Planen & Bauen, SI 3/2025
Salzmann: vom Sessel zur Kabine
Teil der Schladminger 4-Berge-Skischaukel – ist die „Senderbahn“ eine sehr wichtige Anlage. Die Vierersesselbahn (4SB) dient als Rückbringer der Skifahrer, die von den südseitigen Anlagen „Alm 6er“ und „Gipfelbahn“ sowie vom Gebiet der Planai in das Skigebiet von Haus gelangen wollen.
Darüber hinaus wird die Anlage auch für Wiederholungsfahrten benutzt. Den Bergstationsbereich, der zwischen Krummholzhütte und Ennslingalm auf dem Kaiblinggrat liegt, teilt sich die Anlage mit der neuen Kombibahn „Kaiblinggrat“ (8er-Sessel und 10er-Kabinen), welche 2024 auf der Nordseite des Grates errichtet wurde.
Viele Gäste für wenig Platz
Eine Analyse der Skifahrerströme hat gezeigt, dass diese in den vergangenen Jahren zwischen Planai und Haus stark zugenommen haben. Die „Senderbahn“ erzielte dadurch deutlich höhere Fahrgastfrequenzen. Diese Anforderungen konnten von der bestehenden kuppelbaren Vierersesselbahn jedoch nicht mehr erfüllt werden, was zu langen Wartezeiten in der Talstation führte.
Darüber hinaus kann die aktuelle 4SB keine zeitgemäße Fußgängerbeförderung bieten, was zunehmend wichtiger wird. Im Gratbereich bei der Bergstation ist die bestehende Skifläche sehr begrenzt. Dies führt mit der hohen Frequenz zu einer hohen Dichte von Skifahrern und dadurch unübersichtlichen Kreuzungssituationen.
Die Verantwortlichen planen die Inbetriebnahme der „Senderbahn“ im Dezember 2025, die Bauarbeiten beginnen im Mai.
10er-Kabinenbahn als Lösung
„Die Verantwortlichen haben sich daher dazu entschlossen, diese Schwachpunkte durch die Errichtung einer neuen leistungsfähigen 10er-Kabinenbahn zu beheben, die der Topografie und der Funktion als Verbindungsanlage Rechnung trägt“, berichtet Stephan Salzmann, dessen Ingenieurbüro die Generalplanung übernimmt – analog zur „Kaiblinggratbahn“ im vergangenen Jahr.
Eine technische Analyse im Zuge des Vorprojekts hat ergeben, dass die Errichtung einer Einseilumlaufbahn mit geschlossenen Fahrzeugen klare technische und kaufmännische Vorteile gegenüber dem bisherigen System der Sesselbahn hat.
„Die Senderbahn dient hauptsächlich als Verbindungsanlage zwischen den Teilgebieten Planai und dem Hauser Kaibling. Für diese Zwecke ist die Einseilumlaufbahn sehr gut geeignet“, begründet Salzmann die Wahl des Seilbahnsystems.
Im Vordergrund die neue Senderbahn
Dahinter die 2024 errichtete Kaiblinggratbahn. Die Bauverhandlung findet wohl am 13. Mai 2025 statt.
Bahn benötigt hohe Förderleistung
„Die maximale Förderleistung der Anlage im Winter wird durch die Nutzung als Hauptverbindungsanlage definiert. Jeder Gast, der von der Planai nach Haus möchte, muss diese Anlage nutzen“, so Salzmann. Die Analyse der Wartezeiten ergab eine Förderleistung von 2.400 Personen pro Stunde im Anfangs- und 2.800
im Endausbau.
Bergstation wird verschoben
Um die Platzverhältnisse im Bergstationsbereich zu verbessern, ist eine Verschiebung der Bergstation nach Osten um circa 7,5 Meter, eine Anhebung des Ausstiegsniveaus und die Nutzung des Bahnhofsdachs als Pistenverbreiterung geplant.
Damit kann die Gesamtsituation im Gratbereich entzerrt und die Verkehrsströme getrennt werden. Weiters können die Abfahrtsbereiche nach Norden in Richtung Haus und nach Süden in Richtung Planai deutlich komfortabler gestaltet werden.
Die Talstation wird im Bereich der bestehenden Talstation der 4er-Sesselbahn „Senderbahn“ angeordnet.
Technische Daten:
Senderbahn Hauser Kaibling
System | GD10 |
Antrieb | Bergstation |
Förderseilabspannung | Talstation |
Auffahrseite | Links |
Bergbeförderung | 100 % |
Talbeförderung | 30 % |
Talstation Einstieg | 1.333 m |
Talstation Seilhöhe | 1.337 m |
Bergstation Einstieg | 1.862 m |
Bergstation Seilhöhe | 1.866 m |
Höhenunterschied | 529 m |
Horizontale Bahnlänge | 1.491 m |
Schräge Bahnlänge | 1.582 m |
Fahrgeschwindigkeit | 6,0 m/s |
Anzahl Stützen | 12 |
Förderleistung Anfangsausbau | 2.400 P/h |
Förderleistung Endausbau | 2.800 P/h |
Anzahl Fahrzeuge Anfangsausbau | 45 |
Anzahl Fahrzeuge Endausbau | 54 |
Max. Leistung Betrieb | ca. kW 607 |
Max. Leistung Anfahren | ca. kW 737 |
Seilbahnhersteller | LEITNER |
Seillieferant | TEUFELBERGER-REDAELLI |
Seilbahnplaner | SALZMANN |
Technische Details
Der Antrieb ist in der Bergstation situiert und wird als Brückenantrieb im Stationsgerüst untergebracht. Es kommt ein sogenannter Direktantrieb zur Anwendung, dabei handelt es sich um einen langsam laufenden Drehstrommotor, der direkt, also ohne Getriebe, auf die Seilscheibe eintreibt.
Die hydraulische Förderseilabspannung befindet sich in der Talstation. In beiden Stationen ist zusätzlich ein Nachsetzen der Seilscheibe möglich. Bei beiden Stationen kommt die Pininfarina Verkleidung des Seilbahnherstellers LEITNER zur Ausführung.
„Mit dem geplanten Seilbahnprojekt wird auch der Nachhaltigkeitsaspekt forciert. Die Bergstation wird mit Photovoltaikmodulen versehen, welche einen Teil des Strombedarfs der neuen Seilbahn decken“, führt Salzmann weiter aus.
Stephan Salzmann
Geschäftsführer Salzmann Ingenieure ZT GmbH
Autonomer Betrieb
Zukünftig soll die Seilbahnanlage mittels des sogenannten „Leitpilot-Systems“ autonom betrieben werden. Die Fernüberwachung erfolgt aus dem Kommandoraum in der Bergstation der 500 Meter entfernten „Kaiblinggratbahn“. Der Dienstraum in der Talstation sowie der Kommandoraum in der Bergstation der „Senderbahn“ sind im Normalbetrieb nicht besetzt.
Dach als Pistenfläche
Die Fahrzeuge – Typ Sigma Diamond GD10 – werden in der Bergstation in einem Kabinenbahnhof im Untergeschoss garagiert. „Dadurch entsteht auf dem Dach des Bahnhofs eine zusätzliche ebene Fläche, die für die Verteilung der Skifahrer im Bereich der Bergstationen sehr wichtig ist“, so Salzmann.
Der Bahnhof ist über einen Kellerförderer mit der Hauptbahn verbunden. Der Garagierungs- und der Beschickungsvorgang erfolgt automatisiert.