
Seilbahn & Technik, SI CH/25
Das Seil läuft rund: Urbane Konzepte von Fatzer für Bergbahnen weltweit
Zeitgleich entstehen in Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas, und in der französischen Hauptstadt Paris zwei wegweisende Projekte im Bereich des öffentlichen städtischen Verkehrs. Auf der Ferieninsel nimmt im Herbst die 12-er Kabinenbahn Angelo des Herstellers POMA ihren Betrieb auf, am Jahresende geht Câble 1
des Herstellers DOPPELMAYR in Paris in Betrieb.
Beides sind Vorzeigeprojekte, die das Verkehrsnetz mit Anschlüssen an Buslinien und Boote bzw. Metrolinien ergänzen und das Pendeln innerhalb der stark wachsenden Städte verbessern.
Für beide Projekte durfte FATZER sein speziell für urbane Hochleistungsanlagen entwickeltes Seil PERFORMA liefern, das nicht nur mit Laufruhe, sondern auch mit Langlebigkeit überzeugt.
Über die drei Kilometer lange Strecke in Ajaccio rollt ein 6.200 Meter langes Seil mit 54 Millimetern Durchmesser und knapp 70 Tonnen Gewicht. In Paris fördern drei Seile zu je gut 3.000 Metern mit einem Gesamtgewicht von 90 Tonnen die Kabinen über die südlichen Vorstädte.
Beide Projekte verfügen über weitere Innovationen von FATZER, welche insbesondere für die Ansprüche an Realisierbarkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit von urbanen Seilbahnanlagen entwickelt worden sind.
In beiden Städten gewährleistet das sensorgesteuerte Monitoring die effiziente Überwachung des Seilzustands. Auf Korsika konnte die Installation des Seils zudem dank der Spleiss-Engineering-Lösung TRUsplice ES optimiert werden. Komponenten, die mit der Wahl des idealen Seils zu einer All-in-one-Dienstleistung verschmelzen, die einem Gütesiegel für Langlebigkeit gleichkommt.
Erstmals aufgelegt wurde das PERFORMA-Seil im Jahr 2003.
Urbane Lösungen für die hohe Belastung
Ursprünglich für die hohe Beanspruchung urbaner Seilbahnanlagen entwickelt, werden die FATZER-Lösungen PERFORMA und TRUsplice ES auch im Kontext der Bergbahnen zunehmend angewendet.
In Kombination mit der Seilzustandsüberwachung machen sie die Seilbahn langlebig und sicher (sowohl hinsichtlich des Betriebs, als auch der Kosten), sowie effizient und planbar – Qualitäten, die auch Bahnbetreiber im alpinen Raum schätzen.
Auch hier sind sie mit herausfordernden räumlichen Verhältnissen konfrontiert. Natürliche Gegebenheiten wie steiles Gelände oder Gewässer erschweren den Auflagespleiss oder verlangen nach einem aufwendigen Gerüst. TRUsplice ES schafft Abhilfe.
Die Spleisstechnologie wurde in einer siebenjährigen Entwicklungszeit mit über 100 Testserien verfeinert, um die Spleisslänge deutlich zu verkürzen.
Sie stellt eine flexible Lösung für die Wahl des Platzes dar und ermöglicht den Stationsspleiss. So geschehen im Dezember 2024 beim Neubau der 8-MGDAnlage Les Marécottes-La Creusaz im Wallis, wo das Gelände auf einer 1.200 Meter langen Strecke um 650 Höhenmeter ansteigt. Dank TRUsplice ES konnte das 46 mm starke Seil mit einer Spleisslänge von rund 35 Metern in der Station gespleisst werden.
Das Förderseil für diese GARAVENTA-Anlage: PERFORMA. Entscheidend dafür war der Lärmschutz, zumal die ganzjährig betriebene Bahn unweit von Hotels und dem Dorf liegt.
In Ajaccio wird der Zustand des Förderseils mittels Monitoring überwacht.
Gute Planung für optimalen Betrieb
Neben dem Kriterium Lärmschutz spielt PERFORMA eine entscheidende Rolle, wenn es um Langlebigkeit bei intensiver Beanspruchung kommt. Die Tendenz zu einer höheren Anzahl Fahrten nimmt bei den touristischen Anlagen zu – durch erweiterte Betriebszeiten, Nachtfahrten oder die Entwicklung zum Ganzjahresbetrieb.
Zwar erreichen touristische Winter- oder Ganzjahresanlagen mit 1.200 bis 3.500 jährlichen Betriebsstunden kaum halb so viele wie urbane Anlagen, doch damit einher gehen eine höhere Anzahl Biegewechsel und ein intensiverer Rollenverschleiß, was den Wartungsaufwand steigert.
Hier weist das Seil mit Kunststoffeinlagen zwischen den Litzen einen entscheidenden Vorteil auf. Für Betreiber von touristischen und urbanen Anlagen lohnt es sich gleichermaßen, bereits bei der Planung einer Anlage den Fokus auf die individuellen lokalen Gegebenheiten zu richten.
Das knapp 3.000 Meter lange PERFORMA-Seil wurde in Les Marécottes mithilfe eines kurzen Spleissgerüsts gespleisst.
Langfristig planbarer Betrieb
Die Kosten- und Betriebssicherheit sind für die Unternehmen auch von zentraler Bedeutung. Unerwartete Wartungsarbeiten oder Ausfallzeiten nach einem außerordentlichen Ereignis (z.B. Blitzeinschlag) mindern nicht nur die Verfügbarkeit der Anlage, sie belasten das Budget. Die Seilüberwachung von FATZER erlaubt die vollautomatische magnetinduktive Seilprüfung nach individuellem Messintervall.
Fix auf einer Anlage installiert oder mobil auf mehreren einsetzbar, liefert das Messgerät TRUscan Daten und Ergebnisse zum Seilzustand in Echtzeit, während die Seillängung mittels Spannsystemüberwachung TRUdistance dokumentiert wird.
Das ermöglicht nicht nur rasches Reagieren bei Auffälligkeiten (z.B. plötzliche Zunahme der Drahtbrüche), sondern macht Investitionen, gezielte Wartung etwa für eine Seilkürzung oder eine Spleisserneuerung planbar.
Darüber hinaus prognostizieren die so gewonnenen Daten die Lebensdauer des Seils. Einsehbar sind die Daten auf der Plattform TRUcockpit, dessen Herzstück der digitale Seilzwilling ist. Von der automatisierten Überprüfung profitieren nicht nur urbane Hochleistungsanlagen, denen nur kurze nächtliche Wartungsfenster offenstehen.
Auch touristische Bahnbetreiber, die ihre Betriebskosten tief halten und Wartungsprozesse effizient gestalten wollen, überlassen nichts dem Zufall. Die sich ergänzende Produkt- und Dienstleistungspalette von FATZER schafft die Grundlage für effizienten Bahnbetrieb, ganz gleich, ob mitten im städtischen oder im alpinen Raum.