
Beschneiung & Pistenpflege, SI 5/2025
Hochlagen: Begrünen im Spätherbst
SI Magazin: Herr Tamegger, worauf sollten Skigebiete achten, wenn sie im Spätherbst Pisten begrünen wollen?
Christian Tamegger: Begrünungen sollten so früh wie möglich in der Vegetationsperiode durchgeführt werden. Dadurch kann die Winterfeuchte optimal ausgenutzt werden. In der Praxis verschiebt sich der Begrünungszeitpunkt oft deutlich in Richtung Hochsommer bis Frühherbst.
Speziell in höheren Lagen können die verbleibenden wenigen Vegetationswochen kein sicheres Anwachsen der Saat garantieren. Es stellt sich daher die Frage, ob noch im Herbst begrünt werden soll, oder ob eine Begrünung im Frühjahr zielführender ist.
Wie kann hier die Schlafsaat helfen?
Bei der Schlafsaat erfolgt die Aussaat so spät in der Vegetationsperiode, dass die Keimung erst im darauffolgenden Frühjahr stattfindet. Das Saatgut wird kurz vor dem Einschneien im Herbst ausgebracht und „schläft“ sozusagen während der Winterzeit.
Sie eignet sich besonders gut zur Erstbegrünung und Nachsaat in der alpinen und subalpinen Höhenstufe.

Christian Tamegger
Leiter „Neues Grün“ bei KÄRNTNER SAATBAU
Was müssen Bergbahnen bei der Schlafsaat beachten?
Der Aussaatzeitpunkt muss so gewählt werden, dass es im Herbst zu keiner Keimung kommt. Je nach Höhenlage und Witterung ergibt sich eine Saatzeit von Anfang Oktober bis Ende November.
Die Schlafsaat soll nur in Seehöhen über 1.400 Metern bzw. in Lagen mit ausreichender Schneebedeckung zur Anwendung kommen. Die langjährige Erfahrung bei Begrünungen mittels Schlafsaat zeigt meist sehr erfolgreiche Ergebnisse.
Trotzdem besteht ein witterungsbedingtes, nicht kalkulierbares Risiko, etwa das Ankeimen des Saatgutes bei extremem Warmwetter auch im Spätherbst. Das kann eine neuerliche Einsaat oder Nachsaat im Folgejahr notwendig machen.
Welche Vorteile hat die Schlafsaat?
Bergbahnen haben mit der Schlafsaat keinen Zeitdruck bei der Ausführung von Baumaßnahmen und können die Winterfeuchte im darauffolgenden Jahr optimal
ausnutzen. Zudem können Bauern tiefer gelegene Flächen bereits am Ende des ersten Vegetationsjahres kurz und kontrolliert beweiden.
Schlafsaat
sollte mit standortgerechten Begrünungsmischungen durchgeführt werden.

Welche Risiken birgt die Schlafsaat?
Das Saatgut kann bei extremem Warmwetter auch im Spätherbst ankeimen, was zu Ausfällen über den Winter führt. Bergbahnen sollten speziell in Föhnlagen auf Schlafsaat verzichten. Bei exponierten und steilen Flächen sowie starker Schmelzwasserentwicklung ist mit Abschwemmungen zu rechnen, was zusätzliche Schutzmaßnahmen erfordert.
Welches Fazit ziehen Sie zur Schlafsaat?
Die Schlafsaat stellt eine Alternative zur Herbst- bzw. Frühjahrsansaat dar. Sie sollte verwendet werden, wenn die verbleibende Vegetationszeit im Herbst kein sicheres Anwachsen der Saat garantiert. Schlafsaaten sollten jedoch nur in Kombination mit standortgerechten Begrünungsmischungen durchgeführt werden.
Interview: Thomas Surrer