
Seilbahn & Technik
Zweiter Funifor am Schilthorn fertig
Fast ein Jahr nach der Eröffnung der ersten Funifor-Bahn zwischen Mürren und Birg geht am Freitag, 28. November 2025 auch die zweite Spur in Betrieb. Sie ist die zweitletzte Bahnanlage, die im Rahmen des Großprojekts SCHILTHORNBAHN 20XX eröffnet wird.
Die zeitlich versetzte Inbetriebnahme zeigt ein wichtiges Merkmal der neuen Bahnen auf: Sie sind mechanisch unabhängig. Bei Bedarf, zum Beispiel im Revisionsfall, muss nur eine Fahrbahn stillgelegt werden, was einen Betrieb an 365 Tagen im Jahr ermöglicht.
„Im Normalfall werden die beiden Fahrbahnen elektrisch gekoppelt und als ‚klassische‘ Pendelbahn betrieben“, erklärt Daniel Gertsch, Leiter Seilbahnen der Schilthornbahn AG.
Jede Bahn bietet Platz für 100 Personen; gemeinsam erreichen sie eine maximale Förderleistung von 800 Personen pro Stunde. „Diese Kapazitätserhöhung kommt genau zum richtigen Zeitpunkt“, so Gertsch mit Blick auf die bevorstehende Winter-Hauptsaison.
Innovative Funifor-Bahn setzt neue Maßstäbe
Die erste Spur der windstabilen Funifor-Bahn zwischen Mürren und Birg ermöglicht seit Dezember 2024 einen ganzjährigen Betrieb und bleibt auch bei Revisionen flexibel.

Der Funifor
Was bedeutet eigentlich Funifor? „Ein Funifor ist eine Luftseilbahn mit jeweils zwei parallel verlaufenden Tragseilen, deren Abstand etwa gleich groß oder grösser als die Breite der darunterliegenden Seilbahnkabinen ist“, erklärt Seilbahnfachmann Gertsch.
Bei den Funifor-Bahnen am Schilthorn beträgt die Spurbreite der Tragseile 4.6 Meter, die Kabinenbreite liegt bei 3.75 Metern. Der große Abstand zwischen den Tragseilen beugt der Querpendelung vor und garantiert dadurch eine hohe Windstabilität.
Zwischen Mürren und Birg bewältigen die Bahnen eine Strecke von 2.765 Metern. Die Seile liegen dabei lediglich auf einer 58 Meter hohen Stütze im unteren Streckenteil auf. Um den Durchhang der Zugseile gering zu halten, sind auf jeder Spur in regelmäßigen Abständen orange Zwischenseilaufhänger montiert.
Mit einer beachtlichen Geschwindigkeit von 12 Metern pro Sekunde – rund 43 Stundenkilometer – bewältigen die Kabinen die 1.036 Höhenmeter zwischen den Stationen in nur fünf Minuten. Beide Bahnen sind für einen unbegleiteten Betrieb konzipiert. Die zweite Spur kann zusätzlich mit bis zu acht Tonnen Unterlast gefahren werden.
Im Endausbau wird das Projekt Schilthorn 20XX fünf Anlagen umfassen:
die Pendelbahn Stechelberg-Mürren (in Betrieb), zwei einspurige Pendelbahnen von Mürren bis Birg (Linie 1 in Betrieb/Linie 2 ab 28. November 2025) und zwei einspurige Pendelbahnen zwischen Birg und Schilthorn (Linie 1 seit März 2025/Linie 2 ab 2026).

„Stück für Stück zum Leben erweckt“
Der Bau der der zweiten Funifor-Spur begann unmittelbar nach dem Abbruch der alten Pendelbahn im vergangenen April. Nach erfolgreichem Seilzug über die Sommermonate wurde Anfang September die Kabine angehängt.
„Eine Bahn wird Stück für Stück zum Leben erweckt“, sagt Gertsch.
„Als erstes prüfen wir die ganze Steuerung für den Sicherheitsbericht und messen die Abstände während der Fahrt auf Stütze und Stationen. Wichtig ist auch die korrekte Einstellung der Bremshydraulik, gefolgt von Bremsproben unter Voll-Last.“, zählt Gertsch einige der notwendigen Aufgaben vor der Inbetriebnahme auf.
Abschließend erfolgt die Abnahme des Bundesamts für Verkehr – ohne diese darf keine Bahn in Betrieb gehen. „Auch wenn von Aussen der Eindruck entstehen mag, es gehe nicht vorwärts, sind all diese Aufgaben enorm zeitintensiv“, betont Gertsch.
Anfang Jahr beginnt der gleiche Prozess erneut, wenn zwischen Birg und Schilthorn die letzte Luftseilbahn des Projekts entsteht. Das Opening ist für Anfang April 2026 geplant.
SI Berichterstattung zur Schilthornbahn 20XX
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