VTK in Bulle: Probleme richtig angehen

Technische Leiter, die die Branche verlassen, und junge Seilbahner, die nicht einsteigen wollen – das sind nur einige der Themen, die an der VTK-Tagung in Bulle (Kanton Freiburg) diskutiert wurden. 430 Teilnehmer und 59 Aussteller fanden den Weg zum inputstarken Netzwerk-Event.

Unter dem Motto „Seilbahnen im Wandel – Innovationen für alle Jahreszeiten“ erhielten die rund 430 Besucher (2024 waren es noch 480) der VTK-Tagung in Bulle (Kanton Freiburg) wichtige Informationen von Behörden, Skigebieten, Forschung und Zulieferindustrie.

Zehn Referate und vier Exkursionen bildeten den Kern der Versammlung, die durch 59 Aussteller der Industrie bereichert wurde. Durch die Tagung im Messezentrum Espace Gruyère führte VTK-Vorstand Andreas Sturzenegger.

Am Vorabend gab es bereits ein Fondue-Essen im Obergeschoss. Die Begrüßung am Tag 1 erfolgte durch VTK-Präsident Andreas Zenger.

Ob beim Dinner, im Tagungssaal, in der Ausstellung oder vor der Band – auf der VTK 2025 gab es genügend Zeit zum Netzwerken.

BAV: Verantwortung bleibt

Nicolas Imthurn von der Aufsichtsbehörde BAV betrat als erster die Bühne. Die Nachführung der Betriebsvorschriften funktioniere zum Teil immer noch nicht, zudem mache sich der Fachkräftemangel bemerkbar: Weitsichtige Planung sei hier nötig.

Bei den technischen Defekten sieht das BAV Potential im Brandschutz, bei den elektrischen Anlagen und bei Lager bzw. Getriebe, um hohe Schadenskosten zu vermeiden.

Die Behörde beobachtet zunehmend die Auslagerung der Instandhaltung an externe Firmen. Hier müsse klar sein, dass das Seilbahnunternehmen weiterhin verantwortlich ist und Aufträge eindeutig umrissen sein sollten.

Nikolaus Imthurn

Aufsichtsbehörde BAV

„Bei Sesselbahnen ist der Längseinstieg sinnvoll, wenn Platz vorhanden ist, bei Kombibahnen nur mit Schranke.“

IKSS: Kein Arbeitsinspektorat

Seinen ersten Auftritt auf einer VTK hatte Reto Zihlmann. Der neue Leiter der Kontrollstelle IKSS sprach über Ereignisse und Mängel an Schleppliften, Förderbändern und Kleinseilbahnen.

Er betonte die Relevanz von Seilscheibenabsturzsicherungen am Beispiel des Vorfalls in Spanien. Zudem gäbe es immer wieder schwere Unfälle in Folge nicht eingezogener Bügel, hier sei mehr Überwachung nötig.

Zum Thema Arbeitssicherheit stellte Zihlmann klar, dass die IKSS – im Gegensatz zur SUVA und kantonalen Inspektionen – kein Durchführungsorgan ist. Zudem ging er auf Bügelschäden, Schleppseilrisse und Kollisionen ein.

Berno Stoffel

Direktor Verband Seilbahnen Schweiz

„Wir wehren uns derzeit gegen eine Richtlinie, welche die Neuerschließung von Bergen verbieten will.“

SBS: Problemfeld Technische Leiter

Berno Stoffel, Direktor des Verbandes Seilbahnen Schweiz (SBS), ging vor allem auf den Fachkräftemangel und die hohe Fluktuation bei Technischen Leitern ein.

Eine Umfrage ergab, dass diese überlastet sind: Hohe Verantwortung, wenig Unterstützung, kaum Delegationsmöglichkeiten, sowie Präsenz- und Verfügbarkeitsdruck.

Die Folge sei der Wechsel in andere Branchen oder in die Selbstständigkeit. Zudem steige der Nachwuchs kaum ein, da die Rolle überfordernd wirke, keine klare Laufbahn erkennbar sei, sowie moderne Bildungs- und Arbeitsmodelle fehlen würden.

SBS will dies mit mehreren Maßnahmen lösen, etwa mit differenzierten Berufsbildern und entflechteten Aufgaben.

Pierre-Alain Morard

Direktor Freiburger Tourismusverband

„Der Freiburger Tourismus hat eine vielversprechende Zukunft, das beweist der Erfolgskurs des Magic Pass.“

Freiburg: Tourismusmagnete verstärkt

Ein Überblick zur diesjährigen VTK-Gastgeberregion gab Pierre-Alain Morard, Direktor des Freiburger Tourismusverbandes. Mit rund 840.000 Übernachtungen jährlich spiele der Kanton schweizweit touristisch eine kleinere Rolle, nichtdestotrotz arbeite er hart daran, die Besucher-Hubs zu verbessern.

So wurde die Schaukäserei La Maison du Gruyère errichtet, der Cailler-Schokoladenpark ausgebaut, der Zoo Papiliorama erweitert und das Museum Gruérien renoviert.

Auch bei den Leistungsträgern tue sich viel: Vier große Hotelprojekte und zahlreiche Renovierungen in der (Para-)Hotellerie werden zurzeit umgesetzt. Auch Seilbahnen investieren, etwa Jaun und La Berra in die technische Beschneiung, Moléson und Schwarzsee in Sesselbahnen sowie Flow Trails und Les Paccots –
Rathvel in das Sommerangebot.

Johanna Gapany

Ständerätin und Präsidentin des Freiburger Seilbahnverbandes

„Durch das PPP-Modell bleiben die Anlagen bestehen. Das ermöglicht den Weiterbetrieb der Skigebiete.“

PPP-Modell für Seilbahnen

Damit die Skigebiete diese Investitionen tätigen können, setzt der Kanton seit über 20 Jahren auf ein Public-Private-Partnership-Modell. Johanna Gapany, Ständerätin und Präsidentin des Freiburger Seilbahnverbandes, stellte das Finanzierungskonzept vor:

Die Freiburger Seilbahnen AG – ein gemeinschaftliches Unternehmen von Region/Kommunen (25%), Kanton (49%) und Seilbahngesellschaften (26%) besitzt die Anlagen der Skigebiete.

Sie vermietet diese an die Betreiber zu einem Mietzins von 0,75 % des investierten Kapitals pro Jahr und deckt damit Betriebskosten und Erneuerungen ab. Die Betreiber wiederum können gesund wirtschaften und behalten ihre Governance sowie finanzielle Autonomie.

Fréderic Glassey

Geschäftsleitung MeteoNews

„Temperatur (+1°) und Nullgradgrenze (300 m) werden steigen, Schneedecke und Eistage um 10 bis 30% abnehmen.“

Klima: Der Taupunkt ist entscheidend

„Im Winter 2050 wird in Schweizer Skigebieten noch Ski gefahren, aber sicherlich über einen kürzeren Zeitraum als bis 2025“ – das war die Hauptaussage von Fréderic Glassey von MeteoNews. Er ging detailliert auf Klima und Wetter ein und hob die Bedeutung des Taupunktes hervor.

Wenn die relative Luftfeuchtigkeit über 80 Prozent liegt, regnet es bei über 1°, während zwischen 0° und 1° nasser Schnee fällt. Trockener Schnee bzw. Eisregen tritt bei unter 0° auf.

Eher aus Opportunismus werden sich die Skifahrer von niedrigen zu höheren Skigebieten verlagern (Magic-Pass-Effekt), während im Sommer die kühlen Berge insgesamt als Reiseziele profitieren werden.

Axel Halder von BORER sitzt auf seinem Mountain Coaster, SI Herausgeber Gerald Pichlmair schiebt humorvoll an.

Trafen sich auf der VTK (v.l.) Patrick Schönmann und Christine Adamski von HANS HALL mit Luca Küng von REMEC.

Michèle Hofer von der ABACUS RESEARCH AG präsentierte ihre Software für das Management von Arbeitszeiten und Personalplanung.

Informationen aus der Zulieferindustrie

Nach einem Chibli-Abendessen an Tag 1 startete Tag 2 mit Vorträgen aus der Zulieferindustrie: Patrick Schibli von BACO teilte Erfahrungen mit dem DirectDrive und Jan Megert von SISAG informierte über Kommunikationssysteme für Seilbahnfahrzeuge.

Den Schlusspunkt vor den Exkursionen setzten Marguerite Cerruti und Julien Michelet vom Bureau d‘études Impact in Sion – mit dem Lärm von Seilbahnen in Wohngebieten.