Analog auf digitale Reise gehen

Persönlich treffen und sich über Virtuelles austauschen – die Digital Days von SISAG und REMEC vereinten gekonnt relevanten Wissenstransfer mit intensiven Netzwerken.

Geballte digitale Kompetenz für Seilbahner – das war das Ziel der Digital Days der beiden Schweizer Unternehmen SISAG und REMEC.

Rund 80 Interessierte sind der Einladung zum Schweizer Branchenevent gefolgt und kamen für zwei Tage zum Firmensitz in Schattdorf (CH), um sich mit der Digitalisierung ihrer Betriebe auseinanderzusetzen.

Neben kurzen, spannenden Input-Referaten von internen wie auch externen Fachpersonen war genügend Zeit zur Diskussion und zum gemeinsamen Austausch.

Die neueste SISAG-Steuerung

 war nur ein Teil der thematisch breiten Digital Days.

Vom Cockpit bis zum Machine Learning

Den Auftakt machte der Steuerungshersteller SISAG mit der Präsentation des SisControl Cockpit. Nach der Einführung durch CEO Marco Zgraggen zeigte der Produktverantwortliche Michael Arnold, wie Seilbahnen mit digitaler Fernwartung betrieben werden können.

Weiters referierte er über Gästeinformationssysteme und Ticketing-Lösungen für Seilbahnen ohne Betriebspersonal – Stichwort SisTIQ und SisMedia. Zusammen mit Daniel Pfiffner von ProSim, dem Softwarepartner der SISAG, führte Arnold die Seilbahner zudem in das Thema Machine Learning ein.

Mittels künstlicher Intelligenz lässt sich etwa erkennen, ob ein Seilbahnsessel besetzt und der Bügel geschlossen ist. „Ein weiteres Beispiel ist die Windprognose bei Vereisung“, so Arnold.

Eng mit Machine Learning verzahnt ist die Audio- und Videoüberwachung. Arnold und sein Technik-Kollege Martin Schuler schilderten, wie die Kontrolle des autonomen Seilbahnbetriebs, die Zählung von Personen und der Einsatz von Wärmebildkameras zur Brandverhütung funktionieren.

‹‹54›› Hochgenuss

im firmeneigenen Restaurant erwartete die Teilnehmer beste Kulinarik.

Von Hackern…

Spannend, aber auch fordernd war der Vortrag von Simon Jauch zum Thema IT-Security. Der Experte des Firewall-Lieferanten Fortinet sprach über den Schutz und Analyse vor Hackerangriffen und Datenklau.

„Unser Prinzip ist Zero Trust, jeder, der in ein System hineinwill, ist grundsätzlich verdächtig“, so Jauch. Er betonte, dass Hacker meist langsam vorgehen und bei Schwachstellen erst mal abwarten, bevor sie zuschlagen.

Eng mit dem Thema IT-Security verzahnt ist die neue Steuerungsgeneration SisPac2. Ramon Russi, Verkauf Seilbahnen bei SISAG, führte aus, wie durch Teilsysteme, Berechtigungsmanagement und Steuerungsklassen, Cyber-Sicherheit gewährleistet werden kann.

Zudem referierte er über Simulationen und Emotionen bei Seilbahnsteuerungen – und wie die Schnittstellen zu den Programmen SAMBESI und Cockpit funktionieren.

…und Energiemanagern

Den inhaltlichen Abschluss des ersten Tages bildete das Thema SisEnergy. Russi und Arnold berichteten, wie mit Energiemanagement Strom und Geld gespart werden kann, indem durch clevere Speicher und Aggregate eine geringere Anschlussleistung beim Netzbetreiber benötigt wird.

„Das geht soweit, dass Seilbahner Regelenergie an Netzbetreiber verkaufen; also Geld verdienen, nur weil sie einen Generator vorhalten ohne ihn zu betreiben“, so Russi.

Aleksandar Velimirovic vom Motorenhersteller ABB stellte den Ability Smart Sensor vor – quasi einen Fitnesstracker für Seilbahnmotoren. Dieser überwacht wichtige Betriebsparameter und liefert Informationen über den Zustand und die Leistung des Geräts an die Software SisControl.

Das Abendprogramm

umfasste unter anderem eine Weinprobe im Keller des mittelalterlichen Suworow-Hauses in Altdorf.

Von Karten und Verträgen

Der zweite Digital Day stand ganz im Zeichen von REMEC. Der Lieferant der Instandhaltungssoftware SAMBESI stellte unter der Leitung von CEO Johannes Stadler eine ganze Reihe von Lösungen und Anwendungsbeispielen vor.

Den Anfang machte Projektleiter Patrick Tresch mit der Verwendung von Geo-Daten im SAMBESI. Er zeigte, wie GIS-Webdienste sinnvoll in die Instandhaltungssoftware integriert werden können.

Ein Beispiel ist hier das Vertragsmanagement, auf das der Produktverantwortliche Rolf Bissig näher einging. Mit dem neuen Modul können Seilbahner rechtliche Vereinbarungen, etwa Dienstbarkeitsverträge, erfassen, auf einer GIS-Karte verknüpfen, abwickeln und auswerten.

„Die nächsten Schritte sind die Einbindung von Dynamic Pricing und die Verknüpfung des Vertragsmanagement mit der Buchhaltung“, blickt Bissig in die Zukunft.

Die Seilbahn-Seelsorger

Erstaunlich analog ging es dann weiter. Seilbahnfachmann Edgar Welti informierte über die Dienstleistung der technischen Leiter von REMEC. Aktuell betreuen fünf Experten 18 Unternehmen in der Schweiz.

„Von Kritisch bis zum Rundum-Sorglos-Mandanten reicht unser Kundenstamm. Unsere Dienstleistung ist nie eine Papierlösung und umfasst, neben Präsenzdienst, Schulungen, Administration und Beurteilungen“, so Welti.

Im Firmenturm SisCampus

fanden die Teilnehmer ideale Seminarräume vor – zum Informieren und Netzwerken gleichermaßen.

Von der Montage zum digitalen Zwilling

Die Kundenseite von SAMBESI präsentierte Phillip Büche von FATZER. In einem umfangreichen Digitalisierungsprojekt integrierte der Seilhersteller die Software in seine Service- und Montagedokumentation.

„Seit der Einführung konnten wir bereits 846 Montagen mit SAMBESI abwickeln. Zeitersparnis und Effizienzsteigerung sind enorm“, freut sich Büche. Zudem wurden SAMBESI-Schnittstellen zu Messgeräten, wie TRUscan realisiert.

Daniel Pfiffner von ProSim holte die Teilnehmer dann wieder ins eigene Skigebiet zurück. Er zeigte, wie Bergbahner mit dem digitalen Zwilling POLLUX die Investitionen in ihrer Destination strategischer planen können.

„Wir simulieren den täglichen Skibetrieb mittels weniger Klicks: Wartezeiten, Kapazitäten und Auslastungen von Seilbahnen, Pisten oder Skipisten können so lange getestet werden, bis die richtige Investitionsvariante gefunden ist“, sagt Pfiffner.

Weniger glanzvoll aber notwendig sind die Themen Behindertengleichstellungsgesetz und die Beurteilung altrechtlicher Anlagen. Edgar Welti und Rolf Bissig gaben hierzu Best Practice Beispiele und sprachen über Anlagestruktur, Messwerte, Checklisten und Nebenanlagen.

Den Schlussstrich zu den Digital Days zog Daniel Schuler. Der Leiter der Entwicklung von REMEC wagte einen Rück-, Ein- und Ausblick zur Software-Entwicklung, inklusive Roadmap und Funktionen von SAMBESI.