Tizi Ouzou: Seilbahn von POMA – die zweite

Die urbane Seilbahn der algerischen Stadt Tizi Ouzou beweist seit 2020 eine vorbildliche Zuverlässigkeit von 98 Prozent und befördert über 3,5 Millionen Fahrgäste pro Jahr ohne ernste Zwischenfälle. Nun wird die Linie durch zwei weitere Sektionen ergänzt: Der französische Hersteller POMA errichtet derzeit die 10er-Kabinenbahn „TIZI II“.

Seit 2020 schwebt die Kabinenbahn TIZI I von POMA über die dichte Infrastruktur, die engen Straßen und die steile Topographie der algerischen Stadt Tizi Ouzou.

Die 2,4 Kilometer lange 10er-Kabinenbahn führt vom intermodalen Bahnhof (Bus & Zug) über die Universität und das Stadion zum Sitz der Regionalregierung.

Sie verbindet die Viertel New City und M‘douha mit den Verkehrsknotenpunkten und sorgt so für nachhaltige und sozial gerechte Mobilität.

TIZI I

reduziert sowohl die Strecke (–40 %) als auch die Fahrzeit (–30 %) der Bewohner, spart jährlich 7.758 Megawatt Strom und vermeidet pro Jahr 2.853 Tonnen CO2-Äquivalente.

Zweite Ausbaustufe

Von Anfang an war geplant, die Seilbahn um zwei weitere Linien zu verlängern: Zunächst zum städtischen Krankenhaus und schließlich zu einem Aussichtsberg. Die erste Ausbaustufe wird bereits jetzt Realität: Aktuell errichtet der französische Hersteller POMA die 10er-Kabinenbahn TIZI II.

Die neue Seilbahnlinie fährt vom Stadtviertel M’douha auf 210 Metern auf das Plateau des Sidi-Belloua-Krankenhauses auf 505 Metern – ein Höhenunterschied von fast 295 Metern auf einer Strecke von 1,86 Kilometern.

„Das Geländeprofil zeigt eine Mischung aus dicht bebautem Stadtgebiet, Straßenquerungen und einem abschließenden bewaldeten Hang, bevor der Krankenhauskomplex erreicht wird. Was früher eine 20-minütige Bergfahrt durch steile, verkehrsreiche Straßen war, wird bald zu einer sechsminütigen lautlosen Fahrt in der Luft“, berichtet Sebastien Martin, Projektleiter bei POMA.

Im Endausbau

soll das Seilbahnnetz in Tizi Ouzou aus sechs Stationen bestehen: Bereits errichtet wurden die Halte am Bahnhof (Gare de Kef Naâdja), an der Universität (Université de Tizi Ouzou), beim Stadion (Stade du 134 Novembre) und am Sitz der Regionalregierung (Wilaya). Zurzeit gebaut wird die Station am
Krankenhaus (Sanatorium). Geplant ist eine Endstation auf dem Ausflugsberg (Redjaouna).

Politische Ziele

Das algerische Verkehrsministerium bewertete bei der Trassenfindung die Zugänglichkeit stärker als geografische Kriterien. Durch die direkte Anbindung des städtischen Hauptkrankenhauses an die bestehende Seilbahn-, Zug- und Businfrastruktur verwandelt der neue Abschnitt einen vormals schwierigen, auf Autos angewiesenen Aufstieg in eine nahtlose, inklusive Fahrt für alle.

Zum ersten Mal werden die Bewohner der umliegenden Städte und Bergdörfer in der Lage sein, spezialisierte medizinische Versorgung ohne private Verkehrsmittel zu erreichen. Diese vorausschauende Entscheidung geht über die bloße Anzahl der Fahrgäste hinaus (zwei Millionen jährlich):

Sie bringt essenzielle öffentliche Dienstleistungen näher zu den Menschen, stärkt soziale Inklusion und definiert städtische Gerechtigkeit durch Mobilität.

Staatliche Finanzierung

Das Projekt wird vollständig aus dem algerischen Staatshaushalt im Rahmen einer mehrjährigen Programmgenehmigung finanziert.

Die delegierte Projektleitung wird von der Entreprise du Métro d’Alger (EMA) wahrgenommen, einem öffentlichen Betreiber, der für die Umsetzung der städtischen Mobilitätspolitik des Ministeriums für öffentliche Arbeiten und Verkehr zuständig ist.

Die EMA überwacht im Auftrag des Staates die gesamte Finanzierung, Beschaffung und Durchführung des Projekts und gewährleistet so Transparenz und langfristige Eigenverantwortung.

„Dieses Modell der öffentlichen Investition ermöglicht es, die Infrastruktur vollständig in die nationale Strategie Algeriens für einen nachhaltigen und barrierefreien städtischen Verkehr zu integrieren“, erklärt Martin.

Mit der Fertigstellung

von TIZI II – eine 1,9 Kilometer lange Strecke, die M‘douha mit dem 600 Meter hoch gelegenen Krankenhaus Sidi Belloua verbindet – wagt Tizi Ouzou erneut den Sprung nach vorne.

Kontinuität in der Technik

Wie TIZI I wird auch die neue Linie als kuppelbare 10er-Kabinenbahn gebaut, was volle Interoperabilität und optimierte Wartung innerhalb des bestehenden Netzes gewährleistet.

Die Stationen dienen als Local Hubs und sind so gestaltet, dass sie die architektonische Sprache und die Standards der Barrierefreiheit von TIZI I übernehmen, um einen reibungslosen Umstieg für Fahrgäste und eine vereinfachte Bedienung für das Personal sicherzustellen.

Betrieb durch UPilot abgesichert

TIZI II wird wie TIZI I von ETAC betrieben werden – einem Joint Venture zwischen POMA und der staatseigenen TRANSTEV-Gruppe. Die ETAC ist seit zehn Jahren für Betrieb, Verwaltung und Wartung des bestehenden Seilbahnnetzes in Algerien verantwortlich – und damit auch für die Seilbahnen in Tizi Ouzou.

Und deren Bilanz kann sich sehen lassen: 3,7 Millionen Fahrgäste und keine Unfälle. Diese Leistung beruht nicht nur auf der Technologie, sondern auch auf den Menschen – Techniker und Bedienpersonal – die über das POMA UPILOT-System geschult werden:

Die digitale Plattform kombiniert Simulation, Wartungsschulungen und die Befähigung zur sicheren Bedienung und Instandhaltung städtischer Seilbahnsysteme.

Ausbildung mit UPilot

Algerien hat zudem einen robusten rechtlichen Rahmen durch das Dekret Nr. 11-359 geschaffen, das den europäischen Normen und der STPG-Vorschrift für den Fahrgast-Seilbahnbetrieb eng entspricht.

Im Einklang mit diesem Rahmen entwickelt der Seilbahnbetreiber ETAC ein vollständiges Sicherheitsmanagementsystem (SGS), um Verfahren, Risikokontrolle und kontinuierliche Verbesserungen im täglichen Betrieb zu strukturieren.

Dritte Seilbahnlinie am Berg

Zurück zum Seilbahnbau, dort forderten zwei Dinge besonders heraus: Erstens die begrenzte Verfügbarkeit von Flächen in dicht besiedelten städtischen Gebieten. Zweitens der komplexe wirtschaftliche Kontext, der durch aufeinanderfolgende Finanz- und Gesundheitskrisen zwischen 2018 und 2021 geprägt war.

„Trotzdem konnte die starke und dauerhafte Partnerschaft zwischen POMA und der EMA voranschreiten – ein Vorbild für zukünftige urbane Seilbahnen in Algerien“, so Martin.

Eine davon ist die dritte Ausbaustufe des Seilbahnetzes in Tizi Ouzou. Vom Krankenhaus aus soll eine Seilbahn die Mobilität weiterer Stadtviertel am Berg besser anbinden – und den Menschen zu mehr Freizeitaktivitäten verhelfen.

Die Umsetzung wird in den kommenden Jahren erwartet, sobald TIZI II im Frühjahr 2026 in Betrieb gegangen sein wird.

Technische Daten:

Seilbahn Tizi I

Status im Betrieb (2020)
Sektionen 3
Förderleistung 2.000 P/h/d
Länge 2,4 km
Höhenunterschied 140 m
Fahrgeschwindigkeit 5,5 m/s
Fahrzeit 15 min
Stationen 4
Kabinen 65
Kapazität 10 P
Stützen 19
Betriebszeiten 12 h/d
Verfügbarkeit Fakt: 98 %
Fahrgäste/Jahr Fakt: 3,6 Mio

Technische Daten:

Seilbahn Tizi II

Status im Bau (2025)
Sektionen 1
Förderleistung 950 P/h/d
Länge 1,8 km
Höhenunterschied 295 m
Fahrgeschwindigkeit 5,5 m/s
Fahrzeit 7,1 min
Stationen 2
Kabinen 22
Kapazität 10 P
Stützen 9
Betriebszeiten (geplant) 4.500 h/Jahr
Verfügbarkeit Ziel: 98 %
Fahrgäste/Jahr Ziel: 2,3 Mio