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Schneehöhen sinken seit Jahrzehnten: Ein Blick auf die Schneetrends in der Schweiz
Minus acht Zentimeter pro Jahrzehnt: In manchen Höhenlagen der Schweizer Alpen ist die durchschnittliche Schneehöhe zwischen November und April in den vergangenen Jahrzehnten deutlich kleiner geworden.
Das zeigen neue Resultate aus dem Projekt SPASS (SPatial Snow climatology for Switzerland), bei dem Forschende des Schweizerischen Lawinenforschungsinstituts (SLF) an Hand eines Modells die zeitliche und räumliche Entwicklung der Schneedecke in der Schweiz seit 1962 simuliert haben.
„Es ist das erste Mal, dass wir Trends flächig und für verschiedene Höhenstufen zeigen können“, sagt Christoph Marty, Klimatologe am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos.
Absolute Änderung der durchschnittlichen Schneehöhe von November bis April zwischen 1962 und 2023 in Zentimeter pro Dekade.
In den hohen Berglagen ist das Minus deutlich höher als im ohnehin schneearmen Mittelland. Gelände über 3000 m.ü.M. ist dunkelgrau markiert. In gestreiften Gebieten ist die Veränderung statistisch nicht signifikant.

Die Modellresultate für die letzten sechs Jahrzehnte basieren auf einer Zusammenarbeit von SLF und MeteoSchweiz und wurden auch durch diese zwei Institutionen finanziert.
„Wir sehen hier ganz klar die Folgen des Klimawandels“, erklärt Marty.
In absoluten Zahlen steht das Mittelland vergleichsweise gut da. Hier ist die mittlere Schneehöhe weniger als einen Zentimeter pro Jahrzehnt dünner geworden. Marty überrascht das nicht: „Dort liegt ohnehin nur sehr wenig Schnee, es kann also nicht mehrere Zentimeter zurückgehen. In den Bergen hingegen, wo die Schneehöhe am größten ist, gingen am meisten Zentimeter verloren.“
Relative Änderung der durchschnittlichen Schneehöhe von November bis April zwischen 1962 und 2023 in Prozent pro Dekade.
Gelände über 3000 m.ü.M. ist dunkelgrau markiert. In gestreiften Gebieten ist die Veränderung statistisch nicht signifikant.

Anders sieht es bei einem relativen Ansatz aus. „Prozentual gesehen, hat das Mittelland am meisten verloren“, erläutert Marty. Die Abnahme beträgt dort vielfach zwischen zehn und zwanzig Prozent pro Jahrzehnt.
Zum Vergleich: Auf 2000 m.ü.M. beträgt der Rückgang circa vier Prozent pro Dekade. „Noch weiter oben ist die Abnahme der Winterschneedecke noch kleiner und teilweise nicht signifikant“, sagt Marty.
Zeitliche Entwicklung der Schneehöhe über das hydrologische Jahr für die beiden Perioden 1962 bis 1990 (blau) und 1991 bis 2020 (rot).
Die Linien zeigen den Durchschnitt für die jeweilige Periode, die Flächen Minima und Maxima. Gut zu erkennen ist die mittlerweile deutlich niedrigere, durchschnittliche Schneehöhe ab Januar.

Die Ergebnisse fließen in verschiedene Bereiche der Forschung und des öffentlichen Lebens ein, zum Beispiel in ein Projekt mit Schweiz Tourismus und Seilbahnen Schweiz.
Mittelfristig sollen aktuelle Ergebnisse von SPASS auch in die White-Risk-App des SLF einfließen, um Wintersportlern die Informationen ebenfalls zugänglich zu machen. Darüber hinaus plant MeteoSchweiz, klimatologische Schneeinformationen aus SPASS öffentlich zu machen.