CALAG: Individualität am Seil

Was ist eigentlich im Spezialkabinenbau möglich und wo geht der Weg hin? Im Interview verraten die CALAG Experten, was sich Kunden wünschen und wie der Weg zur individuellen Kabine aussieht.

Das Schweizer Unternehmen CALAG ist Experte im Bau von formschönen Seilbahnkabinen. Besondere Kabinendesigns und Sonderanfertigungen nach Kundenwunsch sind die Spezialitäten der Calag.

Die Kabine ist die Visitenkarte jeder Seilbahn. Über das Kabinendesign kann sich eine Seilbahn gegenüber anderen Bahnen abheben. Größe und Form spielen hier eine zentrale Rolle. Jedoch lässt sich auch durch viele weitere Design-Elemente an der Kabine ein einzigartiges Design entwickeln.

Immer öfter wünschen sich Kunden ihre ganz persönliche schwebende Visitenkarte und kommen deshalb nach Langenthal um die CALAG-Experten hierfür ins Boot zu holen.

Eine enge Zusammenarbeit während der gesamten Planungsphase garantiert, dass der Kunde am Ende eine Kabine ganz nach seinem Geschmack erhält. Dabei ist oft mehr möglich als am Anfang angenommen wird.

Das beste Beispiel dafür ist wohl die „Cabrioseilbahn“ in der Zentralschweiz. Aber auch bei der Neuinterpretierung eines bekannten und etablierten Designs, wie bei der neuen Pilatusbahn, ist man bei CALAG in besten Händen.

Guido Ammon

Projektleiter Verkauf Kabinenbau bei CALAG

Thomas Küchler

Gründer von Kuechler Design

SI: Was ist das Wichtigste bei der Planung von Spezialkabinen?

Guido Ammon: Manchmal gibt es schon konkrete Vorstellungen und in anderen Fällen sind wir bei Fragen zu Planung und Design noch ganz frei. Wir müssen einfach herausfinden, was der Kunde wirklich will und das dann bestmöglich umsetzen.

Thomas Küchler: Zu unseren Hauptaufgaben zählt sicher auch Begeisterung zu wecken. Je nach Kunden heißt das, Begeisterung für ein markantes Design, eine neue Funktion oder pfiffiges Detail. Uns ist es wichtig, dass der Kunde am Ende von der fertigen Kabine überzeugt ist.

Hat sich der Wunsch nach Spezialkabinen in den letzten Jahren erhöht?

Guido Ammon: Das Thema Alleinstellungsmerkmal wird immer größer. Aus diesem Grund wünschen sich Kunden auch immer häufiger eine spezielle Form oder Farbe.

Thomas Küchler: Mit der steigenden Bedeutung von Social Media, steigt auch die Wichtigkeit einer Kabine mit Wiedererkennungswert. Die Fotos zeigen meist die Kabine als Gesicht der Anlage und nicht die Stütze. Darum wird vermehrt darauf geachtet, dass man schon die Kabine einem Gebiet zuordnen kann.

Geschichte der Calag

Im April 2018 hat Calag die Aktivitäten von Gangloff Cabins in den Bereichen Kabinen für Pendelbahnen, Standseilbahnwagen sowie Spezialkabinen übernommen und führt diese Bereiche als Calag-Gangloff Kabinenbau fort. Mit den erfahrenen Ex-Gangloff Mitarbeitern, der hochmodernen Infrastruktur und dem Carrosserie Leichtbau Know-how der Calag wird die Kabinenbautradition nun in bester Schweizer Qualität weitergeführt. Dies beweisen zahlreiche Projekte, die seither erfolgreich umgesetzt wurden.

Immer häufiger werden auch Seilbahnen im urbanen Raum diskutiert und gebaut. Unterscheiden sich hier die Ansprüche von jenen im alpinen Raum?

Guido Ammon: Von Seite der technischen Anforderungen gibt es hier eigentlich keine Unterschiede. Einzig der Komfort ist im urbanen Raum ein viel größeres Thema. Die Fahrgäste sind hier von anderen Transportsystemen einen höheren Standard gewohnt und diesem muss auch die Seilbahn entsprechen.

Thomas Küchler: Kunden im urbanen Raum nehmen das Design von anderen Transportsystemen auch oft als Anlehnung für ihre Wünsche zur Gestaltung einer Seilbahnkabine. Die Kabine soll optisch sowohl äußerlich als auch bezüglich der Ausstattung des Interiors zu den bestehenden Verkehrsmitteln der Stadt passen.

Wo liegen für euch bei einem Projekt die kreativen Grenzen?

Guido Ammon: Es ist sehr viel möglich. Die Seilbahnbetreiber dürften im Hinblick auf das Design oft mutiger sein.

Thomas Küchler: Eine positive Zusammenarbeit macht sehr viel möglich, ein gutes Beispiel ist vermutlich der Bau der Stanserhorn-Bahn. Der Kunde wollte eine Aussichtsterrasse für seine Kabine. Nur dank einem guten Zusammenspiel haben wir einen Weg gefunden, das Cabrio zu planen und bauen. Damit haben wir eigentlich einen neuen Kabinentypen und somit ein Alleinstellungsmerkmal für die Region geschaffen.

Ideenstudie während der Planungsphase

Wenn das richtige Design gefunden wurde, folgt die technische Umsetzung. Ansonsten geht es zurück ans Zeichenbrett, bis das perfekte Design für den Kunden steht.

Es hat sich gezeigt, dass im Kabinenbau vieles möglich ist, doch wohin geht denn der Trend?

Guido Ammon: Wir sehen klar einen Trend zu mehr Individualisierung. Man möchte sich von anderen Bahnen abheben. Technisch ist das natürlich auch ein Thema, doch das ist dann vor allem für die Experten erkennbar. Bei Fahrgästen geht dieses Wiedererkennen einer Region vor allem über das Design.

Thomas Küchler: Immer mehr Regionen wollen ein modernes durchgängiges Design, das sich aber deutlich von jenem der Nachbarregion unterscheidet. Das fängt bei einer Spezialkabine an und zieht sich bis hin zu den Stationsgebäuden. Das ist auch für die spätere Kommunikation hilfreich, denn so kann man relativ einfach ein einheitliches visuelles Erscheinungsbild schaffen.

Also wird die Seilbahn zum optischen Aushängeschild?

Guido Ammon: Ja, genauso ist es. Früher war es wichtig, dass eine Seilbahn die Menschen sicher auf den Berg bringt, nun steigt sie zusätzlich zum Markenbotschafter einer Skiregion auf.

Thomas Küchler: Gerade bei diesem Entwicklungsschritt ist es wichtig einen ganz besonderen Wiedererkennungswert zu schaffen. Wir können Elemente des Hausberges oder regionale Geschichten in das Design miteinfließen lassen um die Destination im Seilbahnkabinendesign bestmöglich darzustellen.

Das Interview führte Tamara Mair