FATZER: Seilüberwachung in Echtzeit

Die Monitoringlösung von FATZER steigert die Sicherheit und Planbarkeit, da sie jederzeit den Seilzustand sichtbar macht. TRUcockpit und TRUscan bieten zudem weitere Vorteile. Darüber berichtet Thomas Brunner, Technischer Leiter der St. Moritzer Bergbahnen und FATZER-Kunde.

Das Seil ist das Herzstück jeder Seilbahnanlage, sein Zustand ausschlaggebend für die Funktion des Systems. Eine Überwachungslösung, die den Seilzustand in Echtzeit und ortsunabhängig darstellt und bewertet, ermöglicht ebendiesen Einblick mitten ins Herz.

Der Seilhersteller FATZER bietet innerhalb seines Dienstleistungsangebots Smart Service eine Kombination aus Hard- und Software, die es Bahnbetreibern ermöglicht, Wartungsarbeiten zu planen und auffällige Stellen zu identifizieren.

Diese zentrale Plattform, deren Kern ein digitaler Seilzwilling ist, nennt sich TRUcockpit. Bereitgestellt wird die Überwachungslösungm von TRUcompany, einem Joint Venture von FATZER und GRÜNENFELDER & PARTNER.

Einer der ersten Kunden: Die Engadin St. Moritz Mountains AG

Als eine der ersten Nutzerinnen konnte die Engadin St. Moritz Mountains AG von der Monitoringlösung überzeugt werden. Das Schweizer Bahnunternehmen stand als Lead User zur Verfügung, damit das Produkt und dessen neue Funktionen unter realen Einsatzbedingungen erprobt und aufschlussreiches Feedback für die Weiterentwicklung gewonnen werden konnte.

Im Rahmen der Lead-User-Phase wurden ein TRUscan-mobile-Gerät sowie zwei TRUdistance eingesetzt und auf insgesamt zwölf Anlagen angewandt. Nach Abschluss der Testphase nutzen die St. Moritzer Bergbahnen die Überwachungslösung weiterhin. Deren Technischer Leiter Thomas Brunner erläutert im Interview seine Erfahrungen.

Thomas Brunner

Technischer Leiter, Engadin St. Moritz Mountains

Welchen Vorteil bietet Ihnen die Monitoringlösung?

Thomas Brunner: Die Einführung des TRUcockpit ermöglicht es uns, sämtliche vorhandenen Dokumentationen und Daten aus unserer Instandhaltungssoftware und aus Seilprüfberichten unserer 23 Anlagen – teils auf Papier – zentral an einem Ort zu verwalten. Dies nicht bloß in Form von PDF, sondern eines digitalen Seilzwillings.

Zuvor waren diese Daten an verschiedenen Ablageorten verteilt, weshalb der Überblick erschwert war. In Kombination mit dem TRUscan erlaubt uns die Software, vertieftes Wissen speziell zum Zustand sämtlicher Seile zu erhalten, zu bündeln und jederzeit abrufbar zu machen.

Löst TRUcockpit bestehende Lösungen ab?

Unser Anliegen war es stets, keine Arbeiten doppelt auszuführen. TRUcockpit ergänzt das Bestehende dank Schnittstellen. So muss nicht mit zwei Softwares dasselbe erfasst werden.

Zu unserer Instandhaltungssoftware ist es eine Ergänzung, keine Konkurrenz, weil die damit gewonnenen Ergebnisse auf dem Cockpit sichtbar gemacht werden. Die Zugänglichkeit bleibt auf beiden Softwares erhalten, eingespeist werden die Informationen allerdings nur auf einer.

Wo sind konkrete Prozessoptimierungen im Alltag spürbar?

Unser Leiter Instandhaltung wendet das Tool sehr oft an, etwa bei einer Seilkürzung oder der Planung von MRTMessungen. Die Daten des Seils kann er nun als Planungsgrundlage im Cockpit abrufen – seien es die Ursprungsdokumente, Informationen über den Spleiss, die Entwicklung des Seils etc. – und dies auf einen Blick.

Dabei kann er dies vom Büro aus machen, ohne dass er auf die Anlage muss oder die Dokumente im Archiv zusammenträgt.

Das TRUcockpit dokumentiert den Seilzustand und stellt ihn detailliert dar.

Welcher Mehrwert entsteht in punkto Planung von umfangreichen Arbeiten?

Im Hinblick auf das mittlere und langfristige Anlagenmanagement verschafft das Cockpit einen sofortigen Überblick über den Zustand jedes Seils. Diese Informationen dienen als Grundlage für mittel- oder langfristige Planung. Darüber hinaus sind wir nicht abhängig von der Expertise oder dem langjährigen Wissen bestimmter Personen.

Die Dokumente und insbesondere deren digitalisierte Inhalte über einen langen Zeitraum stehen jederzeit zur Verfügung. So können wir gerade Arbeiten, die lange Vorlaufzeiten haben, planen. Etwa einen Seilersatz, aber auch Spleissarbeiten oder die Budgetplanung. Weil auch der Projektleiter seitens FATZER darauf Zugriff hat, ist man auf demselben Stand.

Nicht zu vergessen, gewinnen wir die Sicherheit, den aktuellen Zustand jedes Seils zu kennen bzw. abrufen zu können.

Wie nutzen Sie TRUscan?

TRUscan kommt bei Revisionsarbeiten zum Einsatz. Die magnetinduktive Testung gibt uns im Revisionsalltag die Sicherheit, dass wir unabhängig von den vorgeschriebenen MRT-Prüfungen den Seilzustand sowie dessen Entwicklung kennen.

Das ermöglicht, unabhängig von dem beispielsweise Drei-Jahre-Intervall der offiziellen Prüfung, Auffälliges zu detektieren oder Sanierungsarbeiten vorausschauend zu planen. Die Überprüfung der Drahtbrüche, welche bislang visuell erfolgt ist unter Abgleich von bestehenden MRT-Prüfberichten, wird nun viel effizienter.

Bei einem Vorfall erlaubt das zudem eine schnelle Reaktion, weil wir die Dokumentation sofort an die offizielle Prüfstelle zustellen und frühzeitig Prüfungen veranlassen könnten. Das bedeutet einen großen Zeitgewinn.

Haben Sie weitere Vorteile erkannt?

Wir dürfen den Fachkräftemangel in unserer Branche nicht außer Acht lassen. Für eine Person, die für sämtliche Anlagen zuständig ist, ist es unmöglich, das gesamte Wissen im Kopf zu haben. Dank des digitalen Seilzwillings ist das Wissen in kürzester Zeit abrufbar und es ist sehr gut dokumentiert, selbst bei Personalwechsel.

Das TRUcockpit ist ein Schutz vor Wissensverlust und ein ideales Instrument, um eine große Zahl von Seilen, die über unterschiedliche Alter verfügen, zu managen.

Die Daten werden automatisch mit dem Messgerät TRUscan erhoben.

Wie beurteilen Sie die Anwendung?

Berührungsängste sind unberechtigt. Die Anwendung ist nicht komplex. Die Durchführung einer TRUscan-Messung und der anschließende Datenaustausch mit FATZER ist anwenderfreundlich und durchdacht.

Die Dateninterpretation übernimmt größtenteils die Software selber, wobei Daten vereinfacht dargestellt werden, damit sofort erkennbar ist, wo Handlungsbedarf besteht.

Erst das Wissen, wie mit den erhaltenen Informationen umzugehen ist, bedingt eine Fachausbildung, da es sich um ein Expertentool handelt, das speziell für die Bedürfnisse von Bahnbetreibern entwickelt worden ist.

Es lohnt sich, den Einsatz der Monitorings je nach Größe des Betriebs und je nach personellen Ressourcen zu beurteilen.

Auch die Möglichkeit eines Austauschs zwischen Bahnbetreibern oder der gemeinsame Einkauf können sinnvoll sein.

Sehen Sie weiteres Entwicklungspotenzial?

Mittelfristig ist es unser Ziel, dass wir mit dem TRUscan die Messungen für die offiziellen MRT-Prüfungen der Umlaufseile selber durchführen dürfen und die Rohdaten zur Prüfungsstelle übermitteln, woraufhin der offizielle Prüfbericht ausgestellt wird.

Damit würde die Anreise des Experten vor Ort entfallen und die Messungen könnten durch uns flexibel und unabhängig durchgeführt werden.

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Interalpin: Halle A.0 - Stand A17

Mehr über die Seilüberwachung in Echtzeit erfahren Sie am Stand von FATZER auf der Interalpin. Kommen Sie vorbei, das Team freut sich.

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