Ein Schrägaufzug für ein Monument

Durch einen neuen Schrägaufzug von INAUEN-SCHÄTTI rückt das Pilgrim Monument noch näher an das Zentrum der US-Destination Provincetown heran – gute Aussicht inklusive.

Provincetown liegt an der Spitze von Cape Cod im US-Bundesstaat Massachusetts. Die Stadt an der Atlantikküste ist für seine Strände, den natürlichen Hafen, die in der Stadt lebenden Künstler und vor allem als Tourismusziel bekannt – insbesondere für die LGBTQIA+ Community.

Wahrzeichen der Stadt ist das Pilgrim Monument, das an die erste Landung europäischer Einwanderer erinnert.

Der 76 Meter hohe Turm im italienischen Stil und das benachbarte Stadtmuseum befinden sich auf einem 24 Meter hohen Hügel. Sie setzen sich somit etwas von der Innenstadt und dem Hafen ab.

Bisher kamen die Besucher für die beiden Attraktionen mit dem Auto oder beschwerlich zu Fuß. Eine bequeme Verbindung zwischen der Flaniermeile im Hafenviertel und dem Ausflugsziel am Berg bestand nicht.

Der Schrägaufzug

verbindet das Stadtzentrum von Provincetown am Hafen mit dem Pilgrim Monument und dem Stadtmuseum am Hügel.

Die Museumsbetreiber eine private Stiftung – traten daher an die Beratungsfirma Outdoor Engineers heran, um eine passende Aufstiegshilfe zu finden. Rasch kam die Entscheidung für einen Schrägaufzug, da das Gelände ideal ist, die Förderleistung stimmt und es bereits ein historisches Vorbild gibt:

Denn beim Bau des Monuments kam bereits eine schienengebundene Materialseilbahn zum Einsatz. Outdoor Engineers vermittelte den Auftrag daher an den Schweizer Hersteller INAUEN-SCHÄTTI, weltweit führend bei Schrägaufzügen.

„Schon in Europa ist der Markt recht klein, aber in den USA gibt es kaum eine Firma, die öffentlich zugelassene Schrägaufzüge realisiert. Wir haben dagegen jahrzehntelange Erfahrung in der Umsetzung von Schrägaufzügen“, streicht Projektleiter Thomas Müller das Alleinstellungsmerkmal heraus.

Thomas Müller

Projektleiter Inauen-Schätti

Kabine für 18 Personen

INAUEN-SCHÄTTI lieferte einen Schrägaufzug des Modells „Comfort“. Dieser bietet 18 Personen Platz – und ermöglicht so eine Förderleistung von 360 Personen pro Stunde und Richtung.

„Der Schrägaufzug ist das ideale Bindeglied zwischen dem Parkplatz am Hügel und dem Parkplatz am Hafen“, betont Müller. Die Gäste lösen entweder oben an der Museumskasse ein Ticket und fahren hinunter – oder am Ticketautomaten unten und fahren hinauf.

„In beiden Fällen genießen die Fahrgäste durch das Panoramaglas wunderschöne Aussichten auf die Stadt, das Meer und das Monument“, sagt der Projektleiter.

Der Betrieb erfolgt vollautomatisch zu den Öffnungszeiten des Museums. Technisch fährt die Anlage mit umlaufenden Seilen ohne Gegengewicht, der Spannantrieb befindet sich unter der Bergstation.

Apropos Stationen: Diese wurden sehr dezent ausgeführt – im Tal als kleines Häuschen und am Berg als reduzierte Haltestelle, um die Blicke nicht vom Pilgrim Monument abzulenken.

Technische Daten:

Typ Comfort
Förderleistung 360 p/h/Richtung
Horizontale Länge 37 m
Höhendifferenz 24 m
Fahrbahnlänge 44 m
Steigung 33
Fahrgeschwindigkeit 1.2 m/s
Antriebsleistung 37 kW
Haltestellen 2
Kabinen 1
Nutzlast 18 p/1.350 kg

Land der Bürokratie

Die größten Herausforderungen lagen in der Planungsphase. „Die USA sind das Land der Freiheit, aber auch der Bürokratie“, fasst Müller seine Erfahrungen zusammen.

Gemeinsam mit örtlichen Geologen und Ingenieuren berücksichtigte INAUEN-SCHÄTTI zahlreiche Faktoren, wie Denkmalschutz, Stadtbild, gesetzliche Vorschriften, Umweltschutz und gute Nachbarschaft.

„Die Zusammenarbeit lief sehr gut über wöchentliche Videochats, zudem machte ich zu Beginn einen Antrittsbesuch“, so Müller.

Eine Besonderheit in Massachusetts: Schrägaufzüge dürfen nur durch ansässige, zertifizierte Firmen in Betrieb genommen werden.

„Wir suchten und fanden daher einen klassischen Aufzugsanbieter, der diese Aufgabe übernahm – und in Zukunft für Wartung und Service zuständig ist“, berichtet Müller.

Das mitgelieferte Ersatzteilpaket liegt bei dem Partner auf Lager. Auch die Logistik verlief problemlos – mit Ausnahme eines pandemiebedingten Rückstaus im Hafen von New York.

Doch nach zehn Tagen konnten zwei Laster gefunden werden, die die zwei Container nach Provincetown fuhren – voll beladen mit Schienen, Treppen, Seilen, Fahrwerk, Antrieb, Türen und Steuerung.

Die Montage erfolgte durch lokale Kräfte unter der Leitung eines Seilbahnexperten von INAUEN-SCHÄTTI. „Im Februar 2019 erhielten wir den Auftrag, im Sommer 2021 wurde der Schrägaufzug abgenommen,“ umreißt Müller das Projekt.

Der Praxistest folgt nun im April 2022 – denn dann öffnet das Pilgrim Monument für die vielen Gäste wieder seine Tore.