaubnis besitzt, bringt es nichts, wenn als Verbindung Carsharing Angebote gezeigt werden. Dies ist auch eine Form von Personalisierung und Service“, erklärt Wanjani.
Im ersten Schritt ist MaaS eine Informationsplattform mit Buchungsfunktion und viel Potenzial, denn je mehr Daten vorhanden sind, desto individualisierter kann die Reise gestaltet werden.
Buchung & Clearing
Ein entscheidender Faktor einer jeden Applikation ist der Buchungs- und Clearing (anm. aus dem Englischen für Abrechnung, Freigabe) Vorgang. Das bedeutet, dass mit einem Account sowohl die Recherche, die Buchung selbst und die Zahlung erfolgen muss.
Wenn sich ein Fahrgast mehrfach unterschiedlich anmelden muss, um eine einzige Fahrt durchzuführen, kann man nicht von MaaS sprechen. Der Zugang muss barrierefrei gestaltet sein. Bei Online Applikation bedeutet dies, dass es sich um eine intuitive navigierbare Plattform handelt, die ohne viel Einarbeitungszeit genutzt werden kann.
Best Practice
Während einige Länder in Sachen Big Data und MaaS noch an der Startlinie stehen, sind andere schon mittendrin im Wettrennen.
„In Luxemburg zum Beispiel wird bei jeder Routenanfrage auch das Wetter miteinbezogen. Fahrgäste sehen eine kleine Wetterangabe für den Start und Zielort und können sich so gut auf die Bedingungen bei der Ankunft vorbereiten. Eine Wetterabfrage bieten auch viele andere Online Anbieter, doch durch die Integration in die App wird dem Fahrgast eine zusätzliche Recherche erspart und die Verweildauer auf der Verkehrsapp erhöht“, berichtet Wanjani.
Solche Angaben wie der Wetterdienst sind auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel Österreich geplant. Aber auch sonst können die Daten sehr viel und beweisen, dass sie schon lange zu smarten Daten geworden sind.
In Parkhäusern gibt es Kennzeichenerfassung, die mehr kann als nur freie Parkflächen durch Lichtsignale anzuzeigen. Ladesäulen, etwa für E-Autos, können registrieren, wie oft diese am Tag benutzt wurde und zeigt so gute und weniger gute Standorte für ähnliche Angebote.