Seilbahn in Köln: Ein neuer Versuch – mögliche Routen und Kosten

Die Idee einer Seilbahn in Köln (Deutschland) steht weiterhin im Fokus der Mobilitätsexperten. Dieses Mal wurden verschiedene Routenoptionen sowie mögliche Stationen gemeinsam von der Technischen Hochschule und dem Think Tank Urban Netways ausgearbeitet. SI hat sich die Fakten und Visualisierungen angesehen.

Die Technische Hochschule Köln und der Think Tank Urban Netways haben die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Arbeit vorgestellt, die die Begleitung und fachliche Förderung von Studierenden im Bereich der kommunalen Verkehrsplanung umfasst.

Ziel war die Integration moderner Personenseilbahnen in das Gesamtnetz des öffentlichen Nahverkehrs. Auf Basis bereits existierender und öffentlich diskutierter Vorschläge wie dem „Rheinpendel“, aber auch unter Berücksichtigung neuer und zusätzlicher Analysen, haben die Studierenden mögliche Streckenführungen entwickelt. Auch die Stationen wurden ausgearbeitet.

Ein Seilbahnnetz für die Kölner Innenstadt

Eric Schweden, Bachelor of Engineering im Studiengang Bauingenieurwesen, hat sich im Rahmen seiner Abschlussarbeit und eines Praxisprojekts mit der technischen Machbarkeit von Seilbahnverbindungen für die Kölner Innenstadt beschäftigt.

Das entwickelte Seilbahnnetz besteht aus einer Nord-Süd-Achse, die von der Zoobrücke über Deutz bis zum Ubierring verläuft, sowie aus einer Ost-West-Achse zwischen dem Kölner Hauptbahnhof und dem Messegelände. Zusätzlich befindet sich eine Stichroute zwischen der Bastei und dem Ebertplatz.

Das Seilbahnsystem umfasst eine Streckenlänge von ca. 7.300 Metern mit 16 Stationen entlang des Rheins. Die gewählte Streckenführung verläuft überwiegend entlang bestehender Verkehrswege, öffentlicher Flächen oder Grünanlagen.

Ein innovativer Ansatz besteht darin, die Seilbahn zwischen den Stationen Deutzer Freiheit und Severinsbrücke auf einer schienengebundenen Spur zu führen, sodass sie dem kurvigen Straßenverlauf folgen kann.

Die Fahrzeitberechnungen zeigen, dass die geplanten Seilbahnlinien die Reisezeiten im Vergleich zum aktuellen ÖPNV um bis zu 25 Minuten verkürzen können. Die Kabinen sollen im 30-Sekunden-Takt verkehren.

Die Kosten für die mögliche Seilbahn könnten laut dem Projekt rund 200 Millionen Euro betragen und lägen damit in einem vergleichbaren Rahmen wie die beiden geplanten Fuß- und Radwegbrücken am Ubierring und an der Bastei, deren Gesamtkosten sich auf etwa 160 Millionen Euro belaufen.

Eine mögliche Seilbahn in der Kölner Innenstadt:

Gesamtübersicht mit Lageplan und Einzugsgebieten.

Stationsarchitektur für die Innenstadt

Die Architekturstudentin Lucy Giebat hat in ihrer Masterarbeit zwei urbane Seilbahnstationen für die Stadt Köln entworfen. Es gibt Minimalstationen, die nur die Mobilität sicherstellen, und erweiterte Stationen, die zusätzliche Bedürfnisse des täglichen Lebens erfüllen.

Tagsüber liegt der Fokus auf Personenverkehr, nachts auf Logistik. Das modulare Baukastensystem ermöglicht flexible Anpassung der Stationen an verschiedene Standorte und schnelle Umsetzung.

Der Ubierring wurde als Minimalstation für Ein- und Ausstieg konzipiert. Sie ist aufgeständert, um Fuß- und Radverkehr am Elisabeth-Treskow-Platz sowie den Schiffsverkehr auf dem Rhein nicht zu stören. Eine Fußgängerbrücke verbindet die Station über die Rheinuferstraße mit dem Park des Ubierrings und dem ÖPNV-Netz.

Die Station Deutzer Hafen ergänzt das Neubauviertel von Cobe und das bestehende ÖPNV-Netz. Die Fassaden bestehen aus Holzdreiecken, teilweise mit organischer Photovoltaikfolie. Auf unbebauten Flächen kann eine größere Station errichtet werden, die als Service- und Logistikstation dient. Nachts werden Pakete angeliefert und transportiert, tagsüber ist die Station ein belebter Ort mit Kultur-, Bewegungs- und Lernräumen, Restaurants und Marktplatz.

Die Visualisierung der Station am Ubierring.

Verbindung von Köln Chorweiler und Leverkusen

Moritz Kampschulte hat für seine Abschlussarbeit verschiedene Varianten für eine Seilbahn von Köln Chorweiler über Merkenich bis nach Leverkusen untersucht.

Als Chance sieht er hier, die Vielzahl an Industrien und Arbeitsplätze des täglichen Lebens auf beiden Seiten des Rheins besser zu verbinden. Zudem könnten öffentliche Einrichtungen sowie Naherholung und Tourismus – wie die Wege zum Leverkusener Rheinpark oder zum Fühlinger See – deutlich profitieren.

Im Ergebnis kommt er auf eine Strecke von circa 7,8 Kilometern, die sich laut seinen Simulationen zu lohnen scheint. Die aktuell schnellste ÖPNV-Verbindung zwischen den beiden Start- und Endstationen führt aktuell noch über den Kölner Hauptbahnhof mit einer Fahrzeit von 34 Minuten. Dem stehen 24 Minuten mit der Seilbahn gegenüber, die alle 30 Sekunden fahren soll.

Potenzielle Zeitersparnis mit der Seilbahn.

Für den Linienverlauf hat sich Moritz Kampschulte an Entwürfen von Urban Netways orientiert und mehrere Varianten mit Hilfe von Simulationsprogrammen ausgewertet. Dabei war ihm wichtig, nur rein öffentliche Flächen zu überfliegen.

Im Vergleich verschiedener Systeme stellte sich eine Zweiseilumlaufbahn mit einer hohen Seilführung als passend heraus, da diese auch lange Strecken problemlos überwinden kann.

Als Kabinengröße wählte er eine für 10 bis 15 Personen, die barrierefrei und geeignet zur Fahrradmitnahme ist. Bei steigendem Bedarf könnten so dass bis zu 5.000 Personen pro Stunde und Richtung transportiert würden.

Seine erste Kostenschätzungen belaufen sich auf 80 bis 125 Millionen Euro.

Strecken-Optionen.

Vorzugsvariante (weiß) und Alternativen, die von Urban Netways entwickelt wurden. Moritz Kampschulte untersuchte weitere Optionen und konnte im Ergebnis die weiße Vorzugsvariante inkl. Stationen in nur leicht abgewandelter Form bestätigen.

Stationsarchitektur für Köln Chorweiler

Der Architekturstudent Vincent Weisbrod untersuchte, wie Seilbahnen Verkehr und Stadtgestaltung sinnvoll ergänzen können, und hat eine Station für Chorweiler Mitte entworfen. Die Station am Liverpooler Platz schafft einen Mobilitätshub und dient als offenes Tor zum Stadtteil.

Sie liegt auf +1-Ebene, direkt neben Straßen- und S-Bahnhaltestelle sowie dem Busbahnhof. Durch das Bogentragwerk entsteht eine helle, offene Halle.

Die Visualisierung der Station Chorweiler Mitte.

Als weitere bauliche Maßnahmen der Seilbahntrasse sollen die Stützen bewusst gestaltet werden.

Ihr Motiv wird in der Gestaltung der Brückenstützen an der Station wieder aufgegriffen und schafft Identifikation für Nutzer und Anwohner der Seilbahn.

„Das System Seilbahn hat das Potential unsere klassischen Systeme zu ergänzen und damit den ÖPNV für die Bürger noch attraktiver zu machen. Die Abschlussarbeiten der Studierenden haben das auf eindrucksvolle Weise bewiesen, dass insbesondere für Köln, aber auch für andere Großstädte die Seilbahn ein äußerst sinnvolles System ist. Nun ist die Stadtgesellschaft und insbesondere die Politik gefordert, die entsprechenden Entscheidungen zu treffen“, so Volker Stölting, Verkehrsplaner und Professor der Technischen Hochschule Köln.