BergNetzWerk: Branche in Schwingung

Die Bergbahnbranche ist in Bewegung: Das zeigte sich auf dem BergNetzWerk 2025 in Oberstdorf. Rund 130 Seilbahner, Touristiker, Forscher und Industrievertreter setzten sich mit Resonanz im alpinen Tourismus auseinander. Zudem knüpften sie wertvolle Kontakte und erhielten viel Input.

Vorträge, Workshops und Debatten prägten das BergNetzWerk 2025 in Oberstdorf, Deutschland. Die rund 130 Teilnehmer genossen aber auch ungezwungenes Netzwerken, regionale Kulinarik, eine Exkursion und den Gipfel-Sundowner mit Snowboard-Olympiasiegerin Anna Gasser.

Resonanz und der Zeitgeist

In ihrer Keynote ging Zeitgeistforscherin Kirstine Fratz auf Sollbruchstellen und Lücken in unserer Kultur ein, aus der sich Sehnsüchtige entwickeln, die Bergbahnen bedienen können, etwa Angebote für Elternteile, die auch mal alleine Zeit verbringen wollen.

Resonanz und Gäste

Mike Peters von der Universität Innsbruck stellte aktuelle Forschungsprojekte vor und ging auf die Alpine Awareness Camps für Bergführer ein: Diese sehen Nachhaltigkeit primär im langen Nutzen von Produkten, die öffentliche Anreise spielt eine untergeordnete Rolle.

Interne Einblicke in Erfolge aber auch Misserfolge bot Anja Lämmerhofer von der Alpsee BergWelt in Immenstadt: Vom Berghotel bis Alpakas wird ganzjährig viel geboten, der Wintersport spielt eine untergeordnete Rolle.

Golmi, das Murmeltier, kindgerechte Gastronomie und ein Festival zum fordernden Thema Klimawandel – Judith Grass, CEO von Golm Silvretta Lünersee Tourismus zeigte, wie sich Gästetrends in Angebote umsetzen lassen. Ziel sei es, auch am Golm 70 Prozent der Ersteintritte im Sommer zu generieren.

Eine gemeinsame Seilbahnfahrt

durfte bei dem Thema „Resonanz“ nicht fehlen.

Resonanz und Mitarbeiter

Die Work-Life-Balance bezeichnete Magdalena Kessler vom Naturhotel Chesa Valisa in ihrem Vortrag als „Hasswort”. Ihr mehrfach ausgezeichneter Betrieb (u.a. Platz 9 von Best Place to Work in Österreich) nutzt spannende „Spinnerreien“, um wertschätzende Arbeitsplätze zu schaffen.

In die gleiche Kerbe schlug Sven Thoenes, Aufsichtsratsvorsitzender der Retecon AG. Um Leute zu behalten, muss HR Chefsache werden. Wichtig ist der Blick auf die zweite Reihe, also stellvertretende Abteilungsleiter und Ähnliches. Diese halten Betriebe am Laufen – und sind auch manchmal schuld, warum Mitarbeiter kündigen.

Über Unterschiede in Behördenverfahren trotz gleicher Rechtslage debattierten (v.l.):

  • Andreas Dorfmann (CEO Kronplatz)
  • Gerlinde Born (Behörde Salzburg)
  • Beate Rubatscher-Larcher (GF Kaunertaler & Pitztaler Gletscher)
  • Gishild Schaufler (Landesumweltanwältin Salzburg)
  • Planer Christian Weiler (Klenkhart & Partner)

Resonanz mit Behörden

Große Resonanz rief der Behörden-Block hervor: Christian Weiler, Geschäftsführer von KLENKHART & PARTNER beklagte unterschiedliche Vorgehensweisen von Genehmigungsbehörden bei eigentlich gleicher Gesetzeslage.

Unter der Moderation von Andreas Dorfmann (CEO Kronplatz), diskutierte der Seilbahnplaner die Hürden und Erfolgsfaktoren zusammen mit Beate Rubatscher-Larcher (GF Kaunertaler und Pitztaler Gletscherbahnen), Gerlinde Born, Leiterin Schianlagen Land Salzburg, und Gishild Schaufler, Landesumweltanwältin von Salzburg.

Aus dem Publikum kamen Klagen zur Entscheidungsschwäche von Behörden und deren geringe Vernetzung untereinander. Der Ruf nach einem BehördenNetzWerk wurde laut.

Der erste Abend klang „Zum Wilden Männle“ aus, wo Kulinarik, Kultur und Sport als Treiber im Tourismus diskutiert wurden (v.l.):

  • Johannes Tiebel (Gastroleiter Aletsch Bahnen)
  • Jeremias Riezler (Biohotel Walserstuba)
  • Moderator Thomas Mussger
  • Theo Deutinger (minus20degree, Biennale Salzburg)
  • Coletta Rydzek (Weltcupsiegerin im Langlauf)

Resonanz in der Gesellschaft

Tag 2 stand zunächst ganz im Zeichen der Mobilität: Verkehrsforscher Stephan Tischler von der Uni Innsbruck referierte über den Verlust des Schleichweg-Privi-legs der Einheimischen durch Navigationssysteme an Touristen – und wie sich der Urlaubsverkehr vermeiden, verlagern bzw. verträglich abwickeln lässt.

Ernst Schöpf, Bürgermeister von Sölden, sprach über positive Treiber der Tourismusgesinnung – von der Nahversorgung über Öffis bis zur medizinischen Infrastruktur – und rief die bitterarmen Zeiten vor dem alpinen Tourismus in Erinnerung.

Klaus Fischer von der Allgäu GmbH sprach über Lebensraummanagement, das über Tourismus hinausgeht. So sei etwa ein kulturelles Angebot wichtig, um Arbeitskräfte in die Region zu ziehen.

Anschließend diskutierte ein Podium aus Sophia Oberjakober (Mobilitätskonsortium Südtirol), Lorenz Aschauer (ÖBB), Peter Brandauer (Mobilitätsinitiative Alpine Pearls) und Thomas Dusch (Allgäuer Bergbahn Initiative ABBI) über Mobilität als Schlüssel für Tourismusgesinnung.

Zentrale Erkenntnis: Öffi-Angebote für Touristen werden mancherorts zu 80 Prozent von Einheimischen genutzt.

Die Kaffee- und Mittagspausen wurden für den persönlichen Austausch genutzt.

Resonanz in der Technik

„Autonome Seilbahnen: Wie KI den Seilbahnbetrieb verändert“ – darüber sprach Carl Biagosch, Mitgründer von Mantis Ropeway Technologies. Er betonte, dass KI immer zum sicheren Zustand entscheide, sie bremst oder stoppt im Notfall eine Seilbahn, fährt diese aber nicht neu an oder beschleunigt. KI lerne zwar auf den Servern von Mantis mit jeder Betriebsstunde hinzu, auf der Anlage ändert sie sich aber nicht.

Über Energiegemeinschaften als Game Changer zu einer risikofreien, günstigen und umweltfreundlichen Stromversorgung sprach Peter Gönitzer, CEO von NOBILE. Spannendes Detail: Skigebiete können mit den PV-Anlagen ihrer Gäste eine Energiegemeinschaft bilden – nach dem Motto: Strom gegen Benefits. Obwohl etwa die PV-Anlage in Wien steht, kann sie im Skigebiet eingebunden werden.

Unabhängig von Google Maps – das ist das Anliegen von Hartmut Wimmer von Outdooractive und Markus Redl von der Bergbahngruppe ecoplus GmbH. Im Vortrag und am Tag 3 im Workshop diskutierten sie über eine offene Datenplattform für Skigebiete.

Eine technische Führung durch die Nebelhornbahn

fand am Freitag statt.

Resonanz im Detail

Interaktiv wurde es in den Workshops: Christina Roitinger von MYCLIMATE erörterte mit den Bergbahnern, wie Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt und Klimaschutzprojekte finanziert werden.

Der HOCHKANT-Workshop um Werner Wechsel erarbeitete anhand eines fiktiven Skigebiets ein ganzjähriges Angebot.

George Sarimpalidis (ProAcademy von KÄSSBOHRER) sah sich mit seinen Teilnehmern an, warum das finnische Skigebiet Levi durch Schulung Pisten besser präpariert.

In den Workshops ging es praktisch, zielstrebig, aber auch humorvoll zu.

Wie sich dem Parkplatzmangel begegnen lässt, darüber sprach Patrik Lundberg von PARKSTER. Der Workshop sah sich Preise, Ticketarten und digitale Analysen im Detail an.

David Kirchler von INFLEX und Markus Rainer von PREFACT zeigten anhand der Software Alpinlog, wie digitales Unfallmanagement funktioniert.

Pay-per-use Leasing als Lösung für Investitionen präsentierten Oliver Hedl von s-Leasing und Günter Hehenfelder von Findustrial. So wird etwa die Rate für eine Pistenraupe nur dann bezahlt, wenn sie auch fährt.

Reinhard Wieser (Bergbahnen Alpbach)

wird Venue Partner des BergNetzWerks 2026 sein.

Resonanz in der Praxis

Den Abschluss setzten Bruno Fläcklin und Mélanie Eppenberger aus Toggenburg. Die Schweizer Destination beschäftigt sich wortwörtlich mit „Resonanztourismus“ – vom Klanghaus über Seilbahnstationen in Bauernhaus-Optik bis zum Verzicht auf Werbetafeln. Wichtig sei, das Skigebiet aufzuräumen.