Berg.Bahn.Camp 2023: Gemeinsam nachhaltiger werden

Beim diesjährigen Berg.Bahn.Camp stand der Fokus auf „Mountain Energy“. Spannende Keynotes lieferten Inputs, wie sich Destinationen noch nachhaltiger aufstellen können. Intensives Netzwerken stand ebenfalls auf dem Programm.

Das Thema „Mountain Energy“ zog sich wie ein roter Faden durch das Berg. Bahn.Camp 2023 in Saalbach-Hinterglemm.

Mehr als 90 Seilbahner, Touristiker und Zulieferer trafen sich zum intensiven Austausch auf der Wildenkarhütte. Durch die drei Tage führte Wolfgang Eder von MOUNTAIN EXCELLENCE.

Destinationsmanagement

Ignaz Zopp, Isabella Dschulnigg-Geissler und Marc Girardelli debattierten über internationales Destinationsmanagement.

Wie funktioniert internationales Destinationsmanagement?

Den Auftakt der Veranstaltung machte die Podiumsdiskussion im Hotel Saalbacher Hof.

Am Podium standen Isabella Dschulnigg­-Geissler, Geschäftsführerin der Bergbahnen Saalbach und des Saalbacher Hofs, Ignaz Zopp, Geschäftsführer der Andermatt-Sedrun Bergbahnen sowie Marc Girardelli, Geschäftsführer des bulgarischen Skigebiets Bansko.

Sie sprachen darüber, was es braucht, um als Destination international erfolgreich zu sein. Das klare Fazit der Diskussion:

Ohne die Bevölkerung einzubinden, gibt es keinen Erfolg. Ignaz Zopp betonte, dass die Entwicklung der Destination Andermatt von 96 Prozent der Bevölkerung mitgetragen wurde und die Investition in die Infrastruktur maßgeblich zum Erfolg der Destination beigetragen hat. Ähnlich auch die Entwicklung in Saalbach-Hinterglemm.

„Wir wurden entdeckt von Tirolern, da wussten wir noch gar nichts vom Skisport. Durch den Zusammenschluss mit Fieberbrunn und Leogang haben wir uns über die Jahre zu einem anerkannten Skigebiet entwickelt, das auch international bekannt ist“, so Isabella Dschulnigg-Geissler.

Die Investitionen hätten sich ausgezahlt: „Das Angebot von Gletscher und Grasbergen lässt eine lange Wintersaison zu“, freute sich die Gastgeberin des Berg.Bahn. Camps.

Podcast-Aufnahme in der Kabine

Marc Girardelli und Wolfgang Eder (Mountain Excellence) in der Kohlmaisbahn für die Podcast-Aufnahme zur „Zukunft des Skisports“.

Ganz andere Voraussetzungen fand Marc Girardelli in Bansko vor.

„Im Kommunismus war es in Bansko düster. Da gab es keine Straßenlaternen, nur einzelne Baustellen und einige wenige Sportgeschäfte“, schildert Girardelli.

Aber das Interesse zu Lernen sei bei den Technikern in Bansko groß gewesen. „Sie wollten schnell Know-how aufbauen. Also sind sie zu den besten Destinationen gegangen.

Dort haben sie sich informiert, wie man ein Skigebiet professionell managt. Und mit diesem Wissen sind sie zurückgekehrt“, sagte Girardelli.

Danach wurde investiert und moderne Seilbahntechnik installiert. Erfolgreich: Im Durchschnitt 800.000 Ersteintritte können sich durchaus sehen lassen.

„Und die Gemeinde ist durch den Skisport gewachsen“, freute sich Girardelli.

Spannende Gespräche

Alexander Brandtner (REMEC), Thilo Vogelgsang (KÄSSBOHRER) & Marco Schaffer (Hochkar & Ötscher) kamen ins Gespräch.

Mit statt gegen die Natur

Der zweite Tag begann mit einer Keynote von Zukunftsforscher David Bosshart. Er sprach darüber, welche Schritte notwendig sind, damit der Tourismus auch in Krisenzeiten floriert. Er plädierte für ein neues Verhältnis zur Natur – und dafür, mit ihr zu arbeiten. „Denn gegen die Natur kann es nicht funktionieren!“

Wenn die Gesellschaft weitermacht wie bisher, entwickle sich der Mensch zurück in einen Indoor-Alltag. Zum Luxus werden dann der Urlaub in den kühlen Bergen oder in der gekühlten Außenwelt. Davon wiederum kann die Alpenregion profitieren.

„Die Natur kann man nicht schlagen – wenn wir sie zerstören, zerstören wir uns nur selbst“, mahnte Speaker David Bosshart.

Gäste auf dem Weg zur Sinngesellschaft

„Wie kommen unsere Gäste künftig auf den Berg?“ – Diese Frage stellte Thomas Reisenzahn in den Raum. Der Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung sprach sich für bessere öffentliche Mobilitätslösungen aus.

„Flixbus wird von den Jungen sehr gerne genutzt und das Unternehmen ist offen dafür, auch in die Täler zu fahren“, so Reisenzahn.

Ein wichtiger Punkt ist auch die Veränderung in der Demographie. Die Zahl der über 65-jährigen steigt deutlich, die Altersgruppe ist aber sehr fit.

„Wir benötigen neue Beherbergungsformen für diese Zielgruppe, in der Aktivitäten gemeinsam geplant werden und die zwischen servicierten Apartments und Anlagen mit pflegerischer Betreuung liegen“, schließt Reisenzahn.

Den Gast abholen

Mit dem Thema Mobilität beschäftigte sich auch die Keynote von Oliver Csendes. Der Digitalexperte der Österreich Werbung will den Gast bereits vor der Anreise abholen und ihn zu einer nachhaltigen Anreise animieren.

„Es reisen immer noch 57 Prozent der Gäste mit dem Auto an. Wir müssen sie bereits vor der Anreise über die Mobilitätsangebote in unserer Destination informieren und ihnen die Urlaubsplanung erleichtern“, erklärte Csendes.

Sehnsuchtsbilder

„Es gilt Sehnsuchtsbilder zu erzeugen, die für Bewegung am Berg begeistern“, empfahl Tourismusberaterin Renate Ecker.

Destinationsmanagement der Zukunft

Wie im Jahr 2040 Destinationen verwaltet werden, erläuterte Werner Taurer von Kohl & Partner:

„Destinationsmanagement heißt heute und künftig: Gestalten wir attraktive Arbeitsräume für Mitarbeiter, Lebensräume für Einheimische und Erlebnisräume für Gäste!“

Vor allem sei es wichtig, keine zu großen Destinationsmanagementorganisationen (DMOs) zu gründen. Die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung sollte im Vordergrund stehen: „Mit Next Generation Projekten halten wir die junge Generation in der Destination!“

Tipps aus der Praxis

Renate Ecker, ehemalige Direktorin der Destination Zell am See, gab auf der Netzwerkveranstaltung ihre Erfahrungen in Bezug auf Markenbildung und Kommunikation weiter.

„Erfolgsfaktoren für die Entwicklung einer Destination sind unter anderem Mitarbeiter und Employer Branding. Denn ohne gutes Personal könnten wir niemals die gewohnt hohe Qualität in Hotels und in der Gastronomie bieten“, betonte Ecker.

Optimal für die Markenpräsentation: Wenn Gäste selbst zu Markenbotschaftern in den sozialen Netzwerken werden. „Wir haben bei der Entwicklung unserer Marketingkampagne mit Personas gearbeitet und analysiert: Wer nutzt eigentlich unsere Angebote? Familien? Genussurlauber oder Sport-Affine? Darauf haben wir unsere Strategie aufgebaut“, so Ecker.

Für die Region

„Wir setzen uns aktiv für die Region ein und setzen auf Solarenergie“, schilderte Bernhard Gruber von den Bergbahnen Wildkogel.

Parking-­App Parkster

Keven Lehmann, Maximilian Sigl und Patrik Lundberg warben im Anschluss für ihre Parking-App Parkster. Mit ihr können Skigebiete ihre Tarifstruktur anpassen und diese unkompliziert abbilden.

Inhaber von Bergbahntickets oder Skipässen parken zu günstigeren Tarifen oder sogar kostenlos, Wanderer und Skitourengeher dagegen zu einem höheren Normaltarif.

Der Gast kann den digitalen Parkschein mit seinem Handy noch direkt am Auto oder schon auf dem Weg zum Skilift oder zur Bergbahn lösen.

Naturerlebnisse von KuKuk

Robin Wagner, Geschäftsführer der KUKUK GmbH, sprach wiederum über sein vielfältiges Portfolio an Lösungen für indivduelle Gästerlebnisse.

Dieses reicht von naturnahen Attraktionen bis hin zu flexibel gestaltbaren und mobilen Spielplätzen aus Frachtcontainern.

Robin Wagner von KUKUK präsentierte seine Spielplätze.

Immersive Erlebnisse

„Meta-Welten werden uns künftig beschäftigen. Immersive Erlebnisse zur Bewerbung einer Destination werden wichtig werden“ – sagte Gerald Stöllnberger.

Der Geschäftsführer von 360 Perspektiven referierte über immersive Inszenierungen von Destinationen und Städten mit erweiterten und virtuellen Realitäten.

Über künstliche Intelligenz am Berg sprach wiederum Alexander Wahler, CEO von Onlim (mehr dazu im REDGuide 2/23).

Bulldogg und Eiskratzer von ZAUGG

Im Außenbereich – auf der Terrasse der Wildenkarhütte – stellte die Firma ZAUGG ihre handgeführte Schneefrässchleuder Bulldogg vor. Friedrich Kirmaier warb für den Bulldogg als innovativen Ansatz für Schneeräumungen.

Weiters ausgestellt war auch das Eiskratzsystem, das vereiste Pisten für Anfänger wieder befahrbar macht.

Upselling von Bergbahnen

Florian Krimbacher von INCERT führte aus, wie Erlebnis-Gutscheinpakete das Angebot der Bergbahnen attraktiver gestalten. Das zeigte er anhand von bereits umgesetzten Beispielen wie die Zermatt Bergbahnen oder Meran 2000.

Diese Gutscheinerlebnisse können an bestimmte Anlässe angepasst und als Geschenk-Optionen genutzt werden. So erschließen sich Skigebiete neue Absatzformen – Stichwort Upselling.

Benjamin Steiner, Friedrich Kirmaier und Marlene Zürcher waren für ZAUGG vor Ort.

Auszeichnung für Nachhaltigkeit

Hannes Klein leitet die Initiative Wildlife Fruits, die heimische Bäume in gerodeten Gebieten Mittelamerikas wieder aufforstet – als Alternative zu Monokulturen.

Durch die Pflanzung von Fruchtbäumen soll die Artenvielfalt in Costa Rica unterstützt werden. Denn Tiere lieben die Früchte der ausgewählten Baumsorten.

Das SI Magazin als Medienpartner des Berg.Bahn.Camps ist sich seiner Verantwortung für die Umwelt bewusst: Neben nachhaltigem und regionalem Druck der Printmagazine lässt das Fachmedium über die Initiative Wildlife Fruits Bäume pflanzen – und widmet diese Branchenunternehmen, die selbst Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit sind.

Am Berg.Bahn.Camp überreichte daher SI Herausgeber Gerald Pichlmair zusammen mit Hannes Klein von Wildlife Fruits Baum-Zertifikate an Leitbetriebe der Branche, wie ZAUGG, den Bergbahnen Oberstdorf-Kleinwalsertal, den Bergbahnen Saalbach und den Bergbahnen Wildkogel.

Die Zertifikate belegen, dass die Bäume auch wirklich gepflanzt wurden.

Mandelbaum-Zertifikat

Henrik Volpert von den Oberstdorf-Kleinwalsertal Bergbahnen (Mitte) erhielt ebenfalls ein Mandelbaum-Zertifikat.