Direktantrieb im Praxistest

Für die Gäste nur das Beste. Es reicht nicht mehr nur die Besucher zu transportieren, sie wollen auch das höchste Maß an Komfort erleben. Die Direct Drive Technologie verspricht genau das! Doch hält das System auch was versprochen wird?

Anstelle von herkömmlichen Antriebssystemen setzt man im Seilbahnbau immer mehr auf sogenannte Direktantriebe. Laut Hersteller liegen die Vorteile dabei auf der Hand: vibrationsarm, wartungsfreundlich und energieeffizient. Doch wie sieht es im Alltag aus und ist der Getriebeantrieb wirklich überholt?

Allgemein

Der DOPPELMAYR Direct Drive (DDD) ist ein getriebeloses Antriebskonzept und damit besonders vibrations- und geräuscharm, energiesparend und pflegeleicht in der Wartung. Die modulare Ringbauweise ermöglicht durch das geringe Gewicht der Einzelkomponenten eine Helikoptermontage.

Der Transport im Ganzen ist mittels Standard-LKW möglich. Beim Direct Drive kommt ein permanenterregter, hermetisch abgedichteter Synchronmotor zum Einsatz, der mit Wasser gekühlt wird. Damit ist eine nachhaltige Wärmerückgewinnung möglich. Außerdem entfallen durch die Wasserkühlung die lauten Lüftergeräusche, was sich sehr positiv auf die Umgebung auswirkt.

Im direkten Vergleich mit anderen Antriebssystemen ist beim DOPPELMAYR Direct Drive die Schallemission im Stationsbereich am geringsten – er ist flüsterleise. Da dieses Antriebskonzept kein Getriebe benötigt, entfallen das Getriebeöl, sowie der damit verbundene Wartungsaufwand.

Walter Steiner

Techn. Leiter/Betriebsdirektor bei den Saalbacher Bergbahnen

Praxistest in Saalbach

Der erste DOPPELMAYR Direkt Antrieb wurde 2015 in Damüls (Voralberg) verbaut. Bereits ein Jahr danach folgten Hochfügen und Saalbach. In Saalbach stellte die neue Antrieb eine besondere Bereicherung für die Anlage dar. In der alten Schönleitenbahn war nämlich ein Split Antrieb aus dem Jahr 1987 verbaut. „Der alte Antrieb sorgte für eine immense Lärmbelästigung.

Die Mitarbeiter konnten nur noch mit Gehörschutz an der Anlage arbeiten und auch die Gäste waren nicht mehr allzu begeistert von der lauten Anlage“, berichtet Walter Steiner, Technischer Leiter und Betriebsdirektor der Saalbacher Bergbahnen.

„Es ist so, dass beim Direktantrieb ein großes Bauteil weniger ist, das kaputt werden kann. Im Betriebsalltag ist so etwas natürlich wichtig. Falls es doch einmal zu einem Ausfall kommt, sind die Bestandteile des Direktantriebs im Vergleich schon um einiges schwerer.

Inzwischen gibt es aber bei den modularen Bauteilen des Direktantriebs Gewichtsgrenzen, wodurch die Handhabung im Schadensfall auch von den eigenen Technikern noch möglich ist. Am einfachsten bleibt es aber weiterhin einfach DOPPELMAYR direkt zu kontaktieren.“

Notantrieb

Der Betriebsaufwand der Mitarbeiter ist bei beiden Antriebssystemen (Getriebeund Direktantrieb) in etwa gleich. Große Umschulungen sind aufgrund der Digitalisierung meist nicht nötig. Aufgrund der Komplexität moderner Antriebssysteme empfiehlt es sich bei einer Störung die zuständige Fachfirma zu kontaktieren.

Im Fall der Schönleitenbahn hatten die DOPPELMAYR-Experten bisher nicht viel zu tun, ein ausgeklügeltes Notfallsystem gibt es trotzdem. „Der Direktantrieb bei der Schönleitenbahn ist mit drei Ringen ausgelegt, die jeweils über drei Sektoren verfügen.

Es können bis zu vier dieser Sektoren ausfallen und der Betrieb kann trotzdem weitergeführt werden. Lediglich die Förderkapazität muss der verminderten Leistung angepasst werden. Wir nennen das den 5/9tel Betrieb“, erklärt Steiner. In Saalbach ist man mit dem DDD sehr zufrieden und denkt schon über die nächsten Investitionen in diese Technologie nach. tm