Neues am Jochpass

Die Bergstation der neuen Sesselbahn ist ein echtes Einzelstück.

1973 ging die Zweiersesselbahn am Titlis in Betrieb, nun wurde es aus mehreren Gründen Zeit für etwas Neues. So entstand letztes Jahr, nur einige Meter neben der alten Anlage, ein modernisierter, zeitgemäßer Ersatz. Die 6er Sesselbahn führt von der Engstlenalp zum Jochpass. Oben angekommen stößt man auf eine besondere Bergstation. Die standardmäßigen Stationsgebäude wurden hier von einem Einzelstück der WETTER GRUPPE abgelöst.

Stahlbau, Fassadenbau und Dacheindeckung wurden vom Schweizer Unternehmen übernommen. Für die Gebäudehülle setzte man dabei auf eine Kombination von Aluminiumverbundplatten und Polycarbonat Doppelstegplatten.

Logistik

Wie oft bei Bauprojekten auf dem Berg, war auch hier die Anlieferung der 205,6 Tonnen Stahlprofile eine spezielle Herausforderung. Es führt zwar eine kleine Straße direkt zur Bergstation, diese konnte von den voll beladenen LKWs bei Regen jedoch nicht befahren werden. So musste man während der gesamten Montagearbeiten ein Auge auf das Wetter haben und, wenn nötig, am Berg ein kleines Materialdepot anlegen.

Der Drehbereich des Krans limitierte die Ausdehnung dieses Materiallagers.  Die im Rendering eingefügten Glasflächen wurden nach der Beratung der WETTER GRUPPE durch Polycarbonatplatten ersetzt. Diese lassen ebenfalls Licht in das Stationsgebäude, hatten jedoch zwei entscheidende Vorteile, die Bruchfestigkeit und die Lieferbarkeit.

Die Glaselemente werden vorgespannt produziert, weshalb die Bruchgefahr äußerst hoch gewesen wäre. Außerdem befindet sich die Produktion des Grundmaterials in China, was eine Einhaltung des Zeitplans bei Bruch sehr gefährdet hätte. Die nun verbauten Platten sind leichter und schneller lieferbar, da sie im Nachbarland Deutschland produziert werden.

Bestens geschützt

Für die Bergstation Jochpass hat man sich als Dachlösung für ein Flachdach entschieden. Dieses punktet durch seine höhere Windstabilität was auch über 2.000 Meter Seehöhe ein wichtiger Faktor ist. Deshalb verzichtete man auf eine Begrünung der Fläche und setzte auf ein windstabiles Kiesklebedach. Die Tragstruktur wurde durch die soliden Stahlkonstruktionen so unterstützt, dass auch eine überdurchschnittliche Schneelast ohne Probleme ausgehalten werden kann.

Der verwendete Werkstoff hat auch noch einen weiteren Vorteil. Dank seiner Widerstandsfähigkeit können sehr schlanke Elemente verbaut werden. Bei alternativen Werkstoffen müssten die Stationsgebäude größer konzipiert werden.

SCHWYZ
2017: Brücken und Fahrwege für die Stoosbahn

SAAS-FEE
2016: Berg-, Mittel,- und Talstation für die Gondelbahn Kalbermatten-Bifig-Spielboden

TITLIS
2015-2016: Berg-, Mittel- und Talstation für die Gondelbahn Engelberg-Trübsee-Stand

PILATUS
2015: Bergstation für die  Pendelbahn Fräkmüntegg-Pilatus-Kulm

Bildcredit: Schwyz: DOPPELMAYR/GARAVENTA;  Saas-Fee: Saastal Bergbahnen; Titlis: WETTER GRUPPE; Pilatus: Pilatus Bergbahnen

Schrägflächen mit 3D-Plan

Die rückspringende Fassade ist ein Blickfang der Station, doch bei der Planung musste man ein wenig in die Trickkiste greifen. Da auf einem „normalen“ Plan die Übergangslinien zwischen Fassadenplatte und Schrägfläche nicht eindeutig sichtbar gewesen wäre, wurde ein 3D-Gebäudemodell angefertigt.

In diesem erkennt man die schwierigen Stellen. Die WETTER GRUPPE baut gerade im Bereich Bergbahngebäude kein Normgebäude. Jeder Auftrag wird zum individuellen Einzelstück. Ein solches Vorgehen benötigt ein breites fachliches Know-how, sowie ein motiviertes Team.