Futterseilbahn von Inauen-Schätti: Fette Beute für Tiger, Löwen, Leoparden

Mit zehn Metern pro Sekunde rast die Futterseilbahn von INAUEN-SCHÄTTI durch Panthera – dem neuen Lebensraum für Großkatzen im Zoo Zürich. Die Tiger, Löwen und Leoparden springen nach dem befestigten Futter, die neue Anlage muss Seitenkräfte von bis zu 280 Kilogramm aushalten.

Panthera ist der Lebensraum der Großkatzen im Zoo Zürich. Darin leben Asiatische Löwen, Amurtiger und Schneeleoparden. Ein zentrales Element Pantheras ist das sogenannte Rotationsprinzip. Im Lebensraum gibt es keine festen Aufenthaltsorte für die einzelnen Großkatzenarten.

Stattdessen sind die vier Bereiche Gebirge, Laubwald, Lichtung und Trockenwald über Durchgänge und Stege miteinander verbunden. Die Großkatzen nutzen abwechselnd sämtliche Bereiche, bleiben dabei aber immer nach Art voneinander getrennt.

Für die Tiere bedeutet das Rotationsprinzip einen „wohldosierten Stress“. Jedes Mal, wenn die Tiere den Bereich wechseln, prüfen sie den neuen Aufenthaltsort auf potenzielle Konkurrenten, untersuchen die Spuren der Vorgänger und markieren das Revier neu.

Das ist gut für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere. Um beides noch weiter zu steigern, animiert seit kurzem eine Futterseilbahn im Bereich „Gebirge“ die Tiere zum Jagen. So soll der natürliche Jagdinstinkt der Löwen, Tiger und Leoparden gefördert werden.

Nach den Giraffen- nun die Tigerbahn

Die Futterseilbahnanlage stammt von INAUEN-SCHÄTTI. Der Zoo Zürich wurde über Knies Kinderzoo in Rapperswil auf den Schweizer Hersteller aufmerksam. INAUEN-SCHÄTTI realisierte dort 2018 eine Futterseilbahn für Giraffen.

„Der Zoo Zürich schickte uns eine Skizze, auf deren Basis wir uns erst einmal grundlegend Gedanken machen mussten“, berichtet Sebastian Schreier, Projektleiter bei INAUEN-SCHÄTTI.

Denn die Idee der Futterseilbahn für Großkatzen unterscheidet sich fundamental von der für Giraffen in Rapperswil. Im Kinderzoo steht die ruhige Bewegung der Tiere und die Interaktion der Gäste im Vordergrund: Die Zoogäste dort können die Bahn selbst steuern.

In Zürich hingegen sollen große, starke, hungrige Tiere schnell und dynamisch der Seilbahn hinterherjagen. Die Großkatzen sollen sich für ihre Beute anstrengen.

Die Höhe machts:

Zwei Stützen & eine straffe Seilspannung sorgen dafür, dass das Futter über Panthera hinweg fährt, zugleich aber nicht zu hoch für die Tiere hängt. © INAUEN-SCHÄTTI/Zoo Zürich

„Die Seilbahn muss auf kurzer Strecke von nur rund 50 Metern mit zehn Metern pro Sekunde fahren und Seitenkräfte von bis zu 280 Kilogramm aushalten“, schildert Sebastian Schreier die Anforderungen.

Denn Leoparden bringen bis zu 45 Kilogramm auf die Waage, Löwen 180 und Tiger eben bis zu 280. Wie kann man diese Dynamik erreichen bzw. abfangen?

INAUEN-SCHÄTTI feilte zusammen mit dem Kunden umfangreich an einem schlüssigen Konzept, zahlreiche Ideen wurden ent- und verworfen – von Wakeboard-ähnlichen Anlagen, über Maschinen, die den „falschen Hasen“ bei Windhundrennen imitieren, bis zu Mehrseilkonstruktionen.

Knopf gedrückt – Beute fällt

„Schließlich haben wir uns für eine Einseilumlaufbahn mit straffer Abspannung über zwei Stützen bei Berg- bzw. Talstation entschieden. So können wir einerseits über Panthera hinweg fahren, ohne dass das Futter hängen bleibt. Andererseits pendelt das Futter tief genug, damit die Tiere sie erreichen können“, berichtet Schreier.

Das Fleisch hängt dabei entweder fix am Seil, baumelt hin und her oder wird abgeworfen. Die Tierpfleger regeln dies per Fernsteuerung: Per Knopfdruck wird dazu ein elektromagnetischer Bolzen gelöst.

Technische Daten:

Futterseilbahn Zoo Zürich

Nutzlast 40 kg
Fahrgeschwindigkeit 10 m/s
Höhe Talstation 630 m
Höhe Bergstation 641 m
Höhenunterschied 10 m
Bahnlänge 50 m
Mittlere Neigung 16,7 %
Fahrzeit 10 sek
Stützen 2
Durchmesser Förderseil 16 mm
Antrieb Bergstation
Motorleistung 30 kW
Moment Betriebsbremse 400 Nm

Gäste können die Jagd mitverfolgen

Ein 30 kW-Antrieb von Getriebebau Nord sorgt dafür, dass die Seilbahn in nur rund fünf Metern auf 10 m/s beschleunigt und diese Geschwindigkeit über 40 Meter im Gehege beibehält, erläutert Schreier: „Rein rechtlich ist die Seilbahn eine Sondermaschine.“

Der Steuerschrank befindet sich im Hintergrund von Panthera, die Masora-Steuerung ist abgesperrt und nur für die Tierpfleger zugänglich. „Derzeit wird noch an der Elektrowinde gefeilt, welche die Beute vom Lager zur Seilbahn hochhievt. Bisher erledigt das noch der Akkuschrauber“, erzählt Schreier schmunzelnd.

Die Gäste können die Jagd nach dem Futter an der Seilbahn mitverfolgen.

Hohe Anforderungen:

Die Seilbahn fährt auf 50 Metern mit 10 m/s und hält Seitenkräfte bis 280 kg aus. © INAUEN-SCHÄTTI/Zoo Zürich

Alpine Bedingungen mitten in der Stadt

Die Stützen wurden teils per Lkw-Kran, teils per Hubschrauber geliefert, da das Gelände schlammig, unwegsam und steil ist – wie in den Bergen und eben passend für die Großkatzen. INAUEN-SCHÄTTI hat unzählige Stunden in das Engineering investiert.

Rund 15 Mitarbeitende des Seilbahnherstellers waren in das Projekt involviert – von der Idee bis zur Abnahme vergingen 15 Monate.

Und nun hat bereits der nächste Tierpark Interesse an einer Futterseilbahn bekundet; offenbar tut sich hier für INAUEN-SCHÄTTI ein neues Geschäftsfeld auf – und ein interessantes noch dazu, schließt Sebastian Schreier: „Über Seilbahnen wussten wir bisher schon viel. Und mittlerweile auch einiges über Großkatzen.“