Salzmann am Kieserl: Seilbahn mit Potential

Die neue Kieserlbahn in Großarl (Salzburg) verändert das Skigebiet grundlegend. Eine mehr als zwanzig Jahre alte Idee kommt nun endlich zum Abschluss – und das Planungsbüro SALZMANN Ingenieure hat einen erheblichen Anteil daran.

Die Großarler Bergbahnen betreiben ein Skigebiet, das im Kammgebiet zwischen Fulseck und Kreuzkogel skitechnisch mit dem der Dorfgasteiner Bergbahnen AG verbunden ist. Beide Destinationen performen gut, auf den bestehenden Pisten kommt es daher zeitweise zu Überlastungen.

Deswegen spielten die Betreiber seit mehr als zwanzig Jahren mit dem Gedanken, schneesichere Pistenflächen am Berg Kieserl zu reaktivieren, die seit Jahrzehnten brach liegen.

Ein weiterer Optimierungsbedarf bestand bei der 8er-Kabinenbahn Hochbrand in Großarl. Diese Anlage wurde von den Gästen nicht wie geplant angenommen. Der Grund lag in der ungünstigen Lage der Bergstation und der wenig optimalen Konzeption der Talstation.

Die Fahrgäste mussten nach der Hochbrandbahn entweder die 6er-Kabinenanlage Panoramabahn ab der Zwischenstation oder die 6er Sesselbahnen Harbach und Kreuzkogel benutzen, um an den höchsten Punkt im Skigebiet und weiter nach Dorfgastein zu kommen.

Vor allem am Vormittag war das mit zusätzlichen Wartezeiten verbunden. Weiters zeigen die Betriebserfahrungen, dass die Piste von der Bergstation bis zur Zwischenstation Panoramabahn bzw. Talstation Harbach für den schwachen Skifahrer zu steil war.

Aus all diesen Gründen haben die Bergbahnen Großarl in den vergangenen zwei Jahren die neue 8er-Kabinenbahn Kieserl in zwei Sektionen umgesetzt – mit SALZMANN an ihrer Seite.

Technische Daten:

10-EUB Kieserl Sektion 1

Antrieb Zwischenstation
Förderseilabspannung Talstation
Auffahrseite links
Talstation 890 m
Zwischenstation 1.269 m
Höhenunterschied 379 m
Horizontale Bahnlänge 883 m
Schräge Bahnlänge 961 m
Fahrgeschwindigkeit 6,0 m/s
Anzahl Stützen 8
Förderleistung 800 bis 1.900 P/h
Folgezeit 45 bis 19 s
Wagenabstand 270 bis 113 m
Anzahl Fahrzeuge 10 bis 25
Max. Leistung Betrieb 291 bis 398 kW
Max. Leistung Anfahren 327 bis 445 kW

Technische Daten:

10-EUB Kieserl Sektion 2

Antrieb Bergstation
Förderseilabspannung Zwischenstation
Auffahrseite links
Talstation 1.269 m
Zwischenstation 1.941 m
Höhenunterschied 672 m
Horizontale Bahnlänge 2.235 m
Schräge Bahnlänge 2.334 m
Fahrgeschwindigkeit 6,5 m/s
Anzahl Stützen 15
Förderleistung 800 bis 1.900 P/h
Folgezeit 45 bis 19 s
Wagenabstand 292 bis 123 m
Anzahl Fahrzeuge 19 bis 46
Max. Leistung Betrieb 466 bis 630 kW
Max. Leistung Anfahren 553 bis 747 kW

Neues Leben für alte Bahn

Die Bregenzer Seilbahnplaner waren für die Gesamtplanung und -einreichung, das Projektmanagement und die Bauaufsicht zuständig. „Unsere Aufgabe war es zu Beginn, die ursprüngliche Projektidee in die Realisierungsphase zu bringen“, so Geschäftsführer Stephan Salzmann.

Im ersten Schritt wurde die bestehende Hochbrandbahn seilbahntechnisch demontiert, sie wird in einem anderen Skigebiet wieder aufgestellt. Die Talstation
wurde abgebrochen, die Bergstation seilbahntechnisch aufgelassen. Sie wird künftig als Lager genutzt.

Apropos Nachhaltigkeit und Umweltschutz: Planer und Gewerke nahmen große Rücksicht auf die lokale Tierwelt. So wurden etwa Hubschrauberflüge nur in kurzen Zeitfenstern durchgeführt und Teile der Fauna langfristig umgesiedelt.

Herausfordernd war auch die Koordination der verschiedenen Einreichstände. „Trotz langer Projektdauer stand durch all diese Gründe die Eröffnung der Bahn Spitz auf Knopf. Doch uns ist das Kunststück gelungen, zu Weihnachten 2023 die Betriebsbewilligung zu erhalten“, freut sich Simon Stöckler, seit neun Jahren Projektleiter bei SALZMANN – und verantwortlich für die Kieserlbahn.

Talstation Kieserl

Optimierter Einstieg

Der Einstieg: gleich, aber besser

Die Talstation der neuen Kieserlbahn befindet sich am Standort der bisherigen Talstation der Hochbrandbahn. Die alte Talstation zwang jene Gäste, die von den Parkplätzen kamen, zu einem relativ langen Fußweg um die gesamte Station herum.

Durch die Neukonzeption der Talstation ist der Zugangsweg nun sowohl vom Ortsteil Unterberg als auch von den Parkplätzen so kurz wie möglich und aufgrund der Aufzüge auch deutlich komfortabler.

Gleiches gilt für die Skifahrer, die am Ende ihres Skitages zum Auto zurück möchten. Diese können auf der Südseite der Station auf Stationsebene abschwingen und über die Aufzüge auf das Straßenniveau gelangen, um so auf kürzestem Weg zu den Parkplätzen zu gelangen.

Der Skibusverkehr ist mit einer Bushaltebucht auf der gegenüberliegenden Straßenseite angebunden. Zudem entstanden in der Talstation die neuen Büroräume der Großarler Bergbahnen. Diese befanden sich bisher in der Talstation der Panoramabahn, entsprachen aber nicht mehr dem Bedarf und wurden dort nun zum Depot umgewandelt.

Zwischenstation Kieserl

Herz der Seilbahntechnik

Der Zwischenhalt: zentral und autonom

Die Zwischenstation Kieserl ist nahe der Zwischenstation der Panoramabahn Großarltal situiert. Fahrgäste können so komfortabel zwischen beiden Seilbahnen wechseln und unabhängig von ihrem Startpunkt im Tal jeden Zielpunkt im Skigebiet erreichen.

Die Zwischenstation steht auf der einzigen möglichen Stelle, denn dort ist der Untergrund am stabilsten. „Generell forderte die geotechnische Situation
uns stark heraus“, berichtet Stöckler. Deswegen musste auch die Trasse der Sektion 1 leicht verschwenkt und einige Stützen mit verschiebbarer Verankerung ausgerüstet werden.

Simon Stöckler

Projektleiter bei SALZMANN – und verantwortlich für die Kieserlbahn.

Auch die Gebäude „Zapfenbar“ und „Alpentaverne“ „wandern“ aufgrund der geologischen Situation langfristig unter die Seilbahntrasse, entsprechend passte SALZMANN den Brandschutz an. Dem Lärmschutz gerecht wird in der ersten Sektion ein vibrationsarmes Performa-Förderseil von FATZER.

In der Zwischenstation befindet sich die Kommandozentrale, von der aus die DOPPELMAYR-Bahn überwacht wird. In der Tal- und Bergstation ist ein autonomer Betrieb ohne Personal möglich. Dazu wurde das AURO-System von Doppelmayr mit der Seilbahnsteuerung von FREY Austria erstmals erfolgreich verknüpft.

„Die Entscheidung für den autonomen Betrieb fiel mitten in der Bauphase, entsprechend waren wir als Planer und Bauüberwacher gefordert“, sagt Stöckler.

Ebenfalls automatisiert erfolgt die Garagierung der Kabinen im Kellergeschoss samt Revisionspodest. Aufgrund der erschwerten Bergesituation wurde die zweite Teilstrecke mit Maßnahmen zur integrierten Räumung ausgestattet.

Bergstation Kieserl

Restaurant und neue Pisten

Der Ausstieg: neue Chance

Von der Bergstation der zweiten Sektion aus wird das gesamte reaktivierte Pistenangebot vom Kieserl bis zur Roslehen-Hochalm erschlossen. „Dort soll in Kürze eine neue 6er-Sesselbahn als Wiederholeranlage entstehen. Auch dieses Projekt dürfen wir betreuen“, freut sich Stöckler.

Die Rückbringung in das bestehende Skigebiet Großarl erfolgt über einen Skiweg, der den Harbachgraben quert. Zur Komfortsteigerung wurde hier ein Stricklift installiert.

Für eine spätere Verbindung Richtung Dorfgastein, die naturschutzrechtlich bereits bewilligt wurde, schufen die Verantwortlichen die baulichen Voraussetzungen. In der Bergstation wurde das Restaurant „Wolke 7“ mit Terrasse errichtet. Fahrtreppen verbinden den Bahnsteig vertikal mit der Gastronomie.