Beschneiung & Pistenpflege, Digitalisierung & Innovation, Wartung & Service
Drohnen für Inspektion und Kontrolle
Bereits im Sommer diesen Jahres sorgte der Beschneiungspezialist BÄCHLER für Furore, als er den Transport seiner Lanzen mit Schwerlastdrohnen erfolgreich testete. Die Idee ist aus einem Gespräch von COO Mario Koch und einem Schneimeister aus einen namhaften Skigebiet entstanden, Drohnen noch viel breiter in der Bergbahnbranche einzusetzen – abseits des eigenen Geschäftsfelds.
Die richtigen Partner dazu fand BÄCHLER bei dem Drohnen-Startup SCARA captures und dem Skigebiet Melchsee-Frutt als Testareal. In kurzer Zeit konnte eindrucksvoll bewiesen werden, wie voll automatisierte Inspektionsflüge der Drohnen Teams spürbar entlasten, Probleme schneller lokalisiert und nötige Überprüfungen in kürzerer Zeit vorgenommen werden konnten.
Die Drohne DJI Matrice 4TD mit Dock 3 des gleichnamigen, europaweit zertifizierten Weltweitmarktführers wiegt 1,8 Kilogramm und ist mit einer HD-Kamera mit 8-Fach (optisch) bzw. 120-Fach-Zoom (digital), sowie einer leistungstarken Wärmebildkamera ausgestattet. Hinzu kommen ein kräftiger Lautsprecher mit einer Reichweite von 150 Metern, sowie eine starke Lichtquelle mit 4.000 Lumen.



Anwendungsbereiche schier unendlich
Durch diese Eigenschaften scheinen die Anwendungsbereiche schier unendlich, folgende Einsatzmöglichkeiten haben BÄCHLER, SCARA captures und die Sportbahnen Melchsee Frutt bereits identifiziert:
- Inspektionsflüge Tag und Nacht für Seilbahnen, Beschneiungsanlagen und sonstiger Infrastruktur
- Pistenkontrolle Tag und Nacht – sowohl was den Zustand der Pisten als auch von Menschen angeht (KI/Wärmebild erkennt Personen und Gegenstände – inklusive Ansprache per Lautsprecher)
- Unterstützung bei Lawinenabgang mit Wärmebild
- Messungen von Distanzen und Schneevolumina
- Videodreh für Marketingzwecke
Enorme Leuchtkraft
Schneilanze NESSy ZeroE mit Drohne mit eingeschaltetem Scheinwerfer.

Erfahrungen in Melchsee Frutt
Im Gebiet der Melchsee Frutt wurden Schneeerzeuger, Pistenabschnitte und Anlagenbereiche mehrfach mit vordefinierten Flugprofilen beflogen und ausgewertet. Die Tests zeigten eine hohe Zuverlässigkeit der autonomen Missionsplanung, eine klare und strukturierte Datenerfassung sowie eine deutliche Entlastung der Betriebsteams.
Kritische Zonen konnten sicher aus der Luft kontrolliert werden, Inspektionszeiten reduzierten sich markant und die Bildqualität in Kombination mit Wärmebild ermöglichte präzise Bewertungen des Anlagenzustands.
Die Ergebnisse bestätigen, dass die Lösung im täglichen Betrieb effizient funktioniert und einen klaren Fortschritt für Arbeitssicherheit, Prozessqualität und Personalentlastung in Skigebieten darstellt.

Edith Cadena-Michel
Leiterin Marketing & Vertrieb der Sportbahnen Melchsee-Frutt
«Uns hat die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit beeindruckt. Es wurde auch schnell aufgezeigt, die Drohne ist keine Konkurrenz für die Mitarbeitende, sondern eine hilfreiche Entlastung für Routineaufgaben, damit Zeit für die wesentlichen Aufgaben gewonnen wird.»
Docking-Station
Nahe der Talstation wird die Drohne in einer Box geladen und beheizt. Von dort aus startet sie ihre Flüge.

Rechtliches
Die Drohnen fliegen mit Lizenzen und Bewilligungen, welche SCARA captures selbst einholt. Die Bergbahn „mietet“ die Dienstleistung, ist also rechtlich abgesichert.
SCARA captures programmiert auch die Flugrouten und installiert die Dockstation der Drohne. Zudem schult das Startup die Bergbahnmitarbeiter zum „Operator“.
Alle geflogenen Inspektion-Missionen erfolgen vollautonom. Ein aktives Steuern der Drohne ist nicht notwendig, aber der Operator der Bergbahn kann jederzeit den Flug pausieren, Kamera Fokussierungen vornehmen und nach der Prüfung der Stelle den Flug fortsetzen.
„Im Notfall – etwa bei einer Lawine – darf der Operator die Drohne auch manuell fliegen“, erläutert Quirin Gasser von SCARA captures.
Zusammen mit seinem Partner Cyril Lippmann hat er die Drohne – die bisher vor allem in der Industrie angewendet wird – auf den alpinen Einsatz adaptiert. So wurde zum Beispiel das Gelände mit der Drohne 3D gescannt, um genauer Positionen von Schneeerzeugern und Seilbahnmasten zu definieren.



Beispiele für das Potential
Das Potential der Inspektionsdrohnen lässt sich nicht groß genug einschätzen – so die Projektparner.
„Wir können in finsterer Nacht während des aktiven Schneibetriebs aus 18 Metern Entfernung erkennen, welche Düse verstopft ist“, zeigt sich Janis Jülke von BÄCHLER beeindruckt.
Auch bei Seilbahnen überzeugt die Technik: Einerseits lassen sich tägliche und wöchentliche Kontrollen automatisieren und dokumentieren. Der Operator sieht sowohl das Livebild am PC im Büro, als auch die Bilder der Drohne im Nachgang.
Zudem hilft die Drohne bei Störungen: Anstatt lange nach einem Fehler zu suchen und im schlimmsten Fall jede Stütze zu erklimmen, lassen sich alle Stützen abfliegen und das Wartungsteam kann sogleich mit dem richtigen Ersatzteil zur richtigen Stelle geschickt werden.
Per Lautsprecher können auch die Gäste in den Kabinen über die Situation informiert werden. Der Lautsprecher ist noch in 150 Metern gut zu hören. Der Scheinwerfer mit 4.000 Lumen kann zudem große Flächen ausleuchten.