Seilbahn & Technik
Seilbahnunglück in Lissabon: Vorläufige Ursache bekannt
In der portugiesischen Hauptstadt Lissabon ist die bekannte historische Standseilbahn „Elevador da Glória“ am 3. September entgleist und umgestürzt. 16 Menschen kamen ums Leben, 21 wurden verletzt.
Am Montag, dem 20. Oktober, hat das Amt für die Verhütung und Untersuchung von Unfällen in der Zivilluftfahrt und im Schienenverkehr (GPIAAF) den vorläufigen Untersuchungsbericht zum Unfall veröffentlicht. Nach Angaben der Behörde entsprach das Verbindungsseil zwischen den beiden Waggons der Bahn, das sich damals gelöst hatte, nicht den geltenden Normen.
Ungeeignetes Seil
Der seit 2022 verwendete Seiltyp sei weder für Personenbeförderungsanlagen zertifiziert noch für Standseilbahnen geeignet gewesen.
Nachdem sich das Kabel gelöst hatte, beschleunigte der Seilbahnwagen laut Ermittlungsbehörde bei dem Unglück am 3. September auf etwa 60 Kilometer pro Stunde.
Kurz vor der Talstation entgleiste er in einer Rechtskurve wegen der hohen Geschwindigkeit und prallte mit dem Dach gegen eine Hauswand und einen Laternenpfahl.
Dabei kamen fünf Portugiesen und elf Ausländer ums Leben, 21 weitere Menschen wurden teils schwer verletzt.
Die Behörde empfahl, dass alle Standseilbahnen in Lissabon weiterhin außer Betrieb bleiben. Es müsse überprüft werden, dass sie Seilbefestigungen und Bremssysteme haben, die die Kabinen bei einem Seilriss stoppen können.
Einen Abschlussbericht zur Unglücksursache soll es innerhalb eines Jahres geben.
Überblick über den Betrieb der Standseilbahn.
Mögliche Wartungsverstöße
CNN Portugal berichtet außerdem, dass die Techniker zu dem Schluss kamen, dass die als erledigt gemeldeten Wartungsarbeiten nicht immer wirklich durchgeführt wurden.
Trotzdem wurde der Wartungsplan als korrekt eingetragen und von Carris, dem staatlichen Betreiber der Seilbahnen und des öffentlichen Nahverkehrs in Lissabon, akzeptiert.
Laut Quellen, auf die CNN sich beruft, wurden die für den Unfalltag geplanten Inspektionen als erledigt registriert, obwohl sie nicht nach dem von einem Techniker unterschriebenen Plan durchgeführt wurden.
„Elevador da Glória“ vor dem Unfall.
Die Standseilbahn beförderte sowohl Touristen als auch Einheimische.
Historische Bahn
Die „Elevador da Glória“ wurde 1885 in Betrieb genommen. Die markanten gelben Wagen wurden in den 1920ern eingeführt, als die Linie elektrifiziert wurde.
Di Bahn besteht in ihrer heutigen Form seit 1914 und wurde seither mehrfach renoviert und gewartet. Sie ist 260 Meter lang, überwindet 45 Meter Höhenunterschied bei einer durchschnittlichen Steigung von 18 % und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 11,5 km/h.
Die Standseilbahn besteht aus zwei Wagen, den sogenannten „Cabinas“ Nummer 1 und 2, jeweils etwa 14 Tonnen schwer und für 42 Personen ausgelegt, davon 22 Sitzplätze.
Die Cabinas sind durch ein Seil verbunden, das ihr Gewicht über eine große Umlenkrolle an der Spitze der „Elevador da Glória“ in einem unterirdischen Technikraum ausgleicht.