Innovation trifft Wirtschaftlichkeit

In Zermatt wurde in der Wintersaison 2020/21 die erste autonome Seilbahn der Schweiz aus dem Hause DOPPELMAYR/GARAVENTA, kurz AURO, in Betrieb genommen.

Not macht bekanntlich erfinderisch. Als eine Lawine eine bestehende Sesselbahn zerstörte, musste in Zermatt ein neuer Plan her. Das Ersatzprojekt sah zwei miteinander verbundene Kabinenbahnen vor. Im Rahmen des Plangenehmigungsverfahrens ergab sich jedoch noch eine große Änderung. DOPPELMAYR/GARAVENTA und die Zermatt Bergbahnen einigten sich auf eine AURO Seilbahn.

AURO steht für Autonomous Ropeway Operation. Erstmals in der Schweiz sollte damit eine Seilbahn, die ohne Stationsbedienstete auskommt, in Betrieb genommen werden.

Für Geschäftsführer Markus Hasler war dies eine ganz logische Entwicklung: „Wir setzen in Zermatt überall auf Digitalisierung in der Beschneiung, Mitarbeiterkommunikation, Gästeinformation, Pistenrettungsdienst, Pistenpräparierung und nun eben auch im Bahnbetrieb.“

Da derzeitige Bestimmungen einen Skitransport an der Kabinenaußenseite beim autonomen Betrieb nicht vorsieht, wurden die OMEGA V Kabinen in Zermatt mit dem TWISTER-System ausgestattet. Dieses erlaubt die komfortable Mitnahme der Sportgeräte in der Kabine.

Neben den wichtigen Fragen, die immer beim Bau für eine neue Aufstiegshilfe diskutiert werden, sprachen aus Sicht von Herrn Hasler besonders zwei Aspekte für das AURO-System.

„Wir haben besonders auf die Faktoren Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit geachtet. In Städten gibt es bereits vollautonom geführte Verkehrssysteme. Unsere Besucher akzeptieren deshalb ein solches System, auch in den Bergen. Wie vor jeder größeren Investiton war selbstverständlich alles auch eine Frage des Geldes. Wir wollten wissen welche fixen und laufenden Kosten mit dieser Anlage auf uns zukommen. Für unsere Anlage ist es so, dass alleine, wenn man die gesparten Personalkosten betrachtet, sich das System in 10 Jahren amortisiert und dass obwohl die Anlage rein für den Winterbetrieb ausgelegt ist.“

Fabian Imboden

Leiter Technik Nord, Zermatt Bergbahnen AG

„Auch wenn diese Wintersaison eine ganz spezielle war, sind wir in Zermatt von AURO überzeugt. Wir bekamen durchwegs positives Feedback, sowohl von den
betreuenden Mitarbeitern als auch von den Kunden.“

Die Mitarbeiter, die sich sonst in den Stationsgebäuden befinden und beim Ein- und Ausstieg behilflich sind, können sich auf diese Weise abwechslungsreicheren Aufgaben stellen. Durch die neuen Aufgaben hofft man den Beruf des Seilbahntechnikers noch attraktiver zu machen.

Markus Hasler

CEO, Zermatt Bergbahnen AG

„Wir werden für sämtliche Neubauprojekte eine Systemprüfung durchführen und auch bei bestehenden Anlagen schauen wir uns ganz genau an, ob eine nachträglich Nachrüstung zur autonomen Seilbahn machbar und sinnvoll ist. Wir sind auf alle Fälle auf den Geschmack gekommen.“

Nicht nur die Seilbahn ist auf dem höchsten technischen Niveau, auch die Station bietet einige Besonderheiten. „Die Besucher gelangen über eine Rolltreppe in den Bahnsteigbereich der Seilbahn.

Soweit ist das nichts Besonderes, aber je nach Besucherstrom kann die Treppe ihre Geschwindigkeit selbstständig anpassen und so die Wartezeiten verkürzen,“ berichtet Fabian Imboden, Leiter Technik Nord, bei der Zermatt Bergbahnen AG.

Sicherheit

Auch wenn die AURO-Seilbahn für den autonomen Betrieb konzipiert ist, werden bei bestimmten Bedingungen zusätzliche Maßnahmen getroffen. Diese sind vor allem aus behördlicher Sicht wichtig.

„Im ROC (Anmerkung: Ropeway Operation Center, also das Kontrollzentrum der AURO) muss sich während des Betriebs ein Mitarbeiter befinden, dieser könnte von hier aus aber gleich mehrere Seilbahnen gleichzeitig bedienen. Außerdem befindet sich bei starkem Wind ein Mitarbeiter direkt bei der Bahn,“ erklärt Imboden das Sicherheitskonzept.

Technische Daten:

Gondelbahn Kumme

Förderleistung 1.500 P/h
Fahrgeschwindigkeit 6 m/s
Fassungsraum Kabine 10 P
Spurweite Strecke 6,4 m
Höhenunterschied 965 m
Schräge Bahnlänge 3.192 m
Fahrbetriebsmittel 56
Stützen 17
Seildurchmesser 50 mm
Bahntyp Kuppelbare D-Line
Projektkosten CHF 30 Mio.
Kabine OMEGA V
Hersteller DOPPELMAYR/GARAVENTA