Von Second-Hand-Bahnen, Spar-Anlagen & Mehrfachprojekten

SALZMANN INGENIEURE plant derzeit eine Fülle an Projekten, die unterschiedlicher […]

SALZMANN INGENIEURE plant derzeit eine Fülle an Projekten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ob wiederaufgebaute Anlagen, Seilbahnen mit extrem geringem Budget oder die Erschließung ganzer Berge – zurzeit zeigt sich die Bandbreite der Bregenzer besonders deutlich.

Eines der derzeit ungewöhnlichsten Projekte des Ingenieurbüros SALZMANN ist sicherlich der Bau der 6er-Sesselbahn (6SB) Jöchle im Skigebiet Silvretta Montafon. Die Anlage kommt nicht frisch vom Werk, sondern stammt aus dem Skigebiet Maria Alm. Unter dem Namen Natrunbahn leistete die Kombibahn 15 Jahre lang gute Dienste, bevor sie nun abgerissen und zerlegt wurde.

„Die Bahn ist in einem guten Zustand, bis auf eine Stütze konnten wir alle Teile für die Jöchlebahn wiederverwenden“, berichtet Seilbahnplaner Stephan Salzmann. Die „Second-Hand-Anlage“ ersetzt in Silvretta Montafon einen Schleppflift und ist als 6er-Sesselbahn konzipiert. Dementsprechend wurde die Natrunbahn von einer Kombi- zu einer reinen Sesselbahn umgebaut. „Das Wiederaufstellen war schwierig und ein großer Aufwand, meist raten wir dazu ab“, sagt Salzmann.

Doch im Fall der Jöchle- Bahn sei es ein finanzieller und technischer Glücksfall gewesen. „Und das obwohl die Bahnstrecke eine Kabinenbahn und eine weitere Sesselbahn unterqueren muss – bei gleichzeitig geringem Bodenabstand“, betont der Geschäftsführer des Bregenzer Ingenieurbüros. Im Dezember wird die Anlage eröffnet.

Geringes Budget
Die Finanzen prägen auch das Seilbahnprojekt am Glungezer nahe Innsbruck. Dort finanzieren 18 Gemeinden gemeinsam den Bau einer 10er-Kabinenbahn (10EUB). Entsprechend viele Meinungen bei gleichzeitig geringem finanziellen Spielraum gibt es. „Nur 16 Millionen Euro stehen für zwei Sektionen, sowie eine Beschneiungsanlage zur Verfügung“, berichtet Salzmann.

Sein Team konzentriert sich daher auf das Nötigste, plant mit Eigenleistungen der Bauherrn und nutzt kreative Lösungen. „Die EU-weit ausgeschriebene Anlage ersetzt einen Doppelsessellift auf identischer Linienführung und wird trotz geringem Budget als komfortable Aufstiegshilfe realisiert“, so der Ingenieur. Die erste Sektion geht bereits im Dezember in Betrieb, die zweite Sektion wird 2020 realisiert.

Verzögerung durch Umweltschutz
Ebenfalls in Etappen werden die Seilbahnen am Jenner nahe Berchtesgaden errichtet. Während die erste Sektion der 10EUB Jennerbahn, sowie die 6SB Jennerwiesenbahn bereits diesen Winter im Betrieb gehen, folgt die zweite Sektion der Jennerbahn und die 6SB Mitterkaserbahn im nächsten Jahr. „Der Umweltschutz verzögert bei beiden Anlagen den Bau, doch wir sind gut in der Zeit“, berichtet Salzmann.

Spektakuläre Mittelstation
Mehrere Anlagen darf SALZMANN auch im Skigebiet Snow Space Salzburg realiseren. Bereits ab Dezember im Betrieb ist die 8SB-Sonntagskogelbahn. Sie tauscht, bei leicht veränderter Streckenführung, eine 4er-Sesselbahn aus. Diese stellt derzeit ein Nadelöhr zwischen den beiden Skibergen Grafenberg und Gernkogel in Wagrain und St. Johann dar. Kostenpunkt: 7 Millionen Euro.

„Ab dem nächsten Jahr dürfen wir, entsprechende Genehmigung vorausgesetzt, voraussichtlich die Flying Mozart realisieren. Der Neubau der 10er-Kabinbahn wird dabei bestmöglich mit dem GLink verschränkt“, verspricht Salzmann. Das drei Kilometer lange Herzstück der Wagrainer Anlagen wird mit mehr als 25 Millionen Euro neu errichtet. Dies führt zu einer Steigerung der Kapazitäten von 2.400 auf 4.000 Personen pro Stunde.

Dabei wird die Bergstation ganz nach oben versetzt und eine spektakuläre Mittelstationslösung ersonnen. Unterhalb der Bergstation der Flying Mozart soll in den nächsten zwei Jahren die neue Verbindungsbahn Richtung Kleinarl entstehen. Sie bindet das Skigebiet Shuttleberg Flachauwinkl-Kleinarl skitechnisch an Snow Space Salzburg an. Errichtet wird die Anlage mit einer Länge von drei Kilometern um insgesamt zwölf Millionen Euro.

Auch kleine Dienstleistungen
Doch SALZMANN stemmt nicht nur große Seilbahnprojekte, sondern wickelt auch kleinere Aufträge ab. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Feuerkogelbahn in Ebensee. Die Pendelbahn aus dem Jahre 1985 benötigt neue Fahrzeuge, um die Förderleistung und den Komfort zu erhöhen. „Das Problem: Moderne Kabinen sind meist zu schwer für die vorhandene Technik“, sagt Salzmann.

Sein Team habe aber Gewichtspuffer aus den alten Stahl-Statik-Berechnungen ausgenutzt, sodass auch die neuen Fahrzeuge zumindest im Sommer unverändert mit 37 Personen befüllt werden dürfen. „Derartige Dienstleistungen erledigen wir in-house. Ob Konzessionsverlängerungen, kleine Umbauten oder Abstandsnachweise etwa bei Pistenbauten – unsere Experten befassen sich mit jedem planerischen Auftrag – und sei er noch so klein“, sagt Salzmann.

Der Geschäftsführer des Bregenzer Ingenieurbüros will mit diesen kleineren, aber genauso wichtigen Dienstleistungen den Seilbahnbetreibern schnell und effizient zu optimalen Lösungen verhelfen. Dass sein Team entsprechend breite Erfahrung besitzt, haben nicht nur die Projekte in diesem Jahr bewiesen. ts