Salzmann: Unabhängig entscheiden!

Die sanierte Lünerseebahn ist ein Paradebeispiel, wie unabhängige Seilbahnplanung zu richtigen Entscheidungen führt und Betreiber speziellen Umständen begegnen können.

Die Golm Silvretta Lünersee Tourismus GmbH war sich schon zu Beginn des Projekts bewusst, dass sie auf unabhängige Seilbahnplanung setzen würde. Ihre Lünerseebahn enstand im Zuge des Kraftwerkbaus Anfang der 1950er Jahre und wurde danach für den öffentlichen Personenverkehr adaptiert.

Seit 1959 transportiert die einspurige Seilschwebebahn im Pendelbetrieb Sportler, Naturbegeisterte und Ausflügler. „Nach 60 Jahren lief die Konzession für die alte Bahn aus, sodass wir vor den Überlegungen zur Zukunft der Anlage standen.

Es gab mehrere Varianten zur Diskussion – am Ende haben wir uns für diese Form der Erneuerung entschieden“, so Markus Burtscher, Geschäftsführer der Golm Silvretta Lünersee Tourismus GmbH, einer 100 Prozent Tochter der illwerke vkw AG. Doch bis es zu dieser Entscheidung kam, waren verlässliche Pläne, Variantenstudien und Vergleichsrechnungen nötig. Die Betreiber engagierten deswegen die Seilbahnplaner SALZMANN INGENIEURE aus Bregenz.

Antrieb Berg samt Tragseilpoller, oben rechts die neue Verankerung. Foto: SALZMANN

Modernisierung in Schritten – oder doch auf einmal?

Geprüft wurde zudem, wie die Sanierung erfolgen sollte. Stück für Stück in den nächsten Jahren und Jahrzehnten? Oder sollte die Lünerseebahn nicht doch am Stück modernisiert werden? „Wir haben Kosten und Aufwand beider Vorgehensweisen gegenübergestellt.

Die Kosten unterscheiden sich in Summe nicht groß, jedoch macht es mehr Sinn, sofort Betriebssicherheit und Verfügbarkeit für die nächsten 25 Jahre zu haben“, sagt Seilbahningenieur Stephan Salzmann. Zudem könne bei einer stückweisen Sanierung nie eine höhere Förderleistung erreicht werden. So fiel die Entscheidung für die sofortige Modernisierung der Lünerseebahn.

STEPHAN SALZMANN: Seilbahnplaner, GF von SALZMANN INGENIEURE

„Durch unabhängige Planung erhalten Seilbahnbetreiber eine fundierte, sinnvolle Entscheidungsgrundlage für ihre Projekte. Dank unserer Variantenstudien und Gegenüberstellungen konnte die Golm Silvretta Lünersee Tourismus GmbH die für sie beste Lösung treffen. Durch unsere Auschreibungs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung sind wir der verlässliche Anwalt der Lünerseebahn gegenüber Lieferanten, Behörden, Baufirmen und anderen Stakeholdern!“

Talstation mit Zugseilspannung und neuem Tragseilpoller. Foto: SALZMANN

Zwei Seile statt einem – eine Stütze statt zwei

SALZMANN schrieb daraufhin die Sanierung der Lünerseebahn aus, in der sich – nach hartem Wettbewerb – DOPPELMAYR/ GARAVENTA für die Seilbahntechnik und CARVATECH für die Seilbahnkabine durchsetzen konnten. Startschuss für den Bau der neuen Lünerseebahn war im September 2019, SALZMANN übernahm die Genehmigungs- und Ausführungsplanung. In acht Monaten Nettobauzeit entstand auf diese Weise eine komplett neue Anlage.

„Aus dem Bestand haben wir lediglich die Gebäude der Tal- und Bergstation erhalten. Es war uns wichtig, im Sinne der Nachhaltigkeit auf dem Bestand aufzubauen“, erklärt Projektleiter Gernot Burtscher. Arno Inauen, CEO der Garaventa AG, fügt hinzu: „Der ursprüngliche Charakter der traditionsreichen Lünerseebahn blieb erhalten, im Inneren ist sie technisch auf dem neusten Stand.“

Der Antrieb der Anlage befindet sich in der Bergstation. „Zwei Tragseile anstelle von einem sorgen nun für eine wesentlich höhere Windstabilität. Das hilft uns natürlich sehr, denn in den Bergen pfeift der Wind manchmal ganz ordentlich“ ergänzt Betriebsleiter Roland Schallert.

Die Seile bringen bei einem Durchmesser von knapp fünf Zentimetern ein Gewicht von annähernd 32 Tonnen auf die Waage. Entsprechend stark ist die Verankerung am Berg (siehe Skizze). Anstelle der beiden ursprünglichen Stützen wurde nur mehr eine größere, rund 28 Meter hohe Stahlstütze konzipiert.

Komplett neu ist die nun 65 Personen (statt bisher 40) fassende Personenkabine, die als besonderes Highlight mit zwei im Boden eingelassenen Fenstern punktet. „Damit konnten wir die Förderleistung verträglich um ein Drittel erhöhen, sowie die Nutzlast auf sieben Tonnen hochschrauben“, freut sich Salzmann. Für die Sicherheit sorgt ein integriertes Räumungssystem, das den bisherigen selbstfahrenden Bergungswagen ersetzt.

Die Personenkabine von CARVATECH fasst nun 65 Personen. Foto: GARAVENTA

Im Winter der Schnee – im Frühling Corona

Herausfordernd war die Baustellenlogistik, da die Bergstation nur per Fuß über den anspruchsvollen „Bösen Tritt“ oder per Hubschraubershuttle erreichbar war. Hinzu kam die schwierige Montage im Winter und der Lockdown durch die Corona-Pandemie im Frühling, der die Baustelle für drei Wochen unterbrach.

Doch all das war machbar – die maßgeblichen Entscheidungen sind ja bereits vorher gefallen – durch den Einsatz des Betriebspersonals der GSL und der beteiligten Firmen und dank der umsichtigen Planung der SALZMANN Ingenieure! ts

Planausschnitt mit der Verankerung in der Bergstation. Foto: SALZMANN