
SI urban 2/2025, Stadt
Remec in Berlin: Externe Betriebsleiter für urbane Seilbahnen
Sie ist 1,5 Kilometer lang, hat drei Stationen und kann in 65 Kabinen bis zu 3.000 Menschen pro Stunde und Richtung transportieren: Seit 2017 fährt eine urbane Seilbahn in der deutschen Hauptstadt Berlin. Sie führt von der U-Bahn-Station Kienbergpark über die Mittelstation „Wolkenhain“ am Gipfel des Kienberges zum Haupteingang der „Gärten der Welt“ am Blumberger Damm.
Errichtet zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) dient die 10er-Einseilumlaufbahn zur Erschließung des Parks, als Transportmittel der Bewohner des Stadtteils Marzahn- Hellersdorf – und als Attraktion selbst. Über 612.000 Fahrgäste hat der Betreiber – die LEITNER Seilbahn Berlin GmbH – zuletzt von März bis Ende September 2025 gezählt.

Fahrt mit Aussicht
Die Seilbahn Berlin fährt über die „Gärten der Welt“.
Rasche Lösung dringend gesucht
Die Seilbahn fährt entsprechend viel: Rund 2.000 Betriebsstunden hat die Anlage pro Jahr, zwischen März und Oktober sogar sieben Tage die Woche – und das von je 10 bis 19 Uhr. Eine hohe Verfügbarkeit der Seilbahn ist entsprechend wichtig.
Umso dringlicher war die Situation im Sommer 2024, als die Seilbahn plötzlich ohne Betriebsleiter und vor einem Berg an Instandhaltungsaufgaben stand.
„Berlin ist kein Seilbahnland, ein neuer Betriebsleiter ist hier kaum zu finden“, berichtet Norbert Lippold, Standortleiter der LEITNER Seilbahn Berlin GmbH.
Sein Team aus 17 Mitarbeitern – fünf davon sind Techniker – war selbst neu in der Seilbahnbranche. Rasch musste eine Lösung her.

Johannes Stadler, CEO von REMEC, vertreibt die Instandhaltungssoftware SAMBESI.
Der Seilbahnhersteller LEITNER vermittelte daraufhin an die unabhängige Firma REMEC. Das Schweizer Unternehmen hat sich primär als Anbieter von SAMBESI – einer Instandhaltungssoftware für Seilbahnen – einen Namen gemacht, bietet aber auch die Dienstleistung „externe Betriebsleiter“ an, wie CEO Johannes Stadler berichtet: „In der Schweiz betreuen wir bereits 25 Destinationen und sind für den sicheren Betrieb derer Anlagen verantwortlich.“

Thomas Oppeneiger arbeitet für REMEC als externer Betriebsleiter von Seilbahnen.
Assessment auf der Anlage
Wie bei jeder Anfrage machte sich REMEC auch in Berlin ein Bild von der Anlage, bevor das Unternehmen das finale Angebot abgab. „Zwei bis drei Tage prüfen wir vor Ort die Technik und die Dokumentation der Instandhaltung und führen Versuche durch. Mindeststandards müssen erfüllt sein, sonst lehnen wir ein Mandat auch mal ab“, so Thomas Oppeneiger, externer Betriebsleiter bei REMEC.
Die Seilbahn in Berlin hat die Vorgaben erfüllt, trotzdem blieb kaum ein Stein auf dem anderen: „Zusammen mit REMEC analysierten wir Betrieb, Instandhaltung und Dokumentation von Grund auf und erstellten einen Investitionsplan“, betont Standortleiter Lippold.
Denn mit wachsendem Betriebsalter stehen nun einmal immer mehr Maßnahmen an, zudem wird in Berlin an einem neuen Seilbahngesetz gearbeitet, das die urbane Perspektive stärker berücksichtigt.

Norbert Lippold
Standortleiter LEITNER Seilbahn Berlin GmbH
„Wir sind mit den externen Betriebsleitern von REMEC sehr zufrieden – sowohl in fachlicher als auch in sozialer Hinsicht. Sie führen und beraten uns verständlich auf Augenhöhe – und das mit viel Erfahrung und großem Netzwerk. Von SAMBESI sind wir ebenfalls begeistert: Die Instandhaltungssoftware erleichtert unsere Arbeit extrem und gibt uns einen sehr guten Überblick.“
Verantwortung klar definiert
Im August 2024 hat REMEC nun die technische Leitung der Berliner Seilbahn übernommen. Drei Seilbahnexperten sind namentlich bei den Behörden als Verantwortliche eingetragen, die Leitung hat Thomas Oppeneiger inne.
Im Rotationsprinzip ist nahezu jede Woche für drei Tage ein REMEC-Experte vor Ort, um das Berliner Team anzuleiten und zu schulen, den Betrieb zu überwachen und Instandhaltungsmaßnahmen zu organisieren.
„Zudem sind wir jederzeit per Telefon, Videochat und Fernwartung erreichbar“, so Oppeneiger. Zu den Aufgaben gehört auch die Organisation von Werkzeug und Material, sowie die Überwachung von externen Dienstleistern, etwa bei Seilarbeiten.
Wofür REMEC nicht zuständig ist, ist der wirtschaftliche Betrieb und das Personalmanagement – berät hier aber auf Wunsch. Denn die Seilbahnexperten kennen herstellerunabhängig zahlreiche Anlagen, besitzen viel Know-how und können auf ein großes Netzwerk zurückgreifen.

Umfassende Tätigkeiten
Auch bei Bergeübungen sind die REMEC-Experten vor Ort.
Einführung von SAMBESI
„Eine der ersten Maßnahmen war die Implementierung unserer Instandhaltungssoftware SAMBESI“, betont Oppeneiger. Zuvor wurde die Wartung auf Papier organisiert.
Mit der Software SAMBESI werden nun alle Aufgaben digital geplant und dokumentiert – korrekt, umfassend und fristgerecht. Darüber hinaus wird das Betriebstagebuch jetzt zertifiziert digital geführt. Mit dem Modul „Ereignisse“ werden Störungen effizient und effektiv gemanagt.
„Mit SAMBESI erstellen wir zudem einen Verfügbarkeitsbericht für den Betreiber“, fügt Oppeneiger hinzu. Auch Ersatzteile und Verträge werden mit SAMBESI verwaltet.
REMEC bleibt an Bord
Langfristig verfolgt die Seilbahn Berlin das Ziel, eigene Betriebsleiter zu beschäftigen, erste Mitarbeiter sind bereits zur Ausbildung angemeldet. Doch bis es so weit ist, werden noch etwa vier Jahre vergehen – und auch danach soll REMEC beratend tätig sein.
Thomas Oppeneiger freut sich sehr darüber, vor allem aus einem ganz besonderen Grund: „Da wir die Betreiberseite einnehmen, können wir SAMBESI optimal weiterentwickeln. Denn im Betriebsalltag fällt uns am besten auf, wo die Software noch Potential hätte!“