
Management & Tourismus, SI 5/2025
Mountaincart: „In wenigen Monaten amortisiert!“
SI Magazin: Herr Jeßberger, welche Bilanz ziehen Sie bei MOUNTAINCART zur Sommersaison 2025?
Joachim Jeßberger: Viele unserer Kunden aus dem Alpenraum spiegeln uns ein insgesamt gutes Sommergeschäft wider: Die Attraktion Mountaincart wird auch bei nicht hochsommerlichem Wetter von den Gästen recht gut angenommen.
Entsprechend haben auch in dieser Saison zahlreiche Bergbahnen ihre bestehende Mountaincart-Verleihflotte weiter aufgestockt, um die wachsende Gästenachfrage zu bedienen.
Zudem sind Destinationen hinzugekommen, darunter Saas-Fee, Silvretta-Montafon, Obertauern oder Val Thorens/Les 3 Vallées.
Inwiefern überzeugen Mountaincarts als Sommer- und Ganzjahresattraktion?
Allen voran ist da sicherlich die Familientauglichkeit zu nennen. Ich habe im Sommer unseren langjährigen Kunden an der Plose bei Brixen besucht. Dort fahren insbesondere auch Familien mit Kindern die neun Kilometer lange Strecke über etwa 1.000 Höhenmeter hinab ins Tal.
Kleinere Kinder werden von ihren Eltern auf den Schoß genommen, Kinder ab 12 Jahren fahren dort mit einem eigenen Mountaincart.
Auch auf besonders steilen Strecken mit teils knapp 20 Prozent Durchschnittsgefälle – etwa in Bolsterlang im Allgäu – zeigen die Mountaincarts seit vielen Jahren, dass sie selbst bei anspruchsvollen örtlichen Gegebenheiten von Familien und einem breiten, auch ungeübten Gästepublikum sicher genutzt werden können.

Joachim Jeßberger
GF Mountaincart
Glückliche Gäste sind gut, aber ab wann rechnet sich das Mountaincart?
Natürlich ist für Bergbahnen nicht nur der touristische, sondern auch der wirtschaftliche Erfolg maßgebend. Mountaincarts amortisieren sich oftmals bereits nach wenigen Betriebsmonaten.
Bei durchschnittlich 200 bis 800 Abfahrten je Mountaincart und Sommersaison erwirtschaften sie nicht selten das doppelte oder vierfache an Umsätzen bezogen auf ihre Anschaffungskosten und das schon in der Premierensaison.
Insofern sind sie meist eines der zentralen Standbeine des Seilbahnsommergeschäfts, das sich zudem noch in vielen Fällen rasch und einfach umsetzen lässt. Denn oftmals ist die erforderliche Infrastruktur bereits vorhanden – mit der Seilbahn für den Bergauftransport und dem Forstweg oder der Wiese für die Bergabfahrten.

© Freepick
Im Markt treten alle paar Jahre neue Downhill-Geräte auf. Wie positionieren Sie sich hierzu als etablierter Hersteller?
Ja, diese Beobachtung teilen wir. Oftmals sind diese Versuche aber rasch auch wieder vom Markt verschwunden, nach unserem Eindruck nicht zuletzt aufgrund mangelnder Qualität. Genau hier sehen wir unseren eigenen Fokus.
Wir versuchen unser Produkt seit jeher vom Betreiber und dem Gast her zu betrachten und da sind Qualität und Sicherheit die zentralen Stellhebel.
Wir streben beim Mountaincart für jede einzelne Komponente stets die jeweils bestmögliche Lösung an und zielen dabei durch eine mehr und mehr automatisierte Inhouse-Fertigung darauf ab, die Preise günstig zu halten.
Silvretta-Montafon
setzt seit 2025 auf Mountaincarts.

Was bedeutet das konkret?
Einer unserer Partner aus Übersee hat in Hinblick auf unser Bremssystem einmal mit einem Augenzwinkern zu uns gesagt, „typisch deutsch, Ihr habt es overengineered“.
Das ist jedoch tatsächlich nicht der Fall, wenn man sich vor Augen führt, dass Mountaincarts in der Hochsaison im Dauereinsatz sind, teils auf Strecken bis zu 2.000 Metern Höhenunterschied und über zehn Kilometer einfacher Streckenlänge. Für den gewerblichen Einsatz unter alpinen Bedingungen genügt ein Fahrradbremssystem an dieser Stelle nicht.
Im Ergebnis kommt am Mountaincart ein eigenentwickeltes Bremssystem zum Einsatz, das auf mehrere Hundert Kilogramm zu bremsendes Gewicht ausgelegt ist, mit Hochleistungsbremsbelägen, die vielerorts bei den Verleihbetreibern erst nach mehreren Jahren verschlissen sind und ersetzt werden müssen.
Erfolgreich im Sommer
mit Mountaincarts in Obertauern.

Sie zielen damit auf den Wartungsaufwand und die Instandhaltungskosten ab?
Ja, das ist richtig. Einer unserer langjährigen Verleihbetreiber aus der Steiermark hat auf ein Angebot für ein Nachahmerprodukt entgegnet, dass dessen Alternativprodukt mit einfachem Rahmen und Fahrradbremsen ihm selbst dann noch zu teuer wäre, wenn er es geschenkt bekäme.
Genau das trifft es auf den Punkt aus meiner Sicht. Wir wollen weiter ein Produkt anbieten, das über die Gesamtnutzungsdauer absolut überlegen und für den Betreiber unerreicht vorteilhaft ist.
Ist das Mountaincart nicht eine mit Gefahren und Unfallrisiken behaftete Attraktion?
Seit Einführung der Mountaincarts vor über 15 Jahren sind damit weltweit viele Millionen Gästeabfahrten absolviert worden, so dass mittlerweile umfassende Erfahrungswerte vorliegen.
Alpine Destinationen, die sowohl die Mountaincarts betreiben als auch Bike-Trails oder Roller, bestätigen uns, dass mit unseren Mountaincarts wesentlich weniger Unfälle auftreten im Vergleich zu Bikes oder anderen v.a. zweirädrigen Gefährten wie Rollern oder Trottis.
Das liegt nicht zuletzt am speziellen Design mit einer tiefen Sitzposition, einer stabilen Dreipunktauflage, einem breiten Radstand und den hocheffizienten Bremsen, die hinter dem Gesamtschwerpunkt angreifen.

Aber ein gutes Produkt alleine gewährleistet noch keine Sicherheit.
Deshalb bringen wir bei Projekten unsere jahrelange Erfahrung ein und stellen Neukunden Best-Practice-Prozesse, Dokumentationen und Checklisten zur Verfügung z.B. in Bezug auf Kontrolle und Wartung der Verleihflotte oder Streckengestaltung und -absicherung sowie der Einweisung der Gäste.
Wer als Betreiber noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann beispielsweise auch den TÜV oder die zuständige Fachstelle der Seilbahnen Schweiz einbinden und die eigene Abfahrtsstrecke begutachten und zertifizieren lassen.
Dies alles bietet ein hohes Maß an Sicherheit und begrenzt die Zahl an Unfällen auf die Fälle unsachgemäßer Nutzung der Mountaincarts, bei denen Gäste einfach gesagt etwa erheblich zu schnell fahren oder ganz generell die Sicherheitshinweise missachten.
Interview: Thomas Surrer
 
		 
		 
		 
		 
		 
		 
		