Gleitschnee: Umfrage bei Praktikern

Bereits kleine Gleitschneelawinen können für Straßen, Skigebiete und Gebäude große Herausforderungen darstellen. Ein Forschungskonsortium testet derzeit deren kontrollierte Auslösung. Dazu will es die Erfahrungen der Branche einholen.

Der Sprenganlagenhersteller Wyssen Avalanche Control, der Schutzsystemlieferant Schöllkopf AG und die Fachhochschule Graubünden IBAR lösen derzeit Gleitschneelawinen kontrolliert aus.

Das Ziel dieser Tests ist die Untersuchung von Geotextilien, welche die Rauigkeit der Hänge reduzieren – somit kann der Schnee bereits frühzeitig abgleiten und Spannungen in der Schneedecke abbauen, bevor es zur Bildung von Gleitschneelawinen kommt.

Immer mehr Gleitschnee

Gleitschneelawinen sind in den Alpen keine unbekannte Lawinenart.

Es ist jedoch eine Zunahme in der räumlichen Verteilung des Phänomens (primär an Südhängen, Tendenz in allen Expositionen steigend) und besonders in steigender Anzahl auch in höheren Lagen zu beobachten, mit Anrissen teils oberhalb der 2000 m ü.M.

In der flächigen Ausdehnung können bereits kleine Hangböschungen mit wenigen 100 m² oberhalb von Straßen oder aber ganze Bergflanken signifikante Probleme verursachen.

Der Trend...

…geht zum Gleitschnee.

Das Problem mit dem Gleitschnee

Gefährdet sind oft Skipisten, Straßen oder Gebäude. Das kann zu längeren Sperrzeiten oder generellen Schließungen führen und damit erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen.

Zeitlich können Gleitschneelawinen bei entsprechenden Bedingungen während des gesamten Winters beobachtet werden und für die Verantwortlichen problematisch sein.

Vor allem das Auftreten von Gleitschnee über lange Zeiträume (mehrere Wochen oder Monate) stellt Praktiker vor Herausforderungen. Da es auch heute noch nicht möglich ist, Gleitschnee zuverlässig vorherzusagen, bleibt ein besseres Prozessverständnis ein aktiver Teil der Forschung.

Entsprechend gibt es bisher keine zuverlässige Art der kontrollierten Auslösung dieser Lawinen und nur wenig wirtschaftlich günstige Dauerlösungen zur Verhinderung des Auftretens.

Existierende Maßnahmen

Übersicht gemäß Leuenberger (2003) mit beispielhaften Einsatzgebieten verschiedener Maßnahmen in der Schweiz: Holzdreibeinböcke (grüne Dreiecke): 35x; Pfählung (rote Kreise): 32x und Bermen (braune Vierecke): 64x.  © Swisstopo

Existierende Maßnahmen (Dreibeinböcke etc.)

Auch auf kleinen Flächen ist der Eingriff zur Prävention von Gleitschnee relativ groß.

Bewährte Maßnahmen wie Dreibeinböcke, Pfähle oder Bermen bieten eine gute Schutzwirkung gegen das Abgleiten, stellen jedoch eine ganzjährige optische Beeinflussung der Landschaft dar und erschweren die Bewirtschaftung der Flächen im Sommer.

Maßnahmen gegen Gleitschnee werden schweiz- bzw alpenweit eingesetzt – eine detaillierte und aktuelle Gesamtübersicht ist jedoch nicht vorhanden.

Testareal

Als Ergänzung zu den Folien ist eine Wetterstation, Webcam und weitere Sensorik aufgebaut, um die Umweltbedingungen während den Ereignissen festhalten zu können.

Gleitschneeversuchsfläche

Zur Untersuchung der verschiedenen Geotextilien hat das Forschungsteam eine Versuchsfläche in Davos Frauenkirch eingerichtet. Als Ergänzung zu den Folien ist eine Wetterstation, Webcam und weitere Sensorik aufgebaut, um die Umweltbedingungen während den Ereignissen festhalten zu können.

Neben den Tests mit den Geotextilien soll zudem das Prozessverständnis erhöht werden wann es zum Abgleiten kommt. Erste Tests wurden bereits im Winter 2021/22 durchgeführt (siehe Video ganz oben), weitere Tests für den Winter 2022/23 sind in Planung.

Erfahrungen gefragt

Das Forschungskonsortium bittet nun die Praktiker der Branche, ihre Erfahrungen im Bereich Gleitschnee mitzuteilen. Das Ziel im Rahmen dieses Projekts ist es, eine aktuelle Übersicht über die Dimension der Gleitschneeproblematik zu generieren.

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Umfrage

  • Wie regelmäßig sind Gleitschneelawinen in Ihrem Gebiet?
  • Wie groß sind die Flächen und welche Infrastruktur ist betroffen?
  • Welche (baulichen oder organisatorischen) Maßnahmen werden in Ihrem Gebiet derzeit eingesetzt?

Kontakt

Wyssen Avalanche Control AG
Matthias Pleyer
matthias@wyssen.com

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