Neue Strategie auf der deutschen Seilbahntagung

Großes Medieninteresse, aber auch viel Zuspruch aus der Branche erfuhr kürzlich die Jahrestagung des Verbands Deutscher Seilbahnen in Bodenmais (Bayerischer Wald). Neben einer neuen Strategie standen in drei Workshops fordernde Themen auf der Agenda. Der Nachbericht mit exklusiven Interviews.

Über 160 Branchenvertreter fanden kürzlich den Weg zur Deutschen Seilbahntagung in Bodenmais im Bayerischen Wald. Diesjähriger Gastgeber der Tagung waren die Arber-Bergbahn und Silberbergbahn.

Die Region Bayerischer Wald ist ein Vorzeigegebiet für nachhaltigen Ganzjahrestourismus und bietet vielfältige Freizeitangebote wie Skifahren, Rodeln, Wandern und einen 2025 neu eröffneten Mountainbike-Park.

Neue Strategie

Im Fokus stand die neue Verbandsstrategie. Nach den Corona-Jahren war eine Standortbestimmung wichtig, um die Großteils ehrenamtliche Arbeit noch zielführender zu gestalten. In dem Zuge wurden unter den Mitgliedern Stärken und Schwächen des Verbandes erfragt, sowie Erfolgsfaktoren und Erwartungen  erhoben.

Dabei wurde klar, dass der ehrenamtlich getragene Verband nicht alles leisten könne und künftig priorisieren müsse. Der Verband deutscher Seilbahnen (VDS) will ein aktiver Zusammenschluss sein und sei daher auf das Engagement vieler angewiesen.

VDS-Vorstand Henrik Volpert skizzierte im SI Interview auf der Tagung drei Schwerpunkte:

  1. Politische Lobbyarbeit – deutschlandweit mit Schwerpunkt Bayern, da von dort die meisten politisch relevanten Impulse ausgehen.
  2. Erfahrungsaustausch durch Schulungen, Tagungen und Exkursionen – explizit auch in Mittel- und Norddeutschland. Beispiele hierfür sind das Treffen der Sommerbahnen und das Nostalgietreffen von Betreibern alter Anlagen.
  3. Unterstützung bei der Aus- und Weiterbildung der Mitglieder und ihrer Mitarbeiter, etwa durch Betriebsleiter-Schulungen.

Tagungsort war Bodenmais im bayerischen Wald – die SI war dabei.

Großer Andrang in der Förderkreisausstellung.

Das Netzwerken kam auf dem Branchentreff nicht zu kurz.

Sechs Erfolgslogiken

In seinem Strategie- und Positionierungsprozess  wird der VDS durch das Beratungsunternehmen Raffeiner Reputation unterstützt, das unter anderem eine SWOT-Analyse – Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken) – der Verbandsarbeit umfasste.

Geschäftsführer Alexander Raffeiner berichtete im SI Interview auf der Tagung, dass die selbstkritische Analyse zunächst ein emotionaler Dämpfer war: Man musste zum Beispiel verstehen, dass man die mediale Logik – etwa rund um Skispasspreise und Klimawandel – nicht ändern könne.

Doch die Analyse ergab auch zahlreiche Stärken, Potentiale und Handlungsfelder. Sechs Erfolgslogiken stellte Raffeiner heraus:

  1. Volumen zur Wirkung: Qualität und Resilienz der Branche wird wichtiger.
  2. Nachhaltig zu Kooperativ: Seilbahnen, Destinationen und weitere Leistungsträger der Wertschöpfungskette können gemeinsam viel erreichen.
  3. Daten schlagen Bauchgefühl: Sowohl in der internen als auch in der externen Kommunikation sind aktuelle Zahlen und Stimmungsbilder extrem wichtig.
  4. Zwei Saisonen: Der Ganzjahrestourismus ist bereits jetzt eine der größten Stärken der deutschen Seilbahnen – mit noch mehr Potential.
  5. Seilbahnen sind ein Erlebnis: Innovationen sollten nicht auf Technik reduziert werden, für viele Menschen ist die Fahrt selbst bereits ein Erlebnis.
  6. Mobilität als Chance: Die öffentliche Anreise kann bequem sein – wenn sie gut umgesetzt wird.

„Wie begeistern wir unsere Gäste?“

Dieses Thema beleuchtete Jana Hamperl vom Bayern-Park aus der Sicht eines Freizeitparks.

Workshops und Exkursionen

Neben einer neuen Strategie standen in drei Workshops folgende Themen im Vordergrund:

  1. Wie begeistern wir unsere Gäste? Etwa mit Halloween-Abenden mit Erschreckern für Erwachsene, sagte Jana Hamperl von der Bayern-Park Freizeitparadies GmbH, die tagsüber auf Familien mit kleinen Kindern setzt.
  2. Der Ganzjahresbetrieb im Skizentrum Mitterfirmiansreut. Wie gelingt der? Das zeigten Bernhard Hain vom Zweckverband und Magnus Oberleitner von Klenkhart und Partner.
  3. Seilbahnen und Schmetterlinge: Karl Dirnhofer, Technischer Leiter der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG, erläuterte den Ablauf der naturschutzrechtlichen Genehmigung der Ersatzanlage Kreuzwankl-Ski-Express – und welche Rolle der „Blauschimmernder Feuerfalter“ dabei spielte.

Zudem gab es die Möglichkeit am ersten und dritten Tagungstag an Exkursionen teilzunehmen, zwei beispielhafte Betriebe liegen in unmittelbarer Nähe des Tagungsorts Bodenmais.

  • Die Silberbergbahn präsentierte den Neubau der Mittelstation und die faszinierende Entstehungsgeschichte des Silberberg Allwetter-Coasters.
  • Das Skigebiet Großer Arber gab Einblicke in die Beschneiungsanlage, die Raupengarage sowie den neu eröffneten Bikepark und die Wasserkraftanlage.

Eine politische VDS-Tagung (von links):

Michael Adam (Bürgermeister Bodenmais), Ronny Raith (Landrat von Regen), Hubert Bittlmayer (Amtschef im bayerischen Tourismusministerium), Henrik Volpert (Vorstand VDS), Birgit Priesnitz (Geschäftsführerin VDS), Antonia Asenstorfer (2. stellv. Vorstand VDS), Karl Dirnhofer (1. stellv. Vorstand VDS).

Großes Politik- und Medieninteresse

Die Seilbahner blieben bei der Tagung aber nicht unter sich. Neben der obligatorischen Förderkreis-Ausstellung der Zulieferer-Industrie kamen Politik und Medien nach Bodenmais. So waren mit Hubert Bittlmayer, Amtschef im bayerischen Tourismusministerium und Ronny Raith, Landrat von Regen, Vertreter von Freistaat und Landkreis vertreten.

Gemeinsam mit dem VDS-Vorstand informierten sie die Pressevertreter zu den Themen Ganzjahrestourismus, Ressourcennutzung, Nachhaltigkeit und der Gleichwertigkeit des österreichischen Seilbahntechnikers zum deutschen Industriemechaniker.

Anhand der Arber Bergbahnen und der Silberbergbahn wurde die Bayerische Seilbahnförderung als Musterbeispiel für eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung von kleinen und großen Unternehmen herausgestellt.