
Management & Tourismus
Schneemangel: potenziell betroffene Banken und Gemeinden in Österreich
Schneefall hat mehr mit der Stabilität österreichischer Banken zu tun, als man denkt. Zu diesem Schluss kommt die Oesterreichische Nationalbank in einer neuen Studie. Erstmals wurden dabei geografische Schneerisiken mit detaillierten Kreditdaten verknüpft und verschiedene Schneefall-Szenarien sowie deren Auswirkungen auf Banken analysiert.
Ausgangslage
Untersucht wurden über 200 Skigebiete in Österreich, kombiniert mit granularen Daten zur Kreditvergabe auf Gemeindeebene. Im Ausgangsszenario gilt: Unter 1.500 Metern Seehöhe gibt es keine Schneesicherheit mehr und Gäste besuchen Skigebiete im Umkreis von bis zu 10 Kilometern.
Der Wegfall des Skitourismus kann negative wirtschaftliche Folgen für angrenzende Gemeinden haben. Die Betroffenheit ergibt sich aus vier Kanälen: dem Anteil des Skigebiets unter 1.500 Metern, der Tourismuswertschöpfung, dem Anteil der Winternächtigungen und dem Anteil der Ski-Touristen.
Kombiniert mit der Kreditvergabe an nichtfinanzielle Unternehmen erlaubt dies eine Einschätzung gefährdeter Kredite. Je tiefer ein Skigebiet liegt und je wichtiger der Skitourismus lokal ist, desto höher die Betroffenheit.
Die am stärksten betroffenen Skigebiete und Gemeinden
Für die Analyse werden Daten aus OpenStreetMaps verwendet. Rund 3.600 km² gelten dort als Skigebiet, davon liegen 1.400 km² (39 %) unter 1.500 Metern.
Salzburg weist mit 550 km² die größte Fläche niedrig gelegener Skigebiete auf; auch zwei der am stärksten betroffenen Skigebiete liegen dort: die Salzburger Sportwelt und Ski amadé.
Ebenfalls stark betroffen ist die SkiWelt Wilder Kaiser in Tirol.
Der Farbverlauf zeigt den Anteil des Skigebiets der unter 1.500 Metern Seehöhe liegt:
Je röter das Skigebiet, desto mehr Fläche liegt unter 1.500 Metern.
34 Skigebiete mit erhöhtem Risiko durch Schneemangel
Einige Skigebiete erscheinen besonders gefährdet: Erstens Skigebiete südlich der Alpenhauptkette (z. B. in Kärnten oder Steiermark) und zweitens Gebiete mit über 90 Prozent Fläche unter 1.500 Metern.
Erstere sind von mediterranerem Klima geprägt und erleben mildere Winter, mehr Sonne und weniger Schnee – was auch technische Beschneiung erschwert. Zweitere sind typischerweise kleinere Gebiete, die zu keinen großen Skiverbünden gehören und somit wirtschaftlich schwächer sind.
Insgesamt zählen demnach 34 Skigebiete zu den Hochrisiko-Skigebieten. Die meisten liegen in der Steiermark (22), gefolgt von Kärnten (7), Tirol (4) und Salzburg (1). Sie machen zwar nur rund 1 Prozent der gesamten Skifläche aus, betreffen aber circa 170 Gemeinden und 250 Banken. Die betroffenen Kredite entsprechen etwa 8 Prozent aller gefährdeter Kredite.
Die Gemeinden, in denen gefährdete Kredite liegen:
Freie Kartenflächen zeigen Gemeinden ohne Skigebiet im 10-km-Umkreis. Die Farbskala gibt den Anteil gefährdeter Kredite von niedrig (grau) bis hoch (rot) an.
Gefährdete Skigebiete und wirtschaftliche Indikatoren
Die am stärksten betroffenen Gemeinden sind touristisch und wirtschaftlich bedeutend (mit grundsätzlich höherem Kreditbestand) und liegen im Einzugsgebiet vieler tief gelegener Skigebiete.
Diese Erkenntnisse übertragen die Experten auf die Bankenebene: Die österreichische Bankenlandschaft ist vielfältig, dezentral und stark durch Regionalbanken geprägt. Daraus ergibt sich ein deutliches West-Ost-Gefälle: Regionale Banken in Tirol, Vorarlberg und Salzburg halten relativ zur Bilanzsumme die meisten gefährdeten Kredite.
Insgesamt stellt das Risiko von Schneemangel jedoch keine Gefährdung für einzelne Institute dar.
Klimaszenarien und ihre Folgen für Banken
Um die Sensitivität der Ergebnisse abzuschätzen, haben die Experten die angenommene Schneefallgrenze und den Umkreis der Gemeinden geändert. Wie stark sich die Schneefallgrenze in der Realität verschieben wird, hängt vom Ausmaß der Klimaschutzmaßnahmen ab.
Laut anderen Studien würden ohne Klimaschutz viele Skigebiete unter 2.000 Metern verschwinden. Für zwei Drittel der Skigebiete hieße dies gänzliche Schneefreiheit. Bei einem Umkreis von 10 Kilometern wären fast 600 Gemeinden betroffen.
Die relative Veränderung der gefährdeten Kredite im Vergleich zum Ausgangsszenario.
Dabei wird untersucht, wie sich die gefährdeten Kredite verändern, wenn der Umkreis der Gemeinden erweitert und die Schneefallgrenze variiert wird. Zur einfacheren Darstellung ist die Veränderung für Österreich gesamthaft dargestellt.
Fazit
Die meisten heimischen Banken haben Kredite an skitourismusabhängige Unternehmen vergeben. Besonders betroffen sind Banken in Westösterreich, während in Südösterreich die gefährdeten Kredite trotz vieler Hochrisiko-Skigebiete gering bleiben.
Obwohl das gefährdete Kreditvolumen insgesamt klein ist, könnte ein Ausfall den betroffenen Banken erheblichen Schaden zufügen.