Seilbahnen im Eco-Mode

Was bei Waschmaschinen und Geschirrspülern bereits Standard ist, hält nun auch bei Seilbahnen Einzug. Der EcoMode in der Steuerung von SISAG lässt Anlagen effizienter fahren. Über das SisCockpit behält der Betreiber die Kontrolle – das zeigt das Beispiel der Bergbahn Téléverbier.

Alle Betriebsdaten von Seilbahnen auf einen Blick – das leistet bekanntlich das SisControl Cockpit des Schweizer Unternehmens SISAG.

Das Dashboard hilft Bergbahnbetreibern schnell und faktenbasiert Management- und Betriebsentscheide zu treffen.

Nun kommt eine neue Anwendung hinzu: Der EcoMode für  Seilbahnen!

Bedarfsabhängig fahren

„Schon länger können wir den den Energieverbrauch im SisControl Cockpit abbilden. Nun ist darüber hinaus auch die bedarfsabhängige Steuerung möglich“, freut sich Marco Zgraggen, CEO der SISAG.

Der sogenannte EcoMode bestimmt, wie viele Leute sich in der Seilbahn befinden und regelt anhand dessen die Bahn.  Konkret wird die Fahrgeschwindigkeit anhand des Gästeaufkommens angepasst.

Mit Live-Daten von Drehkreuzen und in Zukunft mit Kameras wird erkannt, wie viele Gäste sich im Einstiegsbereich befinden und mit der Seilbahn fahren möchten.

„Passieren zum Beispiel mehr als 30 Personen pro Minute das Drehkreuz, so fährt die Anlage mit voller Geschwindigkeit. Reduziert sich das Gästeaufkommen auf unter 20 Personen pro Minute, wird die Geschwindigkeit um einen Meter pro Sekunde reduziert,“ so Michael Arnold, Leiter der Sparte SisControl bei SISAG.

Die Schwellwerte kann der Seilbahnbetreiber selbst definieren und einstellen. Das bedeutet, die idealen Betriebsbedingungen können individuell für jede Anlage bestimmt werden.

Optimal fahren – und Kosten  sparen

Durch die Automatisierung der bedarfsabhängigen Fahrgeschwindigkeit kann laut SISAG der Energieverbrauch um bis zu 20 Prozent reduziert werden, verglichen mit einer ständigen Höchstgeschwindigkeit. „Nach dem Motto: optimal fahren und Kosten sparen“, so Zgraggen.

Vor allem im Sommerbetrieb  können Anlagen langsamer fahren, da der Zeitfaktor hier eine geringere Rolle spielt. „Die langsamere Fahrgeschwindigkeit – bis zu 85 Prozent der  Höchstgeschwindigkeit – wird von den Gästen kaum wahrgenommen“, fügt Arnold hinzu.

Der reduzierte Energieverbrauch sei aber noch nicht alles: Durch die bedarfsabhängige Fahrgeschwindigkeit, wird auch die Anlagenabnutzung minimiert. So können durch weniger Seilkilometer und tieferen  Fahrgeschwindigkeiten die Aufwendungen für die Wartungsarbeiten reduziert werden.

Erfahrungen aus der Praxis

Die Einschätzungen der beiden  SISAG Vertreter decken sich mit den Erfahrungen der Téléverbier SA.

Die Bergbahn im Schweizer Kanton Wallis hat die ersten zwei Seilbahnen im Sommer 2023 mit dem EcoMode ausgestattet, die anderen Anlagen folgen im Winter 2023/2024.

Der EcoMode auf dem Smartphone.

SisControl Cockpit als Basis

„Das SisControl Cockpit ermöglicht es uns, den EcoMode aus der Ferne zu aktivieren und zu parametrieren. So können wir unsere Mitarbeiter unterstützen, ohne systematisch vor Ort sein zu müssen“, begründet Lionel May, Betriebsleiter der Téléverbier SA, die Entscheidung gegenüber dem SI Magazin.

Die bedarfsabhängige Steuerung ist demnach eng mit dem Cockpit verzahnt, das schon länger von der Téléverbier SA genutzt wird.

„Wir verwenden das SisControl Cockpit täglich. In den Büros haben wir Bildschirme, auf denen ständig der Status all unserer Anlagen angezeigt wird. Zu Hause oder unterwegs ist das System besonders nützlich für eine erste Diagnose – etwa im Falle einer Panne für den Pikettdienst“, so May.

Mit dem EcoMode ist nun ein weiteres Modul hinzugekommen, das ständig gebraucht wird. „Zusammen mit den Bahnmitarbeitern definieren und verändern wir täglich den Schwellwert bei der  Bahngeschwindigkeit“, erklärt May.

Weniger Verbrauch und Verschleiß

Laut ihm braucht es zwar etwas Zeit, das System optimal einzurichten. Jedoch zeigen hauseigene Studien, dass eine reduzierte Fahrgeschwindigkeit zwischen 15 und 20 Prozent Strom einsparen könnte.

„Was wir bereits festgestellt haben: Die Fahrgäste merken nicht, dass die Bahn langsamer fährt“, betont May.

Das liege unter anderem auch daran, dass die festgelegten Geschwindigkeitsbereiche  die Kundschaft nicht zu sehr benachteiligen. Und inwiefern konnte die Téléverbier SA eine geringere Anlagenabnutzung bzw. geringeren Wartungsaufwand feststellen?

„Hier ist es komplizierter. Wir haben noch keine Studien dazu durchgeführt“, sagt May: „Aber es gilt die Regel, dass der Verschleiß im Quadrat zur Geschwindigkeit abnimmt!“

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Förderung in der Schweiz

Bis Ende 2024 fördert das Bundesamt für Energie die Umstellung auf einen bedarfsabhängigen Betrieb mit dem Programm «ProKilowatt für Bergbahnen 2.0». Dieses unterstützt Effizienzmassnahmen, die den Stromverbrauch reduzieren. Profitieren davon können auch Seilbahnunternehmen, denen bereits ein Förderbeitrag von ProKilowatt ausbezahlt worden ist. Details und Antragsformular unter https://bergbahnen-sparen-strom.ch/

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