Triest: Baubeginn der Seilbahn noch heuer?

Mit einer finanziellen Unterstützung von 48,7 Millionen Euro aus dem Nationalen Wiederaufbauplan rückt die urbane Seilbahn in Triest (Italien) in greifbare Nähe. Ein Baubeginn Ende 2025 wäre möglich, berichtete Giulio Bernetti. Der Direktor der Abteilung für Raumordnung, Umwelt, öffentliche Arbeiten und Kulturerbe der Stadt Triest stellte auf der INTERALPIN neue Details zur geplanten Anlage vor.

Die italienische Hafenstadt Triest leidet aufgrund ihres hügeligen Hinterlands unter überlasteten Straßen, zugleich harrt der alte Hafen auf wichtige Impulse. Beide Aufgaben könnte eine urbane Seilbahn lösen. Nach den aktuellen Plänen soll eine 10er-Einseilumlaufbahn den Vorort Opicina am Berg mit dem Viertel Barcola-Bovedo am Meer verbinden.

Dort macht die Anlage eine 90-Grad-Kurve und führt an der Küste entlang zur Station Porto Vecchio. In deren Nähe befinden sich ein Kongresszentrum, Museen und ein Kreuzfahrtterminal. Ab hier soll die Seilbahn auf der breiten Straße zwischen den alten Lagerhäusern des Hafens hindurchfahren, um am Pier IV im Zentrum von Triest zu enden.

Die gewählte 4,15 Kilometer lange Seilbahnstrecke bietet also eine durchgängige Verbindung zwischen dem Vorort Opicina und dem Zentrum Triest – mit zwei Zwischenstationen an der Küste des Mittelmeers. Zudem dient sie als belebende Achse für das aufstrebende Hafenviertel.

Die Streckenführung:

Vom Berg ans Meer mit vier Stationen, eine davon als Eckstation.

Seilbahn für Verkehr aus Norden

Giulio Bernetti, Direktor der Abteilung für Raumordnung, Umwelt, öffentliche Arbeiten und Kulturerbe der Stadt Triest, nannte in seinem Vortrag auf der Messe INTERALPIN vier Ziele, welche die neue Seilbahn erreichen sollte: Erstens die Erschließung des Stadtzentrums durch öffentliche Verkehrsmittel vom hügeligen Norden:

„Derzeit fahren viele Menschen über unzureichende Straßen und überlastete Eisenbahnverbindungen nach Triest. Aus Slowenien und über die italienischen Autobahnen kommend, wird es mit der Seilbahn aber möglich sein, das Auto in Opicina abzustellen und das Stadtzentrum in zwölf Minuten zu erreichen“, berichtet Bernetti.

Dazu werden an der Station Opicina ein zweistöckiger Parkplatz mit 400 Stellplätzen errichtet sowie Bushaltestellen installiert. Diese Infrastruktur ist in der bereits voll finanzierten Seilbahn-Investitionssumme von 62 Millionen Euro inbegriffen.

Die Seilbahn führt durch den dritten Korridor des Hafengeländes.

Seilbahn für periphere Stadtteile

Das dritte Ziel ist die bessere An- und Verbindung der Stadtteile Barcola und Opicina. Diese sind bisher untereinander und zum Stadtzentrum hin verkehrstechnisch getrennt. „Die Seilbahn wird die beiden Orte in nur sechs Minuten miteinander verlinken“, sagt Bernetti.

Seilbahn als Tourismusattraktion

Das vierte Ziel ist, die Seilbahn als touristische Attraktion zu vermarkten. „Die Kabinen bieten schöne Ausblicke, ermöglichen die Mitnahme von Fahrrädern und verbindet das Stadtzentrum mit dem nahen Gebirge und den Park-&-Ride-Anlagen“, so Bernetti.

Die Seilbahn und ihr Umfeld

Eine tiefgehende Analyse in Bezug auf O/D-Matrix, Routenanalyse und Modalwahl ergab eine rechnerische Auslastung der Seilbahn von 5.000 Fahrgästen und 10.000 Fahrten pro Tag – unter Berücksichtigung der Entwicklung von Triest und des Alten Hafengebiets.

„Der ökologische Eingriff durch die Seilbahn wäre gering. Das Naturschutzgebiet im Norden Triests wird nur gestreift und der CO2-Fußabdruck ist vergleichsweise klein“, betont Bernetti. Zudem werden die Eingriffe durch neue Grünflächen, Naturschutzgebiete und Bäume ausgeglichen.

Dem Denkmalschutz im alten Hafen wird ebenfalls Rechnung getragen, indem die Seilbahn eng in die Stadtteilentwicklung eingebunden wird. „Der Hafen besteht aus vier Korridoren – der Waterfront am Meer, der Culture Line in der zweiten Reihe, der Nature Line mit der Seilbahn und Grünflächen in Korridor drei und der bereits umgesetzten Open City Line als Abschluss des Areals“, erläutert Bernetti.

Giulio Bernetti

Direktor der Abteilung für Raumordnung, Umwelt, öffentliche Arbeiten und Kulturerbe der Stadt Triest

„Wir verfügen über fundierte Daten und Studien. Dennoch gibt es Einwände gegen die Seilbahn, insbesondere in Bezug auf den Verkehrsbedarf, die Umweltwirkungen und den Schutz des kulturellen Erbes. Die Einwände kommen von Oppositionsparteien, Umweltschutzverbänden sowie einer Bürgervereinigung. Ein Kommunikationsproblem besteht darin, dass die öffentliche Verwaltung mit den sozialen Medien nicht mithalten kann. Dort kursieren Falschinformationen. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir mit dem Bau ab Ende 2025 starten können.“

Die Seilbahn und die Politik

Die Seilbahn ist in allen wichtigen Planungsdokumenten der Stadt Triest enthalten, darunter im Nachhaltigen Mobilitätsplan (SUMP), im Aktionsplan für nachhaltige Energie und Klima, im Masterplan für den Alten Hafen, in den Leitlinien für den Alten Hafen sowie im Gesamt-Masterplan von Triest.

All diese Pläne durchliefen eine Phase der öffentlichen Beteiligung, wie gesetzlich vorgeschrieben. Formate waren öffentliche Infoveranstaltungen, themenspezifische Workshops und Anhörungen, an denen zahlreiche Interessengruppen beteiligt waren.

„Die Einbindung der Bevölkerung erfordert viel Zeit, birgt das Risiko eines Mangels an politischer Verantwortung und stößt oft auf geringes öffentliches Interesse, da Beteiligung an Planungsprozessen meist nicht als spannend empfunden wird“, schildert Bernetti seine Erfahrungen.

Zudem stelle sich die Frage, wer sich überhaupt beteiligt – häufig handelt es sich um sogenannte NIMBYs („Not in my backyard“), also Personen, die Veränderungen in ihrer unmittelbaren Umgebung ablehnen. Fachliche Kompetenzen werden dabei oft nicht anerkannt oder finden wenig Beachtung.

Die Seilbahn & der Stand der Dinge

Die Planungsphase für die Seilbahn in Triest ist abgeschlossen, die lokale städtebauliche Variante steht noch zur Genehmigung durch den Stadtrat an. Auch das endgültige Projekt liegt vor und kann nun von der Konferenz aller beteiligten Behörden geprüft werden, schließt Bernetti: „Der Baubeginn könnte Ende des Jahres erfolgen.“

Seilbahn Triest

Sektion 1: Opicina – Bovedo
Länge  2.260 m
Stützen 19
Sektion 2: Bovedo – Pier IV
Länge 2.548 m
Stützen 18
Gesamtkapazität 1.800 – 2.400 P/h
Folgezeit 20 sek
Gesamtlänge 4.808 m
Alle Stützen 37
Kabinenkapazität 10 P
Kabinen 80 – 100
Investitionssumme € 62 Mio.