Hybrider Betrieb: Mischkultur statt Monokultur

Weiße Streifen auf grünen Wiesen bereiten dem Wintertourismus Kopfschmerzen. Das milde Wetter macht beschneien besonders in niedrigen Lagen schwieriger. Ein Hybridbetrieb könnte die Schneelücke abdämpfen.

Grüne Skipisten befeuern die Diskussion um die Umweltbilanz der Skigebiete. Vielerorts wird auf die Beschneiung gesetzt, in St. Corona dagegen öffnete man als Alternativprogramm die Sommerrodelbahn für seine Gäste und bereitet sich bereits in Hinblick auf den Klimawandel auf einen Betrieb mit weniger bzw. ohne Schnee vor. Einige weitere Skigebiete in Niederösterreich öffneten auch für Wanderer die Skilifte und verweisen auf die Einkehrmöglichkeiten am Berg.

Grün statt weiß

St. Corona am Wechsel öffnete kurzfristig die Pforten
seiner Sommerrodelbahn. Foto: Erlebnisarena St. Corona am Wechsel

Angebote, die weniger stark von der Wetterlage abhängig sind

Betrachtet man die prognostizierte Klimaentwicklung bis 2030, könnten grüne Wiesen neben weißen Pistenstreifen immer öfter der Fall sein.

Skigebiete müssten künftig flexibel auf die Wetterbedingungen reagieren und einen alternativen Skibetrieb anbieten. Denn mit schmäleren Pisten steigt auch die Unfallgefahr. Gerade niedriger liegende Skigebiete brauchen einen Backup-Plan.

Eine Möglichkeit ist, sich als Ganzjahresdestination zu verstehen und neben Skifahren und Skitouren Angebote zu bieten, die weniger stark von der Wetterlage abhängig sind – wie mit Mountainbikes oder Downhillcarts die Piste hinabzuflitzen.

Markus Redl leitet die ecoplus Alpin GmbH und hat mit der SI darüber gesprochen, wie die Zukunft für den Wintersport in Hinsicht auf einen hybriden und ganzjährig angesetzten Betrieb aussehen kann.

„Ein Ganzjahresbetrieb ist aus strategischer Sicht für den Wintertourismus relevant. Nämlich aus zweierlei Gründen: Um ein attraktiver Arbeitgeber in der Region zu bleiben und Unterkünfte am Standort in einem zeitgemäßen Zustand erhalten zu können“, sagt Markus Redl, Geschäftsführer der ecoplus Alpin GmbH.

Pisten reduzieren und alternatives Programm?

Kleinere und mittelgroße Skigebiete müssten bei zu geringer Schneelage womöglich ihre Pisten reduzieren und ein alternatives Programm zum verringerten Skibetrieb anbieten – wie es bereits auf der Postalm mit Laserbiathlon und Hundeschlittenrennen geschieht.

Auch in Brauneck hat man erkannt, dass Gäste spontan und vom Wetter abhängig buchen und es Alternativen zum klassischen Wintertourismus braucht, da sich das Gästeverhalten verändert hat.

Ohnehin befördern die Brauneck-und Wallbergbahnen GmbH laut Antonia Asenstorfer, Vorstand im Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte, bereits 50 Prozent ihrer Gäste im Sommer.

Attraktive Ganzjahresangebote schaffen

„Am Inlandsmarkt sind Ganzjahresangebote wie das Freizeitticket Tirol bemerkenswert erfolgreich darin, der bergsportlich interessierten Wohnbevölkerung ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten. Da lohnt es sich weiter und (noch) größer zu denken: Beispielsweise an ein Produkt für praktisch alle bergtouristischen Angebote in Österreich, das in Kombination mit dem Klimaticket erworben werden kann — womit auch das entscheidende ökologische Thema der An- und Abreise adressiert wäre“, so Redl.

Denn die Emissionen der An- und Abreise von Skiurlaubern und Tagesgästen aus dem Inland sind ein Thema, das die Branche zusätzlich beschäftigt.

Grün statt weiß

Immer weniger Kinder lernen Skifahren. Foto: Unsplash

Weniger Skifahrer in der Bevölkerung

Das Hauptrisiko für den Wintersport liege allerdings weniger an klimabedingten Faktoren, sondern an der demographischen Entwicklung. Aktuell dünnere Jahrgänge müssten von der älteren Generation abgefangen werden, die dafür allerdings bis ins hohe Alter Sport ausüben müssten.

Skifahren ist zwar nach wie vor der beliebteste Wintersport in Österreich, aber der fehlende Nachwuchs könnte dazu beitragen, dass das Interesse daran abnimmt: Immer weniger Personen in der österreichischen Bevölkerung sind aktive Skifahrer, das zeigt eine Umfrage in der Bevölkerung durch das Institut für Freizeit und Tourismusforschung.

Die aktiven Skifahrer werden immer älter und es rückt immer weniger Nachwuchs auf den Brettern nach. Das hat womöglich zwei Gründe: Unter anderem die finanzielle Belastung für Familien, die ein Skiurlaub und Skiunterricht mit sich bringen, aber auch aufgrund von Migrationshintergründen, wo der Alpinsport nicht auf der Prioritätenliste steht.

Die Entscheidung zum Ausstieg ist emotional bedingt

Vor allem, wenn die Elterngeneration selbst nicht Skifahren gelernt hat, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs Skiunterricht erhält.

Der Anteil an Nicht-Skifahrern in Österreich liegt laut Statistik des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung bereits bei 63 Prozent, im Vergleichszeitraum 1980 war der Anteil noch geringer und lag bei rund 40 Prozent.

Es handle sich dabei vor allem um einen emotional bedingten Ausstieg aus dem Skisport: Hauptgründe sind der Schneemangel, gestiegene Preise und Anfahrtsprobleme.

Diesen Prozentsatz erreicht der Wintertourismus mit reinem Skisport momentan nicht. Neben alternativen Angeboten bestehe vor allem die Dringlichkeit, das Interesse am Skisport wiederzuerwecken und den Ski-Nachwuchs in Österreich zu fördern.

Eine Abnahme an Skifahrern könnte eine erhebliche Auswirkung auf den Tourismusbetrieb an sich haben – wobei eine Elitisierung und abnehmendes Interesse am Skisport in Österreich bereits jetzt bemerkbar sind.

Der viel zitierte Ausstieg aus dem Skifahren wird aber vor allem den Winter-Freizeitsport als Tagesausflug in großstadtnahe, kleinere Skigebiete betreffen.

Kinder hätten laut Institut für Freizeit- und Tourismus in den vergangenen 25 Jahren nicht mehr selbstverständlich Skifahren gelernt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung, den Wintertourismus bzw. den Skitourismus zu erhalten, sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden.