Granada: Sulayr-Projekt – eine Seilbahn von der Stadt in die Berge

Rund 230.000 Menschen wohnen in der spanischen Großstadt Granada. Die andalusische Universitätsstadt mit dem berühmten Weltkulturerbe „La Alhambra“ ist das Tor zur Sierra Nevada – einer beliebten Bergregion. Damit einher gehen jedoch Verkehrsprobleme zwischen der Stadt Granada und dem Tourismusort Pradollano. Das Mobilitätsprojekt „Sulayr“ will hier Abhilfe schaffen – mit einer Seilbahn als Teil der Idee.

Das Berggebiet Sierra Nevada in Spanien ist Sommer wie Winter ein begehrtes Ziel – sowohl von Touristen als auch Einheimischen der Großstadt Granada. Die Zahl der Gäste steigt jährlich, 2024 waren es 800.000 Skifahrer und 330.000 sonstige Besucher.

Die Zufahrt wird entsprechend stark beansprucht, bis zu 221.400 Fahrzeuge in Spitzenzeiten pro Monat bzw. 7.100 pro Tag nutzen die Landstraße A-395. Staus, Lärm und Abgase sind die Folge.

In der Sierra Nevada häufen sich Müllprobleme entlang der Landstraße, Parkplatzmangel und weitere negative Erfahrungen der Gäste.

Zugleich steigt der politische und gesellschaftliche Druck auf eine nachhaltigere Mobilität, etwa durch die Nachhaltigkeitsinitiativen der Europäischen Union zur Reduktion von Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent bis 2030 und 100 Prozent bis 2050.

Auch der regionale Strategieplan des Skigebiets CETURSA verfolgt das Ziel, den Tourismus in der Sierra Nevada ökologisch nachhaltiger zu gestalten.

Integrierter Mobilitätsplan

Deswegen wird derzeit an dem integrierten nachhaltigen Mobilitätsplan Sulayr gearbeitet, der Granada und Pradollano mit Eisenbahn, Metro, Fahrrad, E-Scooter, Seilbahn und Elektrobus intelligent vernetzen soll.

Sulayr will die Mobilität durch neue Verkehrsachsen verbessern und die Umwelt- und Lebensqualität steigern, indem Lärm und Luftverschmutzung reduziert werden.

Zudem verfolgt Sulayr auch kulturelle und touristische Ziele, etwa die Abkehr von starren Saisonen und die Forcierung des Ganzjahrestourismus, die Förderung des Gästeangebots in marginalisierten Teilen der Sierra Nevada sowie die stärkere Anbindung der Region an das Hochgeschwindigkeitsnetz der spanischen Eisenbahn.

Kette an Verkehrsmitteln

Dass eine Seilbahn Teil des Mobilitätsplans wird, ist Ausdruck eines multimodalen Konzepts für nachhaltige Mobilität. Gemeinsam mit Zug, Metro und E-Bus entsteht eine abgestimmte Verbindung öffentlicher Verkehrsmittel, die den Zugang zur Sierra Nevada deutlich umweltfreundlicher gestaltet.

Vor allem die Seilbahn ermöglicht emissionsarmen Transport – leise, effizient und sicher.

Der Plan sieht eine TRI-Line vor – eine Kombi aus Dreiseil- und Kabinenbahn.

Seilbahn setzt Metro fort

Der Gast kommt mit dem – bereits jetzt bestehenden – Schnellzug nach Granada und steigt dort in eine 6,8 Kilometer lange Metro um. Deren Endstation „Cenes“ ist als multimodaler Hub konzipiert, der zusätzlich ein Parkhaus für 1.800 Autos, Fahrrad- und Rollerparkplätze, Warenlogistik und eine Einkaufszone umfasst.

Cenes ist bereits jetzt der Ort, an dem Menschen Fahrgemeinschaften in die Sierra Nevada bilden – und daher optimal für eine Umsteigestation. Dort wechseln die Fahrgäste zur Seilbahn. Diese führt über drei Zwischenstationen nach Pradollano.

Drei Zwischenhalte mit Potential

Der erste Halt „Neveros“ erschließt einen geplanten Bikepark sowie einen Startplatz für Gleitschirmflieger – und spricht damit zwei wichtige Gästegruppen an. Die Station „Trevenque“ wiederum erleichtert den Zugang zu den Mittelgebirgsketten der Sierra Nevada, die – obwohl sie landschaftlich reizvoll sind – bisher noch wenig besucht werden.

Die Haltestelle „Botanischer Garten“ bindet schließlich den Park Hoya de Pedraza an, der für seine artenreiche Flora- und Fauna bekannt ist und einen außergewöhnlichen Panoramablick auf die Gebirgszüge der Sierra Nevada bietet.

Die Seilbahn soll die Metrolinie um fünf Stationen verlängern.

Autofreies Pradollano

In Pradollano angekommen, sollen Elektrobusse die letzte Meile übernehmen und den motorisierten Individualverkehr größtenteils ersetzen. Ziel ist ein nahezu autofreier Ort mit großer Fußgängerzone. Die Zufahrt durch das Tal in den Ort soll allein Bewohnern, Hotelgästen und Mitarbeitern der Tourismusbetriebe gestattet sein.

Die massive Förderung der Mikromobilität (E-Bikes und E-Roller) ist dazu sowohl in Pradollano als auch in Granada ein wichtiger Baustein. Es gibt ähnliche bereits umgesetzte Projekte in den Schweizer Orten Zermatt, Bettmeralp und Stoos. Die Zufahrtskontrolle würde über einen automatischen Kennzeichen-Scanner erfolgen.

Im Ort Bettmeralp (Schweiz) transportiert die Seilbahn sogar die Müllabfuhr.

Barrierefrei und sicher

Zurück zur Seilbahn: Diese vereint innovative Technologie mit höchster Betriebssicherheit – auch bei Wind und Wetter. Keine Staus, Wartezeiten oder Abgase. Die barrierefreien Eigenschaften von Seilbahnen eignen sich perfekt für Familien mit Kleinkindern, älteren Menschen und Personen mit Beeinträchtigungen.

Eine Förderleistung zwischen 1.800 und 2.600 Personen pro Stunde wäre realistisch – je nach Anzahl der Kabinen.

Ein Konzept zur Beförderung von Waren ist ebenso zu berücksichtigen. In anderen Gebieten, wie etwa in Grindelwald in der Schweiz, wurden diese bereits erfolgreich realisiert. Ein spezielles Feature ermöglicht den effizienten und automatisierten Transport von Waren und Ausrüstung, ohne damit den Regelbetrieb für die Fahrgäste zu beeinflussen.

Und die Finanzierung?

Bei entsprechender Bewertung und volkswirtschaftlichem Nutzen könnte die Seilbahn durch europäische Fonds gefördert werden. Die Seilbahn wäre zusätzlich ein Anziehungspunkt für Touristen und könnte die gesamte Region nachhaltig entwickeln und beleben.