Schweizer Alpenraum verzeichnete niedrigste Schneefallrate seit Messbeginn

Das WSL-Institut für Schnee-und Lawinenforschung SLF veröffentlichte kürzlich die Daten für die Schneelage in der Schweizer Saison. Die mittleren Schneehöhen lagen im Schweizer Alpenraum über den ganzen Winter gesehen deutlich unter dem Durchschnitt und verzeichneten damit den schneeärmsten Winter seit Messbeginn.

Der Winter 2022/23 war deutlich wärmer und trockener als normal. Hohe Lagen (oberhalb von 2000 m) wurden Anfang November eingeschneit. Mittlere Lagen (zwischen 1000 und 2000 m) waren über den ganzen Winter gesehen nur zeitweise, tiefe Lagen (unterhalb von 1000 m) nur an einzelnen Tagen Mitte Dezember, Ende Januar und im März eingeschneit. Die mittleren Schneehöhen lagen über den ganzen Winter gesehen deutlich unter dem Durchschnitt.

Vor allem zwischen Mitte Februar und Mitte März waren die Schneehöhen im Schweizer Alpenraum so tief wie noch nie seit Messbeginn. Eine geschlossene Schneedecke bildete sich diesen Winter nördlich des Alpenhauptkamms um den 20. November, südlich davon Anfang Dezember. Wegen der großen Wärme und Regen bis über 2000 m verschwand dieser Schnee aber über die Festtage wieder, so dass sich im Norden unterhalb 1600 m erst wieder um den 10. Januar eine Schneedecke bildete.

Aufgrund geringer Neuschneemengen und vieler Tage mit Schneeschmelze im Februar und Anfang März verschwand aber auch dieser Schnee unter 1500 m verbreitet bereits Anfang März wieder.

Triebschnee stellte in der Wintersaison 2022/23 ein großes Problem dar. Foto: Österreichisches Kuratorium für Alpinsicherheit

Ergiebige Märzniederschläge erzeugten kritische Lawinensituationen

Phasen mit erhöhter Lawinenaktivität lagen in der zweiten Dezemberhälfte sowie jeweils in der ersten Hälfte des Januars und Februars. Aufgrund der geringen Schneelage und der seltenen Schneefallereignisse war die Lawinenaktivität von Januar bis Anfang März aber relativ gering.

Es waren die verbreitet ergiebigen Märzniederschläge, die in Kombination mit einer schwachen Altschneedecke zu anhaltend kritischen Lawinensituationen und vielen Lawinenunfällen führten.

Der Märzschnee sorgte zudem im Norden dafür, dass sich die Schneelage in hohen Lagen deutlich verbesserte und sich die Schneehöhen dem Durchschnitt von Ende März annäherten. Das in der Schneedecke gespeicherte Wasser war aber auch auf dieser Höhe auf Grund der geringen Schneedichte nach wie vor klar unterdurchschnittlich.

Im Wallis, im Berner Oberland und in Graubünden ereigneten sich bis zum 31. März zwölf Lawinenunfälle mit insgesamt 15 Todesopfern (langjähriger Mittelwert Ende März 17 Todesopfer). Das Lawinenbulletin wird seit dem 6. Dezember 2022 täglich herausgegeben. Die Verteilung der Gefahrenstufen lag bis Ende März in etwa im Durchschnitt der letzten 10 Jahre.

Mitte März gab es die bisher höchste Lawinenaktivität des ganzen Winters. Auch im Berner Oberland gingen einige grosse Lawinen nieder, wie diese spontane Lawine am Bluttlighore auf 2080 Metern. Foto: T. Vetsch

Über den ganzen bisherigen Winter betrachtet, sorgten die große Niederschlagsarmut und die überdurchschnittlich warmen Temperaturen zwischen November und März für massiv unterdurchschnittliche mittlere Schneehöhen.

Das Defizit (im Vergleich zum Mittel 1991 bis 2020) betrug dabei an Stationen unter 1000 m rund 80 Prozent das heißt die mittlere relative Schneehöhe betrug nur 20 %. An Stationen oberhalb 1000 m betrug das Defizit 70 %. Der bisherige Winter kann damit sicher als sehr außergewöhnlich bezeichnet werden.

Die Stationsdaten zeigen, dass der bisherige Verlauf am ehesten mit den beiden Wintern 1963/64 und 1989/90 verglichen werden kann, wobei beide Winter oberhalb 1000 m nicht ganz so schneearm waren wie der bisherige aktuelle Winter.