Kurze Zeitfenster & enge Räume

Komfortabel und barrierefrei – das ist das Ziel des Umbaus der Golmerbahn. Die Arbeit mit und im Bestand sowie der Terminplan fordern die SALZMANN Ingenieure heraus.

„Dein Erlebnisberg im Montafon“ – so positioniert sich die Destination Golm in Vorarlberg. Wichtigste Achse des Ski- und Ausflugsziels ist die Golmerbahn in drei Sektionen.

Die Betreiber entschlossen sich 2020 dazu, die Kabinen zu erneuern und die Stationen umzubauen. Die 1995 errichtete 8er-Kabinenbahn sollte nach 25 Jahren komfortabel und barrierefrei gemacht werden.

Die Voruntersuchungen von Golm Silvretta Lünersee Tourismus ergaben, dass ein Tausch der bestehenden Fahrzeuge des Herstellers Köberl auf neue Omega IV Kabinen von DOPPELMAYR möglich wäre. Das Fassungsvermögen bliebe mit acht Personen pro Kabine gleich.

Im Zuge des Umbaus sollte ein ebener Einstieg in die Fahrzeuge vom Bahnsteig möglich sein (Level-walk-in). Die bestehenden Klemmen werden weiterhin verwendet, Gehängestangen und die Fahrzeugkabinen sollten dagegen komplett erneuert werden.

Die Freigängigkeit und das Lichtraummaß wurden mit einem speziell gefertigten Dummy im Realbetrieb bei der Bahn getestet.

Folgeauftrag für Seilbahnplaner

Ab diesem Zeitpunkt kam SALZMANN ins Spiel. Die Seilbahnplaner aus Bregenz wurden mit der Bauleitung und Generalplanung beauftragt, berichtet Projektleiter Jörg Egger: „Wir durften bereits die Erneuerung der Lünerseebahn betreuen und freuten uns umso mehr über den Folgeauftrag.“

Bei den Planern liefen alle Fäden zusammen, sie waren für Koordination, Vergaben, Baustellenaufsicht und Behördenwege verantwortlich. Für das Vorhaben in drei Schritten waren und sind enge Zeitfenster in den Zwischensaisonen vorgesehen.

Alles für sieben Zentimeter

Die erste Phase erfolgte über Ostern 2021, in der die Zwischendecken in den Stationen aufgeschnitten und neu gestaltet wurden. Der Grund: Die Einstiegspodeste müssen in allen Stationen um bis zu sieben Zentimeter angehoben werden, um den ebenerdigen Einstieg (Level-Walk-In) zu gewährleisten.

An den Zu- und Ausgängen laufen diese Podeste auf die Bestandsanschlusshöhen aus. „Die Planung im Bestand ist eine große Herausforderung. So sind wir etwa mit Leitungen konfrontiert, die keiner kennt“, so Egger.

Gondeln wie aus dem Märchen

Der Umbau der Seilbahn auf die neuen Kabinen inklusive der neuen Bahnsteigpodeste erfolgte in der Betriebspause zwischen Sommer und Winter 2021. Die Anzahl der Fahrzeuge verringerte sich von 127 auf 110.

„Von einer Reduktion der Förderleistung gehen wir aber nicht aus, da durch den Level-walk-in die Befüllung der Kabinen effektiver erfolgen wird“, betont Egger.

Da die Gäste mit Kinderwagen oder Rollstuhl künftig ohne Hilfe einsteigen können, werden auch die Bahnmitarbeiter entlastet. Zehn der 110 Kabinen sind übrigens blau lackiert und mit speziellen Aufklebern versehen.

Sie dienen als Märchengondeln und werden mit Audioboxen entsprechend beschallt. Weiters wurden zwei neue Wartungsfahrzeuge angeschafft.

„Die Garagierung mussten wir ebenfalls anpassen, dazu bauten wir unter anderem ein Hubpodest in die Bahnhofsausfahrt ein, dessen Notwendigkeit sich aufgrund der Niveaugleichheit von Kabinenboden und Bahnsteig ergab“, führt Egger aus.

MARKUS BURTSCHER

Geschäftsführer GSL Tourismus Montafon

„Golm Silvretta Lünersee Tourismus investiert in den Qualitätstourismus. Deshalb sind die Qualitätsverbesserungen mit „Level – walk – in“ und Barrierefreiheit ganz im Sinne unserer Gäste, zumal die Konzession der Golmerbahn noch bis 2040 dauert. Der Durchführungszeitraum für den Bahnumbau in den Zwischensaisonen war sehr ambitioniert, dank der Unterstützung von Salzmann Ingenieure haben wir das gut hinbekommen.“

Umbauten in den Stationen

Damit die Zugänge auf allen Bahnsteigen barrierefrei sind, werden über die Osterpause 2022 je zwei Personenaufzüge in den Zwischenstationen Latschau und Matschwitz installiert, die das Zugangsniveau im Erdgeschoß mit dem Bahnsteigsniveau im Obergeschoß verbinden.

Sie sollen auch den Transport von Verletzten im Akia-Schlitten erleichtern. „Mit dem Einbau der Aufzüge verschieben wir zahlreiche Räume und sogar einen Notantrieb“, sagt Egger.

So werden in der Zwischenstation Latschau eine neue Pistengerätegarage und ein neuer Müllraum realisiert. Positiver Nebeneffekt: Der Betrieb beider Räume beeinträchtigt nun nicht mehr den Publikumsverkehr.

In der Zwischenstation Matschwitz wird wiederum ein bestehender Aufenthaltsraum samt Bediensteten-WC demontiert und an neuer Stelle eingebaut.

„Die Detailplanung im Bestand und die Koordination zahlreicher Gewerke bis hin zur Gastronomie waren und sind große Herausforderungen“, schließt Egger: „Aber wir sind sicher, dass die Golmerbahn ab Sommer 2022 wieder fährt – komfortabel und barrierefrei!