Industrie-Kletterer Ludwig Dengg: ,,Auf das Netzwerk kommt es an!“

Wie sind Industrie-Kletterer organisiert, welche Aufgaben übernehmen sie und warum sollten Bergbahnen auf sie zurückgreifen? Ludwig Dengg gibt im SI Interview Antworten.

SI: Sie sind selbstständiger Industriekletterer. Ist dies die übliche Beschäftigungsform?

Ludwig Dengg: Ja, es gibt nur wenige Unternehmen mit angestellten Kletterern, die meisten sind in Teams von Selbstständigen organisiert, wie in meinem Fall. Da ich Wirtschaft und Recht studiert habe, übernehme ich für meine Kunden, etwa Bergbahnen, die Planung, Kommunikation und Organisation des Auftrags. Dabei suche ich mir die erforderlichen Spezialisten zusammen, etwa Schlosser-, Maler- oder Zimmerermeister, die zeitgleich ausgebildete Kletterer sind. Auf das Netzwerk kommt es an!

Warum sollten Bergbahnen Industriekletterer engagieren?

Wir sind immer dann gefragt, wenn klassische Spezialisten die Arbeiten aufgrund der Höhe oder schwer zugänglichem
Gelände gar nicht durchführen können. Wir hingegen kommen schnell und günstig so ziemlich überall hin, die Bergbahnen sparen sich durch uns oft teure und aufwendige Gerüstbauten. Denn ich seil mich einfach nur ab!

Welche Aufträge übernehmen Sie in der Bergbahnbranche?

Die Bandbreite ist sehr groß. Bei mir hat der Einstieg in die Branche mit dem Werbetausch für die Firma SITOUR begonnen. Als Verantwortlicher für den ganzen Alpenraum engagiere ich jede  Saison diverse Spezialisten, um Megaboards, Liftstützenwerbung und Ähnliches zu wechseln. Ein weiterer Bereich sind Arbeiten an Seilbahnanlagen.

So haben meine Kollegen und ich etwa die Stützen der Tiroler Zugspitzbahn in Signalfarben gestrichen oder Montagearbeiten in Ellmau übernommen. Felsräumarbeiten, Fassadenreinigungen, Elektroinstallationen und Rohrverlegungen gehören ebenso zu unserem Portfolio, wie Seilzugtechniken, Absturzsicherungen für Bergbahner und sogar Taubenabwehr. Für umfangreichere Aufträge arbeite ich mit einer größeren Kletterfirma zusammen.

Apropos Bergbahner, die kraxeln ja auch auf ihren Anlagen herum. Wozu braucht man dann Experten wie Sie?

Wir klettern täglich, einige Seilbahner dagegen weniger. Hier geht es auch um Effizienz.Wir fühlen uns in der Höhe richtig wohl und können uns auschließlich auf die Arbeit konzentrieren. Alle Kollegen in meinem Netzwerk sind international zertifizierte Seilzugangstechniker bzw. Höhenarbeiter. Ob IRATA oder FISAT – mindestens eine der zwei annerkannten, großen Ausbildungen ist Bedingung!

Ludwig Dengg: Selbstständiger Industriekletterer

Ludwig Maria Dengg hat seinen Sitz in der Innstraße 65b in Innsbruck. Dank seinem Studium in Wirtschaft und Recht übernimmt der Allrounder hauptsächlich die Organisation, Planung und Kundenkommunikation bei Kletter-Aufträgen. Vor Ort unterstützt er die von ihm engagierten Spezialisten bei der Arbeit, da man bei Tätigkeiten in der Höhe stets zu zweit sein muss. Er ist unter der Telefonnummer+43 664 557 95 17 erreichbar.

Was reizt Sie an Ihrer Arbeit? Jeder Auftrag ist anders, die Aufgaben sind sehr abwechslungsreich. Jede Situation stellt uns vor neuen Herausforderungen.
Wie kann ich am leichtesten zum Arbeitsort gelangen? Wie muss ich Werkzeug und Personal transportieren und positionieren?

Welche Faktoren muss ich berücksichtigen? Bei Aufträgen in der Seilbahnbranche kommt noch mein enger Bezug zu den Bergen hinzu. Ich bin leidenschaftlicher Wintersportler, in den Alpen aufgewachsen und kenne sowie schätze die Mentalität der Bergbahner von klein auf.

Bei all meiner Leidenschaft steht die Sicherheit jedoch ganz oben. Zwar arbeiten wir zur Not auch bei schlechtem Wetter, aber bei Gewitter klettern wir bestimmt nicht. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Zusammen mit meinen Kollegen arbeite ich gerade an einer Webseite, um besser auffindbar zu sein. Wir wollen so den Zugang der Bergbahner zu unserem großen
Netzwerk an Spezialisten erleichtern. Noch geht das Meiste über Mundpropaganda, aber mediale Präsenz wird zunehmend wichtiger. Nicht zuletzt spiele
ich auch mit dem Gedanken, ein Unternehmen zu gründen und Industriekletterer anzustellen, damit das Netzwerk noch fester wird! Das Interview führte Thomas Surrer (ts)