Salzmann realisiert Seilbahn-Duo: Zwei Sesselbahnen – eine Talstation

Das Skigebiet Dachstein-West plant, von Juli bis November 2025 zwei neue 6er-Sesselbahnen im Skiraum rund um die Riedlkaralm zu errichten. Beide Anlagen teilen sich eine Talstation und sollen Engpässe im Skibetrieb beheben. SALZMANN Ingenieure haben die Pläne dazu entworfen.

Das Gebiet um die Riedlkaralm im Skigebiet Dachstein-West (Salzburg/Oberösterreich) dient als Verbindung zwischen den Skiräumen Annaberg und Russbach bzw. Gosau. Zugleich eignet sich die hochgelegene und schneesichere Geländekammer besonders für den Anfänger- und Familienskilauf und bietet eine attraktive Almsituation mit Berggastronomie.

Bisher wird das Gebiet vom Schlepplift „Angerlift“ und der fixgeklemmten 4er-Sesselbahn „Aussichtsberg“ erschlossen. Beide Anlagen sind technisch veraltet, bei der Aussichtsbergbahn – einst geliefert vom nicht mehr existenten Hersteller Wopfner – würde 2030 die Generalrevision anstehen.

Zudem entsprechen die Seilbahnen nicht mehr den aktuellen Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Komfort und Effizienz. Besonders die Engpässe in Stoßzeiten und lange Wartezeiten führen zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Skibetriebs. Zudem ist der Schlepplift oft zu steil für die Skianfänger.

Beide Bergstationen werden möglichst landschaftsschonend geplant.

Neue Infrastruktur auf der Alm

Deswegen plant die Dachstein Tourismus AG folgende Investitionen:

  • Erstens den Austausch des „Angerlifts“ durch eine moderne 6er-Sesselbahn, um die Verbindung im Skigebiet zu verbessern.
  • Zweitens den Ersatz der fixgeklemmten 4erSesselbahn „Aussichtsberg“ durch eine kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Wetterschutz und Sitzheizung.
  • Drittens eine gemeinsamen Talstation mit erweiterten Lagerflächen für Schnee-Erzeuger und Pistengeräte.
  • Und viertens eine Pistengeräte-Garage mit Tankstelle anstelle der alten Talstation der Seilbahn „Aussichtsberg“.

Die Planungen übernehmen die SALZMANN Ingenieure.

Gemeinsame Talstation

Die Talstation der 6er-Sesselbahn (6SB) Angeralm wird gemeinsam mit der Talstation der 6SB Aussichtsberg auf der Südwestseite des sogenannten Teufelsgrabens errichtet. Die Einstiege im 90-Grad-Winkel mit Förderband sind so angeordnet, dass der Fahrgast von einem zentralen Punkt aus entschieden kann, in welche Richtung er fahren möchte.

„Die Situation ist bisher vor allem bei der Anlage Aussichtsberg nicht optimal: Skifahrer kreuzen einander, das Geschehen ist oft gefährlich und unübersichtlich. Deshalb haben wir uns für einen neuen gemeinsamen Standort entschieden, an dem Skifahrer von beiden Seiten gut wiederholen können“, erläutert Seilbahnplaner Stephan Salzmann.

Perspektive

der Talstation, die den gemeinsamen Zugangsbereich zeigt.

Daraus ist auch die Y-Form des Stationsgebäudes entstanden: Dieses beinhaltet einen Niederspannungsraum für beide Seilbahnen, einen gemeinsamen Aufenthaltsraum für das Betriebspersonal und ein zusammenhängendes Revisionspodest für beide Anlagen.

„Die moderne Gestaltung und die durchdachte Infrastruktur ermöglichen eine effiziente Wartung und einen reibungslosen Betrieb der Anlagen. Das gesamte Baukonzept ist darauf ausgelegt, den Skibetrieb langfristig zu optimieren und die Nutzung nachhaltig sicherzustellen“, schildert Salzmann.

Kampf um Standort

Für die Lage der Talstation mussten die Verantwortlichen kämpfen. Obwohl es sich großteils um eine Fläche handelt, die früher schon für Pisten und Kabelgräben genutzt wurde, stellte sich die Umweltanwaltschaft zunächst dagegen.

„Die Gegner hätten sogar mehr Pistenbauten in Kauf genommen, nur um den Standort zu verhindern. Wenn der Naturschutz mehr Natur beanspruchen will als die Bergbahn – das kann und will ich nicht mehr verstehen“, klagt Salzmann über die Hürden für lediglich zwei Ersatzanlagen.

Letztlich wurde der Standort genehmigt, obgleich alle Amphibien nun im Frühling abgesiedelt werden müssen – was den Verlust von wertvoller Bauzeit bedeutet. Denn beide Anlagen sollen bereits zur Wintersaison in Betrieb gehen.

Zaunlandschaft

Im Projektgebiet müssen vor Baubeginn Amphibien entnommen werden.

Von der Jennerwiese zur Angeralm

Bei einer der beiden Seilbahnen werden Skifahrer womöglich ein Déjà-vu erleben: Denn die „Angeralmbahn“ hieß früher „Jennerwiesenbahn“ und fuhr bisher in Berchtesgaden. Durch den Stopp des Winterbetriebs am Jenner konnte die Dachstein Tourismus AG die Anlage zu einem lukrativen Preis erwerben, was die Finanzierung des Gesamtprojekts wesentlich erleichtert hat.

„Wir sehen das Projekt auch im Hinblick auf die Schonung von Ressourcen als vorbildhaft, da wir möglichst alle Komponenten der bestehenden Seilbahn weiternutzen können“, so Salzmann.

Der Ingenieur hat das Geschäft selbst eingefädelt, da sein Büro einst die „Jennerwiesenbahn“ geplant hatte. Die Anlage wurde 2017 errichtet und hat nur wenige Betriebstunden. Zudem sind Länge und Höhenunterschied nahezu gleich, sodass nur wenige Umbauten erforderlich sind.

Auch deswegen beträgt die Investitionssumme in die zwei Bahnen, in die Pistengerätegarage und in Pistenbaumaßnahmen vergleichsweise geringe 22 Millionen Euro.

Déjà-vu

Die Jennerwiesenbahn wird als Angeralmbahn erneut errichtet.

Bergstationen sind Standard

Die Bergstation der „Angeralmbahn“ wird in umittelbarer Nähe der 8er-Kabinenbahn „Donnerkogel“ angeordnet. Dadurch können schwache Skifahrer zur Talfahrt einfach zur Kabinenbahn wechseln.

Die „Aussichtsbergbahn“ führt auf den Standort des derzeit betriebenen fixgeklemmten 4er-Sesselliftes in unmittelbarer Nähe der 8er-Kabinenbahn „Panorama Jet“. Die beiden Bergstationen werden mit den geringstmöglichen Baukubaturen geplant.

Seilbahntechnik mit Komfort

„Im Winter dienen die Bahnen hauptsächlich als Wiederholungsanlagen und der Gast wünscht heutzutage einen gewissen Ein- und Ausstiegskomfort. Deshalb kommt – trotz der geringen Bahnlänge – nur eine kuppelbare Sesselbahn in Frage“, begründet Salzmann die Wahl des Seilbahntyps.

Dazu kommen bei beiden Bahnen 6er-Sessel mit Wetterschutzhaube, Komfortpolsterung und Sitzheizung zum Einsatz. Die maximalen Förderleistungen wurden auf 2.221 bzw 2.400 Personen pro Stunde ausgelegt.

Der Direktantrieb ist bei beiden Anlagen in der Talstation angeordnet und wird als Brücke im Stationsgerüst untergebracht. Die hydraulische Förderseilabspannung befindet bei der „Angeralmbahn“ am Berg und bei der „Aussichtsbergbahn“ im Tal. Die Garagierung ist automatisiert.

Technische Daten:

6er-Sesselbahn Angeralm

System 6SB
Antrieb Tal
Förderseilabspannung Berg
Garagierung Tal
Einstieg 90°
Ausstieg gerade
Auffahrtrichtung rechts
Seilhöhe Tal 1.392 m
Seilhöhe Berg 1.474 m
Höhenunterschied 144 m
Horizontale Bahnlänge 554 m
Fahrstrecke 615 m
Fahrgeschwindigkeit 5 m/s
Förderleistung 2.221 P/h
Folgezeit 9,73 s
Fahrzeit 2,77 min
Anzahl Fahrzeuge 30
Anzahl Stützen 8
Seil Teufelberger-Redaelli

Technische Daten:

6er-Sesselbahn Aussichtsberg

System 6SB
Antrieb Tal
Förderseilabspannung Tal
Garagierung Tal
Einstieg 90°
Ausstieg gerade
Auffahrtrichtung rechts
Seilhöhe Tal 1.392 m
Seilhöhe Berg 1.586 m
Höhenunterschied 257 m
Horizontale Bahnlänge 912 m
Fahrstrecke 982 m
Fahrgeschwindigkeit 5 m/s
Förderleistung 2.400 P/h
Folgezeit 9 s
Fahrzeit 3,99 min
Anzahl Fahrzeuge 48
Anzahl Stützen 9
Seil Teufelberger-Redaelli