Jakob Schuler: Sammler & Erhalter

Alles begann mit einem Skilift-Holzbügel aus dem Skigebiet Braunwald, der […]

Alles begann mit einem Skilift-Holzbügel aus dem Skigebiet Braunwald, der Heimat von Jakob Schuler.

Dort wuchs er als Sohn eines Schlittenseilbahnführers mitten in dem autofreien Dorf Braunwald auf – und entwickelte sich zu einem wahren Skiliftfan. Seit 1992 sammelt der Maschinenmechaniker Bügel, Seilrollen, Apparate und Tafeln – für sich und für die Nachwelt.

„Wo immer ein Skilift renoviert wird, bin ich zur Stelle und frage nach alten Teilen. Mein Ziel ist es, von jedem Skilifthersteller einen Bügel, ein Schleppgehänge und eine Firmentafel zu besitzen“, berichtet Schuler. Inzwischen ist seine Sammlung auf über 270 Stücke angewachsen.

Alle Teile sind nummeriert und in seinem Inventar nach Baujahr, Hersteller und Ort geordnet. „Die Bügel, Seilrollen, Apparate und Tafeln sind im ganzen Haus verteilt. Das meiste ist in der Garage. Langsam gerate ich sogar etwas in Platznot“, erklärt der 57-Jährige.

„Das älteste Stück meiner Sammlung ist ein Constam-Bügel aus dem Jahr 1941. Es ist sozusagen das letzte überlebende Teil der ersten Skiliftgeneration. Es wird aber immer schwieriger, ganz alte Teile zu fi nden“, beklagt Schuler.

Trotzdem komme es immer wieder mal vor – unter meist unglaublichen Umständen. „Einmal gab der Corvatsch-Gletscher einen Bügel her, der vor mehr als 20 Jahren bei einem Sturm im Eis verschwunden war.

Das Einzugsgehänge des „Willy-Bühler“-Lifts hatte ich mir schon vor Jahren gesichert, doch der Bügel war verschwunden. Jetzt besitze ich den Bügel, dank dem Ötzi-Phänomen“, freut sich der Sammler. Die Vielfalt der Hersteller in der Skiliftpionierzeit war groß.

Jedes Modell hat seine Eigenheiten. Trotzdem kann Schuler schnell feststellen, welchen Bügel er vor sich hat: „Ich kann auf den ersten Blick einen Müller-Bügel von einem Tebru-Bügel unterscheiden – oder das Aufhängesystem Städeli vom System Habegger“,erklärt Schuler stolz.

Dieses Wissen ist vor allem dann wichtig, wenn er mit anderen um seine Sammlerstücke feilscht: „Wenn ich einen Bügel doppelt habe, versuche ich ihn mit jemanden zu tauschen, dem es nicht darauf ankommt, ob an der Wand ein Sameli Huber-Bügel hängt oder einer von Lienert“, sagt Schuler.

Neben seiner Teile-Sammlung besitzt der Geotechniker der Schweizer Bundesbahnen (SBB) ein umfangreiches Fotound Informationsarchiv, welches über seine Webseite skilift-nostalgie.ch öffentlich zugänglich ist.

Im Garten seines Hauses in Orpund (Berner Seeland) stehen zudem eine Vierergondel und ein paar Einplatzsessel, auf denen Schulers Frau gerne liest.

In der Stube hat der Vater von zwei erwachsenen Kindern einen Zweiersessel der Marke „Von Roll“ aus dem Jahre 1948 aufgestellt. Die eigentliche Sammlung ist jedoch auf Skilift-Teile beschränkt.

Erhalt der letzten Seitwärtssesselbahn

Schuler sammelt aber nicht nur Seilbahnteile, sondern pfl egt und erhält in seiner Freizeit ganze Anlagen. Zusammen mit Peter und Gumen Köbi kümmert sich der 57-Jährige um die weltweit letzte Von Roll Sesselbahn mit Seitwärtssesseln im tschechischen Krupka.

Die drei Freunde sind gemeinsam im autofreien Braunwald (Kanton Glarus) aufgewachsen – und haben zu diesem Bahntyp eine ganz besondere Verbindung aufgebaut: „Durch die Seitwärtssessel war das Panorama von Braunwald besonders schön zu bestaunen.

Ein eindrückliches Erlebnis“ , erinnert sich Schuler gerne an die Fahrten mit dem einstigen Lift. „Man schwebte quasi den Berg hoch. Ohne dass man durch die Leute im vorderen Sessel abgelenkt wurde.“

Durch neue technische Vorschriften und Modernisierungen gilt das Seilbahnmodell der Firma Von Roll mittlerweile als ausgestorben. Deswegen kämpfen drei Freunde um den Erhalt der weltweit letzte Anlage dieser Art.

Bei einem viertägigen Arbeitseinsatz brachten die Fachmänner die Bahn zusammen mit einem technischen Maschinisten wieder auf Vordermann. „Der Kollege stammt aus Prag, ist Chirurg an einer großen Prager Klinik und hat ebenfalls die Von Roll Sesselbahn zum Hobby“, freut sich Schuler über die Gemeinsamkeit.

Beide seien schon seit vielen Jahren mit der Sesselbahn und dem Personal im tschechischen Krupka befreundet.

Schuler besucht sie jedes Jahr. „Den Sessel der Bahn habe ich sogar selbst viermal in einem Maßstab von 1:10 nachgebaut“, berichtet der Seilbahnfan.

Seine Liebe zur Bahn geht so weit, dass er zugunsten der Sesselbahn-Technik Badetücher, Küchentücher, Kappen & T-Shirts mit dem Logo der Bahn besticken lässt und über seine Website verkauft.

Dabei wird er von Seilbahnfreunden und dem Schweizer Heimatschutz unterstützt.

Museum geplant

Doch Schuler will nicht nur die tschechische Sesselbahn der Nachwelt erhalten, sondern auch seine Sammlung daheim in der Schweiz.

Deswegen plant der 57-Jährige langfristig den Aufbau eines öffentlichen Museums, auch weil bereits bestehende Ausstellungsstätten (wie etwa das Technische Verkehrshaus in Luzern) keinerlei Skilifte gesammelt, geschweige denn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben.

„Sobald ich in Pension bin werde ich dieses Großprojekt intensiv angehen. Dafür braucht es dann einen geeigneten Ort und auch Sponsoren, die ich suchen will“, berichtet Schuler. Wer nicht so lange warten kann, darf sich bis dahin in Schulers Garage umsehen. ts