
Management & Tourismus
Seilbahnen Schweiz: Wie gelingt erfolgreiche Führung?
Besser führen. Seilschaften statt Alleingang – was Führung heute braucht – unter diesem Motto fand am 28. und 29. Oktober in Rapperswil-Jona das Forum Seilbahnen Schweiz statt.
Experten haben das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: von der Sicht der Behörden bei der Projektbewilligung, über die Spannungsfelder, mit denen Führungskräfte konfrontiert sind, bis hin zur motivierenden Keynote des Ehrenpräsidenten des Fussballclubs FC Basel 1893.

Christa Hostettler, Direktorin, Bundesamt für Verkehr (BAV)

Thomas Bieger, Professor für Betriebswirtschaftslehre, Universität St. Gallen

Bernhard Heusler, Partner, Heusler Werthmüller Heitz AG
BAV als Leitbehörde
Wie interpretiert das Bundesamt für Verkehr (BAV) seinen Führungsanspruch als Leitbehörde für Bewilligungen, Konzessionen und die Aufsicht über die Seilbahnen? Diese Frage beantwortete am Forum Christa Hostettler, Direktorin des BAV.
Es gehe ihr vor allem darum, die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen – auch bei der Erteilung von Bewilligungen für den Bau von Seilbahnanlagen.
In diesem Bereich sind zahlreiche Akteure involviert – von Visionärinnen und Planern bis hin zu den zuständigen Behörden – und jeder übernimmt eine eigene Rolle im System.
Ein verantwortungsbewusstes Wahrnehmen der eigenen Aufgaben und das Kennen und Verstehen der Rollen der anderen im Prozess sind, so Hostettler, die Schlüssel zu einer funktionierenden Zusammenarbeit.

Carlo Staldegger und Stephanie Vogt, REGUPOL Schweiz AG

Raffaele Teuscher und Kevin Mahrer, VVST

Gerald Pichlmair, SI und Patrick Schönmann, Hans Hall Schweiz AG
Treiber der Herausforderungen
Thomas Bieger, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Tourismuswirtschaft an der Universität St. Gallen, sprach in seinem Vortrag darüber, was die Führung in der Seilbahnbranche besonders macht.
Seiner Meinung nach müssen Seilbahnbetreiber heute eine Vielzahl von Werten berücksichtigen. Während in den 80er-Jahren die Hauptaufgabe darin bestand, den Betrieb am Laufen zu halten und finanzielle Stabilität zu sichern, müssen Unternehmen heute die regionale Wirtschaft fördern, Zugänglichkeit und Inklusion gewährleisten und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten.
Hinzu kommt, dass die Betriebe immer mehr heterogene Mitarbeitende haben – von IT-Spezialisten bis zu Pistenbau-Experten – die ganz unterschiedliche Lebens- und Erfahrungswelten haben und individuell gefördert und geführt werden müssen.

Rahel Kleinshaus und Michéle Hofer, Abacus Research AG

Marco Zangrando, CWA Construstions SA/Corp.

Laura Fioravanti und Johannes Smetana, TEUFELBERGER-REDAELLI
Erfolgsfaktoren
Trotz der Vielfalt an Mitarbeitenden und Aufgaben besteht die Grundaufgabe der Führung darin, den Zusammenhalt der Anspruchsgruppen zu sichern. Professor Bieger gab dazu einige Tipps:
- Ziele der Eigentümer klar definieren: Das ist die Voraussetzung für ein gutes Führungsleitbild.
- Mit Bedacht kommunizieren: Spannungsfelder erwähnen, Grenzen aufzeigen, aber auch deutlich machen: „Wir schaffen das.“
- Alle Anspruchsgruppen systematisch im Blick behalten: Schwachstellen erkennen, zu konkreten Fällen zurückkehren – etwa kritische Interventionen der Geschäftsleitung oder externe Beschwerden. Führungskräfte sollten das immer als Herausforderung und Chance für den Austausch betrachten.
- Mitarbeitende durch Verantwortung motivieren: Wer ständig kontrolliert, sanktioniert und nur gelegentlich belohnt, nimmt den Mitarbeitenden die Motivation und die Eigenverantwortung. Wer hingegen mehr Selbstverantwortung bekommt und Erfolge spürt, übernimmt diese zunehmend selbst.
- Unterschiedliche Führungsstile einsetzen: Bei kreativen Aufgaben sollte das Team eingebunden werden. Manchmal muss man klar sagen: „So wird es gemacht“, und manchmal den Mitarbeitenden Entscheidungsspielraum lassen und erklären, warum genau so gehandelt wird. Wichtig ist dabei Konsistenz und Verlässlichkeit.

Lorenzo Schmid, langjähriger Präsident des Verwaltungsrates Arosa Bergbahnen AG und Berno Stoffel, Direktor Seilbahnen Schweiz.
Lorenzo Schmid trat 2025 nach über 30 Jahren als Verwaltungsratspräsident der Arosa Bergbahnen zurück. Berno Stoffel dankte ihm für seine langjährige Arbeit.
Menschlichkeit in der Ära der Maschinen
In einer inspirierenden Keynote sprach Bernhard Heusler, Ehrenpräsident des FC Basel 1893 und Autor des Buches „Ein Team gewinnt immer. Mein Leadership-ABC“, über menschliche Führungsprinzipien.
Eine der zentralen Botschaften seines Vortrags: Bewusstsein in der Führung verlangt Menschlichkeit.
Gutes Leadership, so Heusler, bedeutet nicht, der Beste zu sein, sondern jedem zu helfen, besser zu werden.
Dafür braucht es Dialog auf Augenhöhe und die echte Bereitschaft, Menschen zuzuhören und zu verstehen. Wie Milan Kundera in „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ schrieb:
„Der wahre Test des Menschen ist sein Umgang mit denen, die von ihm abhängig sind.“
Heusler wies außerdem darauf hin, dass das weit verbreitete Problem des Burnouts ein Symptom von Führung ohne Bewusstsein ist.
In Zeiten technologischer Entwicklung steigen die Anforderungen an Führungspersonen – Empathie und emotionale Intelligenz sind entscheidend, um Teams erfolgreich und gesund zu führen.
Christian Limburg und Carl Biagosch von Mantis Ropeway Technologies
erhalten den Swiss Mountain Award 2025.

Swiss Mountain Award 2025: Gewinner
Am Forum wurde zudem der Gewinner des Swiss Mountain Award bekannt gegeben: In diesem Jahr hat die Mantis Ropeway Technologies AG den Preis gewonnen. Die Auszeichnung erhielt das Unternehmen für Mantis Autonomy – das weltweit erste KI-gestützte System für den autonomen Betrieb von Sesselliften.
Die Jury lobte die wegweisende Technologie, die sowohl die Sicherheit der Fahrgäste erhöht als auch Personalressourcen optimiert. Bereits in mehreren Skigebieten erfolgreich im Einsatz, zeigt das System grosses Zukunftspotenzial für die gesamte Seilbahnbranche.
Um den Sieg mit der Mantis Ropeway Technologies AG konkurrierten die weltweit erste vollständig verglaste Seilbahnkabine „Alpine Top“ der Remontées Mécaniques Grimentz-Zinal SA sowie „blueYAGI“, ein innovatives Frühwarnsystem für Seilbahntechnikerinnen und -techniker, das von der Melya Systems GmbH entwickelt wurde.