Kontrovers und relevant im Montafon

Das TFA TourismusForum Alpenregionen bewies auch zum 33. Mal seine Bedeutung für die Branche, denn auch kritische und branchenfremde Stimmen kamen in Schruns zu Wort.

„Das Prinzip Verantwortung“ stand im Mittelpunkt des 33. TourismusForum Alpenregionen in der Region Montafon (Österreich).

Seilbahner, Touristiker, Experten und Industrievertreter trafen sich drei Tage lang in Schruns, um starke Keynotes zu hören, über relevante Themen zu diskutieren und intensiv zu netzwerken. Durch das Programm führten Roland Zegg und Edgar Grämiger von GRISCHCONSULTA.

(Er)lebensraumgestaltung

Für kollektive Lösungskompetenz in Zeiten des Klimawandels plädierte im ersten Forumsteil Markus Hengstschläger, Genetiker und Autor.

Leider werde bei Problemen oft die Schuldfrage gestellt, als nach Auswegen zu suchen. Hengstschläger plädierte für „Flexicurity“, also einer Mischung aus Flexibilität und Sicherheit, um als Unternehmen Innovationen voranzutreiben.

Er schlug vor, die 3/24-Regel in Abteilungen einzuführen. Wenn ein Mitarbeiter mit einem Problem ins Büro kommt, muss die Führungskraft ihn dazu befähigen, innerhalb von 24 Stunden drei Lösungen zu präsentieren.

Markus Hengstschläger

Manuel Bitschnau (links) und Joachim Kresser

Rebecca Bundschuh (links) und Hanna Burger

Sophia Oberjakober

Montafon Tourismus

Der Tourismus nutzt Raum und Menschen einer Region. Das verursacht Konflikte. Deswegen muss die Branche die Bevölkerung vermehrt in den Blick nehmen.

Manuel Bitschnau und Hanna Burger von Montafon Tourismus sprachen über (Er)lebensraummanagement – und wie dieses Konzept Orte und Räume für gutes Leben schafft (mehr dazu im REDGuide 1/2024).

Joachim Kresser und Rebecca Bundschuh von Vorarlberg Tourismus erklärten das Zusammenspiel zwischen Landestourismusstrategie und lokalen Tourismusorganisationen.

Ein weiteres Best Practise Beispiel für (Er)lebensraumgestaltung lieferte Sophia Oberjakober, Direktorin des Mobilitätskonsortiums Südtirol. Sie sprach über den Südtirol Guest Pass als Weg zur flächendeckenden einheitlichen Gästekarte für 30 Millionen Nächtigungen (mehr dazu bald im SI Podcast Bergdialoge und REDGudie 1/2024).

Reto Knutti

Michael Hartmann

Werner Stark (links) und Christian Lang

Thomas Maierhofer

Strategien für den grünen Winter

Über Geschäftsmodelle abseits des Skisports drehte sich der zweite Teil des 1. Forumstages.

Die Keynote lieferte Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich. Als kritische Stimme mahnte er große Einsparungen bei CO2 und Methan an. Die Klimaerwärmung verlaufe nicht linear, sondern unvorhersehbar, Wetterextreme kämen wohl schneller und krasser, als viele glauben.

Wie die Branche mit den grünen Alpen trotz Schneemangel Geschäfte machen könnte, zeigte Michael Hartmann von GRISCHCONSULTA. Er entwarf Zukunftsszenarien für Bergbahnen und alpine Destinationen. Ziel sei es, die Ertragskraft unabhängig vom Schnee zu stärken.

Inspirationen für einen erlebnisreichen grünen Winter lieferten zudem Christian Lang und Werner Stark von PRONATOUR. Über ein „Gletschererlebnis mit Verantwortung“ – samt umfassender Nachhaltigkeitsmaßnahmen – referierte Thomas Maierhofer, Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun AG.

Peter Marko (links) und Martin Oberhammer

Christoph Haidlen

Samuel Rhyner

Daniela Suter

KI am Berg

Der zweite Forumstag begann mit dem Themenblock „Künstliche Intelligenz“ (KI). Die Geschäftsführer Peter Marko und Martin Oberhammer von den Bergbahnen Silvretta Montafon sprachen über ihr Unternehmen, das als Gesamtdienstleister am Berg fungiert – und damit als Innovationstreiber. Sichtbare Zeichen seien die positive Entwicklung von Schruns und die Valiserabahn als die erste autonom betriebene Seilbahn Österreichs.

Zum Thema „Fahren ohne Betriebspersonal“ lieferte Rechtsanwalt Christoph Haidlen den juristischen Input. Er empfahl, Aufzeichnungen der Kameras drei Jahre lang aufzubewahren, bis Ansprüche seitens Fahrgästen verjährt sind.

„Unhype the Hype“ – das war das Anliegen von KI Architekt Samuel Rhyner. Der Geschäftsführer der Code Crush GmbH plädierte für einen sachlichen Umgang mit Sprach-KI im Tourismus.

Wie die KI darüber hinaus unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt verändert, zeigte Daniela Suter von der Mindfire Group: KI sei nicht mit menschlicher Intelligenz zu vergleichen.

Yannick Blättler

Giada Ilardo

Florian Eisath

Florian Bauer

Unternehmensführung aus Leidenschaft

Wie die Bergbahn- und Tourismusbranche die Generation Z verstehen und begeistern kann, zeigte im zweiten Themenblock Yannick Blättler von der Agentur Neoviso.

Laut ihm vernachlässige die Branche das Employer Branding noch viel zu sehr, sie müsse zeigen, warum sie für junge Menschen relevant ist –besonders auf Social Media (mehr dazu im REDGuide 1/2024).

Inputs von branchenfremden Personen sind stets bereichernd, deshalb kam am TFA auch Giada Ilardo zu Wort. Die Inhaberin der Giada Ilardo Jewelry berichtete ehrlich und authentisch von ihrem Weg als 16-Jährige Piercing-Liebhaberin zur erfolgreichen Unternehmerin – inklusive Rückschlägen, Hürden und Fehlern.

Über Unternehmensführung aus Leidenschaft sprach zudem Florian Eisath. Der CEO der Carezza Dolomites konnte als ehemaliger Weltcup-Skirennfahrer spannende Einblicke und Erfahrungen weitergeben – sowohl von der Piste als auch von den Bauprojekten.

Den „lukrativen“ Abschluss lieferte Florian Bauer von der Vocatus AG. Der Preispsychologe sprach über das richtige Pricing. Dazu müsse man die Rolle des Preises im Entscheidungsprozess des Kunden verstehen (mehr dazu im REDGuide 1/2024).

Die Gastgeber (v.l.): Manuel Bitschnau (Montafon Tourismus), Peter Marko (Bergbahnen Silvretta Montafon) und Roland Zegg (Gründer TFA). © SI/Pichlmair

Ein Spalier aus Pistenraupen begrüßte die Teilnehmer des TFA zum Netzwerkabend im Valiserahüttli. © SI/Pichlmair

SI Herausgeber Gerald Pichlmair nahm am TFA Podcasts auf – unter anderem mit Sophia Oberjakober vom Mobilitätskonsortium Südtirol. © Oberjakober

Pistenraupen-Spalier & Wirte-Hopping

Umrahmt wurde das Forumsprogramm mit kulinarischen und erlebnisreichen Ausflügen, an denen der Netzwerkgedanke des TFA nicht zu kurz kam.

Am Tag 1 ging es mit einer exklusiven Nachtfahrt der Valiserabahn auf den Gipfel. Am Weg zum Valiserahüttli standen zahlreiche Pistenraupen Spalier.

Am Tag 2 luden die Gastgeber zum „Dine Around“ in Schruns. Die Vor-, Haupt- und Nachspeise wurden jeweils in einem anderen exklusiven Lokal eingenommen.

Der dritte Forumstag bestand aus drei parallelen Touren: Erstens, die „Taltour – vom Wellness zum Kochtopf“, in der die Teilnehmer das Hotel Fernblick, den Bartholomäberg und den Bauernhof Verner besuchten.

Zweitens, die Tour „Höhenrausch“, quasi eine Skiexpedition in der Silvretta Montafon. Und drittens die Tour „Gargellen – Zeit zum Atmen“ – bei der die Teilnehmer das Skigebiet testen konnten. Ganz nach dem „Prinzip Verantwortung.“

Kochabenteuer am Bauernhof Verner.

Skispaß auf der Forumstour im örtlichen Skigebiet.

Aussicht und Wissensvermittlung auf der Forumstour in der Region.