Smart Mountains

Sind Smart Mountains ein Alptraum oder digitales Alpenwunderland? Dieser Frage gehen unsere Kolumnisten Wolfgang Eder und Christof Netzer von Mountain Excellence nach.

Zum Start klären wir doch einmal den Begriff Digitalisierung. Der besagt ziemlich simpel, “dass analoge Inhalte oder Prozesse in eine digitale Form oder Arbeitsweise umgewandelt werden.“

Mittlerweile hat sich allerdings der Begriffsinhalt erweitert und beschreibt „fast ausschließlich (und zunehmend unbestimmt) im Sinne der umfassenden Megatrends der digitalen Transformation und Durchdringung aller Bereiche von Wirtschaft, Staat, Gesellschaft und Alltag.“(Wikipedia). Und damit auch das Leben auf unseren Bergen, den Tourismus etc.. Und das seit langem.

Bereits Mitte der 90er Jahre realisierten die Bergbahnen und der TVB Bad Kleinkirchheim eine erste Form der elektronischen Gästekarte – anmelden und Chipkarte erhalten, Liftticket, Thermeneintritt etc. konnten individuell aufgebucht werden, zu Saisonrandzeiten konnten die Gäste die Infrastrukturen pauschaliert „kostenfrei“ nützen.

Wolfgang Eder ist Mountain Excellence.

Viel Luft nach oben!

Rund 25 Jahre später hat sich aus meiner Sicht im Bereich der Customer Convenience nicht wirklich weltbewegendes bewegt. Erst im vergangenen Jahr startete ein Pilotversuch: Liftticket am Handy.

Regionen präsentieren stolz, eigentlich selbstverständliche, regional gebündelte Regionskarten. Destinationsmanagement im Sinne regionaler Vernetzung, Steigerung des Komforts für den Gast und damit verbundener intensiverer Nutzung der Angebote: Viel Luft nach oben!

Dabei spielt Komfort heute und in Zukunft für zentrale Zielgruppen eine zentrale Rolle am Berg! Laut einer T-Mona- Studie ist der durchschnittliche Skiurlauber in Tirol 42 Jahre alt. Eine Manova-Skipotenzialstudie zeigt, dass der durchschnittliche Deutsche ab 54 Jahren mit dem Skifahren altersbedingt aufhört.

Christof Netzer ist Mountain Excellence.

Smarte Senioren!

In einer immer älter werdenden Gesellschaft entwickelt sich also Komfort – im Sinne leichter, einfacher Bedienbarkeit und klarer Kommunikation, entsprechend einer eher basisorientierten digitalen Kompetenz – zu einem Must-have des alpinen Tourismus. Andererseits wissen wir lange schon – wir wollen und brauchen „Jugend“ am Berg.

Und für diese Altersschichten ist digitaler Service selbstverständlich – Social Media & Co. machen den Berg erst zum Smart Mountain inmitten atemberaubender Natur! Übrigens nützen selbstverständlich die skifahrenden PensionistInnen ihr Handy intensiv während der Bergfahrt! Apropos Smart Mountain.

Selbstverständlich optimiert Digitalisierung in unterschiedlichsten Formen unser Geschäft am Berg – von der Lawinen App über die Schneehöhenerfassung im Pistengerät bis zu vernetzten innerbetrieblichen Abläufen etc. Und immer wieder steht die Kommunikation im Zentrum.

Albtraum Vollvisierhelm!

Innerbetrieblich und hin zum Gast – am Markt und vor Ort. Was nützt allerdings die beste digitalisierte Ticketmaschine am Parkplatz, wenn alle Generationen ratlos bis rätselnd davor stehen, weil Erklärung und leichte Bedienbarkeit fehlen. Ja, auch das noch: Mein alpiner Alptraum ist der, mit Vollvisierhelm, digitaler
Skibrille inkl.

Geschwindigkeitseinblendung und permanenter online Verbindung megacool equipte Skifahrer, Boarder und Biker – gefährlich wie ein Hollywood Action Hero. Urban skiing fällt mir dazu ein – mit der Skiverkehrssünderkartei in Obergurgl statt Flensburg!

Zum Schluss: Ja, Digitalisierung kann, wird, soll unser Leben und Erleben auf den Bergen erleichtern und intensivieren! Und kann, wird, soll in digitaler Form die Sehnsucht nach den Bergen aus dem international gelockten Wohnzimmer beflügeln!

P.S. Persönlich: Respekt und herzlichen Dank an die gesamte Seilbahnbranche für die Möglichkeit uns auf den Pisten und Bergen rauf und runter bewegen zu können! You made our (skier) days!