
Planen & Bauen, SI 3/2025
Neue Perspektiven durch die Fly-Line von Hochkant in Ruhpolding
Der Unternberg in Ruhpolding macht derzeit einen großen Wandel durch. Anhand des Masterplans des Ingenieurbüros KLENKHART & PARTNER wird die Destination Sommer wie Winter zu einem umfassenden Erlebnisberg weiterentwickelt.
Bei der Umsetzung des Masterplans spielt die Firma HOCHKANT eine große Rolle. Neben einem Kletterwald und einem Spielplatz an der Talstation der Seilbahn realisiert das Allgäuer Unternehmen derzeit eine neue Fly-Line.
Diese soll das Angebot erweitern, die Auslastung der Seilbahn erhöhen und die Gäste begeistern.

Was ist eine Fly-Line?
Die Fly-Line ist ein neuartiges System, welches die Eigenschaften einer Zipline und einer Sommerrodelbahn vereinigt. Sie passt sich individuell den Ansprüchen des Kunden und der landschaftlichen Gegebenheiten an.
Wie ein Vogel schwebt der Gast in engen und weiten Schwüngen über einzelne Sprünge fast lautlos zwischen den Bäumen nach unten. „Ein fliehkraftgebremster Rollwagen, welcher an einem Tragrohrsystem aus Edelstahl entlanggleitet, ermöglicht eine sichere und kontrollierte Abfahrt“, so Stefan Knödler, Projektleiter bei HOCHKANT.
Das Unternehmen ist in Deutschland und Teilen Österreichs Service- und Vertriebspartner der Firma FLY-LINE, die selbst weitere europäische Länder von Südtirol aus betreut.

Was bietet die Fly-Line?
Der Betreiber des Unternbergs, die „meine Bergwelt GmbH“ hat sich zusammen mit KLENKHART & PARTNER aus mehreren Gründen für die neue Attraktion entschieden: Erstens bietet die Fly-Line neue Perspektiven für die Gäste, die sprichwörtlich durch den Wald schweben können. Zweitens ist die Fly-Line durch ihre sichere, entspannte Fahrt ein einzigartiges Erlebnis für Jung und Alt.
„Da die Fly-Line nur mit acht bis zwölf km/h fährt und der Abstand der Gäste durch die Fliehkraftbremse konstant gehalten wird, kann sie vom Kind bis zur Uroma jeder genießen. Rasante Attraktionen wie die Zipline schließen dagegen viele Zielgruppen von vornherein aus“, betont Knödler.
Schonung für die Umwelt
Die Fly-Line ist Handarbeit auf Leitern in luftiger Höhe.
Drittens ist die Fly-Line sehr leistungsstark – alle 30 Sekunden kann ein Gast starten, somit sind 120 Nutzer pro Stunde möglich. Viertens hält sich der Personalbedarf – im Gegensatz etwa zu einer Zipline – in Grenzen.
„Da die Gäste langsam und sicher gleiten, sind nur zwei Mitarbeiter vorgeschrieben“, berichtet Knödler. Da sich am Unternberg in unmittelbarer Nähe ein Kletterwald befindet, müssen keine neuen Mitarbeiter eingestellt werden.
Durch die Kombination Kletterpark – Fly-Line ist es möglich, dass von den zwei Mitarbeitern nur einer dauerhaft vor Ort ist. Dieser kleidet die Gäste im Startturm ein und schult sie. Im Tal wird kein Personal benötigt, da die Gäste über einen Rohrlift wieder nach oben gezogen werden und daher bis zum Ausgangspunkt sitzen bleiben können.
Lufttransport
Da Bauhilfswege am Unternberg nicht erlaubt sind, muss der Helikopter das Material liefern.
Wie wird eine Fly-Line gebaut?
„Dieser innovative Rohrlift wurde zum ersten Mal in Grindelwald umgesetzt und nun zum zweiten Mal hier in Ruhpolding“, schildert Knödler. Das Projekt am Unternberg ist quasi ein weiterer Prototyp.
Die größte Herausforderung ist der Naturschutz, da Bauhilfswege über Felder und Wiesen nicht erlaubt sind. „Wir fliegen daher das Material für die Fundamente, für die Lifttechnik und für die Fly-Line per Hubschrauber an den Waldrand und montieren dann alles per Hand“, sagt Knödler.
Die neu entwickelte Baumschraube erspart das häufige Nachjustieren der Aufhängung. Die Stützen für den Rückhollift werden auf der Wiese am Waldrand platziert.

Die Stützen für den Rückhollift werden auf der Wiese am Waldrand platziert.

Die Fly-Line ist Handarbeit auf Leitern in luftiger Höhe. Das schont die Umwelt.
Im Wald kommen dazu zahlreiche Leitern zum Einsatz – und wenn die zu kurz sind, klettern die Monteure an den Bäumen weiter nach oben. Große Baumaschinen sind nicht nötig, entsprechend naturschonend ist der Bau der Fly-Line.
„Außer ein paar Laufwegen ist nach der Montage nichts mehr zu sehen“, freut sich Knödler.
Zudem hat der Hersteller die Baumanbindung des Rohrsystems weiterentwickelt. Dank neuer Baumschrauben sind – anders als bei Klettergärten – keine Schnallen mehr nötig, die öfter nachjustiert werden müssten.