Panorama Link als ,,Gratwanderung“

Rund drei Kilometer hangelt sich die neue Verbindungsbahn zwischen Wagrain und Kleinarl am Bergkamm entlang. Doch nicht nur die Strecke des Panorama-Link ist ein „Balanceakt“.

Mit dem kürzlich erfolgten Betriebs-beginn des Panorma Link wachsen die beiden Salzburger Skiregionen Kleinarl-Flachauwinkl und Snow Space Salzburg endlich zusammen (siehe auch Ausgabe SI 6/2020). Die rund drei Kilometer lange Strecke entlang des Bergkamms gleicht einem Balanceakt.

Und auch der Weg zur neuen Seilbahn war eine Gratwanderung.„Der Panorama Link beschäftigt uns seit 2012, als wir gerade den G-Link zwischen Grafenberg und Grießenkareck realisierten“, sagt Seilbahnplaner Stephan Salzmann. Damals bestand die gemeinsame Marke Snow Space Salzburg noch nicht, die Bergbahnen AG Wagrain ging mit dem G-Link ein Wagnis ein, da der Gast schneller von Flachau nach St. Johann wechseln konnte.

Mit deutlich mehr Gästen bei jeder der drei Gesellschaften bereits im ersten Betriebsjahr 2013/2014 war die Verbindungsbahn jedoch ein großer Erfolg. Der nächste Schritt schien für alle Beteiligten logisch: Eine weitere Verbindung zum Nachbarskigebiet Flachauwinkel-Kleinarl (Shuttleberg).

„Da der Einstieg von Flachauwinkel wiederum nur 500 Meter vom nächsten Skigebiet Zauchensee entfernt ist, reicht die Wirkung des Panorama Link weit über die Destinaton hinaus“, betont Salzmann.

Salzmann Ingenieure

Die Bergstation des Panorama Link hat SALZMANN im Look and Feel von Flachauwinkel entworfen, damit der Gast das „neue“ Gebiet spürt.

Drei Bahnen – ein Link

Aus diesem Grund haben sich die beiden Unternehmen Bergbahn AG Wagrain und Shuttleberg GmbH & Co KG dazu entschlossen, mit der Wagrain-Kleinarl Seil-bahn GmbH eine gemeinsame Gesellschaft zu gründen, die die seilbahntechnische Verbindung realisierte. Der Panorama Link ist Teil eines Gesamtplans, der auch den Bau der 6er-Sesselbahn Lumberjack Shuttle in Flachauwinkel (2017) und der Gondelbahn Flying Mozart (2021) umfasst.

Das Ingenieurbüro SALZMANN hat die Seilbahnplanung aller drei Seilbahnprojekte inne und achtet von Anfang an auf Synergien, clevere Situierungen und strategische Infrastruktur. „Für den Panorama Link haben wir neun Varianten geprüft. Rasch wurde allen klar, dass wir zentrale Punkte beider Skigebiete verbunden müssen – und nicht Randbereiche“, so Salzmann.

Natur- und Lawinenschutz

Deswegen ist auch die Talstation im Gebiet Wagrain rund 250 Meter westlich der Bergstation 10EUB Flying Mozart situiert, die Bergstation in Flachauwinkl befindet sich wiederum im Nahebreich der Bergstationen Bubble Shuttle, Powder Shuttle sowie Lumberjack Shuttle.

Die nahezu horizontale Trassierung entlang des Nord-Süd-Bergkamms ist buchstäblich eine Gratwanderung, da sich an beiden Längseiten Naturschutzflächen und lawinengefährdete Gebiete befinden. „Die größte Herausforderung war, Stützenstandpunkte zu finden und die Kabelgräben entlang bestehender Wanderwege zu verlegen“, berichtet Salzmann.

Eine parallele Verbindung der Skigebiete durch Skiwege und Pisten war dagegen nie genehmigungsfähig. Das schwierige, hochalpine Gelände erforderte in der Bauphase Hubschaubereinsätze – und jetzt im Betrieb eine integrierte Räumung der Kabinen im Notfall.

Salzmann Ingenieure

Die Hasenauer Architekten entwarfen die Talstation des Panorama Link, damit diese mit der Bergstation der Flying Mozart harmonisiert.

Corona und das Wetter

Apropos Bauphase: Als hätten die Verantwortlichen die Corona-Pandemie vorausgeahnt, haben sie bereits 2019 aufs Tempo gedruckt. „Der Tierschutz erlaubte heuer den Baubeginn erst im August, weshalb wir bereits im vergangenen Jahr Fundamente und Stützen errichteten, um wirklich fertig zu werden“, sagt Planer Salzmann. Rückblickend war dies auch mit Blick auf das heuer schlechte Bauwetter die richtige Strategie, da der Untergrund bei Regen schlammig wurde.

Jedenfalls konnte der Panorama Link – in Gegensatz zur “Schwesterbahn“ Flying Mozart – trotz Corona rechtzeitig fertiggestellt werden. Die Seilbahntechnik befindet sich zur Gänze in der Bergstation, da die Gesellschaft in Flachauwinkel vertraglich den Betrieb der Bahn übernimmt, während Wagrain die kaufmännische Verantwortung trägt. Die Kosten von 13,5 Millionen Euro tragen beide Gesellschaften zu je 50 Prozent.

Mit dem Panorama Link (der auch im Sommer betrieben werden soll) haben sich die Entwicklungsmöglichkeiten der beiden Skigebiete nachhaltig verbessert. Von der Bergstation können die Skifahrer sowohl in Richtung Kleinarl als auch in Richtung Flachauwinkl zu und abfahren. Die Talstation ist an die wesentlichen Hauptpisten der Flying Mozart angeschlossen.

„Damit wird dem Wunsch der Gäste nach immer größeren zusammenhängenden Skigebieten Rechnung getragen. Zudem können die Gäste nun an noch mehr Stellen in das Skigebiet einsteigen, was den PKW- und Skibusverkehr reduziert“, resümiert Salzmann. Das kann gerade im Hinblick auf die Abstandsvorschriften aufgrund der Covid19-Pandemie ein großer Vorteil sein.

Technische Daten:

10EUB Panorama Link

Förderleistung  2.400 Pers./h
Fahrgeschwindigkeit 6 m/s
Talstation 1.785 m
Bergstation 1.857 m
Höhenunterschied  72 m
Horizontale Bahnlänge 3,06 km
Schräge Bahnlänge 3,1 km
Mittlere Neigung 2,35 %
Fahrgeschwindigkeit:  6 m/s
Fahrzeit  ca. 10 min
Anzahl der Stützen 16
Fassungsraum Gondel: 10
Anzahl CWA Kabinen 79
Antriebsleistung: Betrieb/Anfahren  493 kW/ 682 KW
Antrieb Direct Drive: Berg
Spannung Tal
Seilbahnhersteller DOPPELMAYR
Seilhersteller TEUFELBERGER
Seilbahnplaner SALZMANN
Investitionsvolumen 13,5 Mio. EUR