Sommer am Berg: Der Ländervergleich

Umsatz, Entwicklung, Themensetzung: Der Österreichische, Deutsche und Schweizer Bergsommer im […]

Umsatz, Entwicklung, Themensetzung: Der Österreichische, Deutsche und Schweizer Bergsommer im Ländervergleich.

Der Sommer am Berg ist deutsch – zumindest wenn wir auf die geöffneten Bergbahnen blicken. Viele deutsche Seilbahnen sind ursprünglich zur sogenannten „Sommerfrische“ entstanden, und auch in diesen Tagen haben etwa 80 Prozent aller Seilbahnanlagen in Deutschland einen Mischbetrieb aus Sommerund Wintergeschäft.

Die restlichen 20 Prozent sind sogar reine Sommerbahnen, wie die Zahlen des Verbands Deutscher Seilbahnen (VDS) zeigen. Doch auch Österreich ist ein Bergsommerland. 205 der insgesamt 253 Seilbahnunternehmen sind im Sommer in Betrieb. Das sind 81 Prozent, wie der Fachverband der österreichischen Seilbahnen mitteilt. In der Schweiz haben dagegen nur rund 54 Prozent der Bergbahnen im Sommer geöffnet. Wobei der Verband Seilbahnen Schweiz (SBS) ungesicherte Zahlen hat. SBS schätzt, dass circa 200 der 370 Schweizer Seilbahnenunternehmen, die Mitglied bei SBS sind, im Sommer geöffnet haben.

Österreich mit größtem Umsatz

Betrachten wir den Umsatz, so liegt Österreich deutlich vorn. Rund 196 Millionen Euro haben dort die Bergbahnen 2017 eingenommen, das sind fast 15 Prozent des Jahresumsatzes. An zweiter Stelle steht die Schweiz mit mehr als 222 Millionen Franken (CHF) Umsatz, also rund 191 Millionen Euro. Das sind 18 Prozent des Gesamtjahresumsatzes 2016. Die Schweiz liegt also prozentual vor Österreich. Die Bedeutung der Sommersaison ist dabei regional sehr unterschiedlich. Während in Graubünden die Wintersaison mit einem Anteil von 92 Prozent mit Abstand die größte Bedeutung hat, ist im Tessin das Sommergeschäft (65 %) klar wichtiger als der Winter (35 %). Schweizweit beträgt der Winteranteil 75 Prozent.

Das Wallis und Graubünden generieren am meisten Personen-Verkehrserträge. So entsprechen die acht Prozent Sommeranteil des Graubündens (16,9 Mio. CHF bzw. 14,57 Mio. EUR ) in absoluten Zahlen immer noch mehr als die 65 Prozent Sommeranteil des Tessins (6,9 Mio. CHF bzw. 5,9 Mio. EUR). Deutschland ist mit 57,7 Millionen Euro Nettoeinahmen im vergangenen Jahr Schlusslicht – aber nur in absoluten Zahlen. Prozentual gesehen nimmt der Bergsommer in Deutschland 39 Prozent der Gesamtjahresnettoeinnahmen von 146,7 Millionen Euro ein – das ist absolute Spitze.

Entwicklung in allen Ländern positiv

Das Sommergeschäft hat sich in allen drei Ländern äußerst positiv entwickelt. So nahmen die Sommer-Personen-Verkehrserträge in der Schweiz seit 2008 um rund 75 Prozent zu, während die Wintererträge in der gleichen Periode um 25 Prozent zurückgingen. Die rückläufigen Winter-Verkehrseinnahmen lassen sich aber gesamtschweizerisch nicht durch den Sommer kompensieren. Dazu hat der Sommer mit durchschnittlich 24 Prozent Ertragsanteil ein zu geringes Gewicht. Dennoch ist eine eindeutige Tendenz zu erkennen. 2008 lag der Sommeranteil der Verkehrserträge noch bei 13 Prozent. Auch in Österreich entwickelt sich der Sommer stark. Generell gesprochen hat sich die Zahl der Gäste im Sommer innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelt.

Allein im vergangenen Jahr verzeichneten die österreichischen Bergbahnen eine Umsatzsteigerung von zwei Prozent. Zudem zählten die österreichischen Bergbahnen im Sommer über 18 Millionen Gäste (Erstzutritte). Das ist ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zu 2016, bei knapp 50 Millionen Beförderungen (plus zwei Prozent zum Vorjahr). Und selbst in dem historisch gewachsenen „Sommerseilbahnland“ Deutschland geht es stets leicht nach oben. So stiegen die Nettoeinahmen zwischen 2016 und 2017 um 1,4 Millionen Euro und die Ersteintritte von 4,3 auf 4,6 Millionen.

Zahlreiche Themenschwerpunkte

Die positive Entwicklung lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass Wandern und Erholung in der Natur derzeit stark im Trend liegen, vor allem auch bei jüngeren Zielgruppen. Zum anderen liegt es an den attraktiven Angeboten, die für den Sommer am Berg geschaffen wurden, wie Aussichtsplattformen, Themenwege, Klettergärten, Gastronomie oder Veranstaltungen. Diese Angebote werden in Österreich durch die Qualitätsinitiative „Beste Österreichische Sommerbergbahnen“ geschaffen. Ein vergleichbares Gütesiegel existiert in den anderen beiden Ländern nicht. Aktuell gibt es 76 Themenberge in der Alpenrepublik: 46 Familienberge, 15 Panorama & Naturerlebnisberge, acht Abenteuerberge, vier Genuss-Berge und drei Kunst & Kultur-Berge.

Die Deutschen Bergbahnen setzen auf ähnliche Themen: Panorama und Naturerlebnis sowie Kinder und Familien. Die beliebtesten Sportarten am Berg sind dort Wandern, Drachen- und Gleitschirmfliegen sowie das sehr stark zunehmende Biken. Für die Schweiz liegen diesbezüglich keine Daten vor, jedoch sind hier ebenfalls zahlreiche Attraktionen entstanden. Denn schätzungsweise 30 Millionen Franken stammen aus derartigen „weiteren Ertragsquellen“ der Bergbahnunternehmen. ts

„AUF DIE BERG` BIN I GERN`….“

Das gilt auch und gerade im Sommer wieder für eine wachsende Zahl von Menschen. Die Faszination unserer Berge zieht immer weitere Kreise – vom traditionellen Wanderer über sportive, naturverbundene Familien mit Kindern, über Menschen die Natur pur suchen und hier innere Ruhe und Kraft finden bis zu den sportiven Adrenalin Junkies am Bike & Co. Ende der 90er Jahre dachten wir im Rahmen von ÖW Workshops (Österreich Werbung) intensiv über die Zukunft am Berg nach, suchten nach einer zentralen Motivation für den Sommer – wie es im Winter das Skifahren immer noch ist. Mittlerweile existieren eine bunte Vielzahl von originellen Sport- & Bewegungsarten am Berg, die ebenso unterschiedliche Nutzer begeistern. Stichwort Begeisterung: Egal aus welcher Motivation heraus unsere Gäste die Berge genießen und erleben – die dabei empfundene Freude ist ein weithin unterschätztes Kapital für Bergbahnen wie Touristiker. Einerseits begeistern inszenierte Erlebniswelten am Berg Kinder und Erwachsene und hinterlassen Erinnerungen und Sehnsüchte!

Gleichzeitig wächst bei vielen Menschen die Sehnsucht aus ihrem urban- hochtechnisierten Alltag in natürliche Unmittelbarkeiten – quasi Natur pur – abzutauchen. Damit eröffnen sich für uns als Anbieter breite Möglichkeiten einer innovativen, stimmigen Produktentwicklung – stimmig im Sinne der örtlichen, regionalen Traditionen und Stärken und im Sinne einer klaren USP, um sich in der immer stärker wachsenden Anzahl profilierter Sommerbergbahnen erfolgreich positionieren zu können. Nicht jeder kann, will und soll ein Hexenwasser auf seinem Berg haben, doch das intensive Nachdenken über die eigenen, unverwechselbaren Stärken und Möglichkeiten lohnt sich für uns Menschen auf und um die Berge herum allemal. Denn dann hören wir von immer mehr Menschen voller Begeisterung „Auf die Berg` bin gern´!“