Ujjain: urbane Seilbahn zum Tempel

Ujjain gehört zu den sieben „heiligen Städten“ Indiens. Die Großstadt mit 550.000 Einwohnern zieht mit dem Mahakaleshwar-Tempel eine Vielzahl an Pilgern an. Nun soll ab Sommer 2026 eine Seilbahn die Gläubigen vom Zugbahnhof über eine Zwischenstation am Triveni-Museum zum Gotteshaus transportieren. Das Ingenieurbüro SALZMANN und die BERNARD Gruppe überwachen das Projekt.

Ujjain, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, zählt nicht nur 550.000 Einwohner, sondern auch viele Pilger. Besonders an religiösen Feiertagen machen sich tausende Gläubige vom Zugbahnhof auf dem Weg zum Tempel Mahakaleshwar.

Derzeit dauert die Fahrt durch die verstopften Straßen mindestens zwischen 25 und 30 Minuten – der Weg ist beschwerlich und kompliziert.

64.000 Fahrgäste pro Tag

Um die Reise zum Tempel deutlich bequemer und angenehmer zu gestalten, hat das Staatsunternehmen NHLML (National Highway Logistics Management Limited) eine Seilbahn in Auftrag gegeben: Geplant ist eine 1,7 Kilometer lange 8er-Kabinenbahn mit 55 Kabinen und einer Förderleistung von 2.000 Personen pro Stunde und Richtung.

64.000 Menschen sollen die Anlage täglich nutzen. Mit einer Fahrzeit von sieben Minuten verkürzt sich die Reisezeit erheblich. Zudem ist die Fahrt mit der Seilbahn deutlich komfortabler und bietet einen guten Blick auf die Stadt.

Besonders ältere Gläubige und Personen mit eingeschränkter Mobilität profitieren davon. Insgesamt soll die Seilbahn die Mobilität von Millionen Menschen verbessern.

Talstation

Die Seilbahn startet am Zugbahnhof der Stadt Ujjain.

Zwischenstation mit Knick

Die drei Stationen am Zugbahnhof Ujjain, am Triveni-Museum und in Ganesh Colony (Tempel) sind strategisch so platziert, dass sie sowohl Einheimischen als auch Besuchern einen einfachen Zugang zur Seilbahn bieten.

Die Gebäude umfassen nicht nur die Seilbahntechnik, sondern dienen als Local Hubs mit Geschäften, Wartesälen, Toiletten, Sicherheitsschleusen und Betriebsräumen. Architektonisch sprechen die Stationen eine Sprache, die sich in das kulturelle, religiöse und städtebauliche Umfeld einfügt.

Die Zwischenstation ist als Eckstation ausgeführt, um die Seilbahn Richtung Tempel zu verbinden.

Modell Bauen-&-Betreiben

Das indische Bauunternehmen MSIL (Jai Makakaleshwar Ropeway Private Limited) wird die Seilbahn bis Sommer 2026 umsetzen und voraussichtlich bis 2031 betreiben, als Lieferant ist der Hersteller DOPPELMAYR am Zug.

Nach fünf Jahren wird die NHLML wohl den Betrieb übernehmen – so sieht es der nationale Seilbahnplan für die meisten Projekte zumindest vor.

Bergstation

Die Endstation am Tempel soll ansprechend gestaltet werden.

Unabhängige Überwachung

Planung, Bau und Betrieb der Seilbahn werden von den unabhängigen Experten SALZMANN Ingenieure und BERNARD Consult überwacht.

„Wir vertreten im Grunde die NHLML gegenüber den Auftragnehmern: Wir steuern das Projekt, kontrollieren Pläne sowie Berechnungen und achten auf Termintreue und Ausführungsqualität“, berichtet Seilbahnplaner Stephan Salzmann.

Während die BERNARD Gruppe mit ihren indischen Mitarbeitern vor Ort die verkehrsplanerische, bauliche und architektonische Perspektive einnimmt, steuert SALZMANN das Seilbahn-Know-how bei. Zusätzlich wird ein erfahrener, urbaner Seilbahnfachmann aus Kolumbien für das Projekt in Ujjain hinzugezogen.

Technische Daten:

Seilbahn Ujjain

Förderleistung 2.000 P/h/d
Länge 1,78 km
Fahrgeschwindigkeit 6 m/s
Fahrzeit (gesamte Strecke) 7 min
Anzahl Kabinen 55
Kapazität der Kabinen 8 P
Stationen 3
Stützen 11

Keine unbekannten Ingenieure

Zusammen mit der BERNARD Gruppe hat das österreichische Ingenieurbüro SALZMANN bereits 14 Projekte der NHLML betreut, sieben davon werden derzeit umgesetzt. Das bekannteste ist die urbane Seilbahn von BARTHOLET in Varanasi, die in Kürze in Betrieb gehen wird.

Aktuell erwähnenswert sind zudem die geplante Pendelbahn in der Millionenstadt Prayagraj (eine weitere der sieben heiligen Städte Indiens) und die Tempelseilbahn in Kullu. Hinzu kommt – im Auftrag des Bundestaates Himachal-Pradesh – das urbane Seilbahnnetz in Shimla mit drei Linien.

Das Joint Venture arbeitet darüber hinaus für private Auftraggeber an zwölf Seilbahnprojekten auf dem Subkontinent. „Nicht zuletzt sind Vorstudien ein großer Teil unserer Arbeit in Indien. In fast 40 Fällen haben wir bereits untersucht, ob urbane Seilbahnen überhaupt sinnvoll sind“, betont Stephan Salzmann.

Denn mit mehr als 50 Jahren Erfahrung im alpinen Seilbahnbau (inzwischen über 400 Projekte) weiß SALZMANN, was das Verkehrsmittel am Seil leisten kann.