Akzeptanz durch Design: Gelungene Gestaltung von Seilbahnen im urbanen Raum

Wie können wir die öffentliche Mobilität angenehmer gestalten? Wie können wir auf die wachsende Bevölkerung in Städten reagieren? Wie können wir urbane Landschaften für alle lebenswerter machen? Diesen Fragen geht Christiane Bausback nach. Die Designexpertin arbeitet derzeit daran, urbane Seilbahnen ansprechend und sinnvoll zu gestalten.

Von einem Paradigmenwechsel im Design für urbane Mobilität spricht Christiane Bausback in ihrem Vortrag auf der Kongressmesse Cable Car World:

Weg von Produkt, Standardisierung, Komplexität, Kontrolle und Eigentum hin zu Erfahrung, Individualisierung, Inklusion, Einfachheit, Vertrauen und Zugänglichkeit.

„Wir benötigen eine 361 Grad Innovation bei der Implementierung von Seilbahnen im urbanen Raum“, so Bausback.

Sie plädiert dafür, Designer bereits in der Phase der Machbarkeitsstudie in das Projekt einzubinden.

Seilbahnkabinen können zu Ikonen werden

Ganzheitlicher Ansatz

Bausback geht dabei auf die ganzheitliche Methode des Infinity Loops ein, den ihr Unternehmen N+P Innovation Design GmbH verfolgt.

Im Mittelpunkt steht die nachhaltige Innovation, die aus vier Schleifen gespeist wird: Erstens, die sozio-kulturellen Wünsche der Stakeholder, also die Bedürfnisse von Fahrgästen, Verkehrsbetrieben, Herstellern, Wartungsanbietern und Zulieferern.

Zweitens, die technologie- getriebene Durchführbarkeit der Innovation. Dieser technische Werkzeugkasten besteht etwa aus künstlicher Intelligenz, Schwarmwissen, Digitalisierung, Automatisierung, 3D-Druck, smarte Sensoren, digitale Zwillinge oder Blockchain.

Drittens, die ökonomisch getriebene Lebensfähigkeit der Innovation. Hier geht es um den Bau von Wirtschaftssystemen, also neue Geschäftsmodelle, Beschleunigungsprogramme oder Remote Work.

Viertens, die ökologisch getriebene Nachhaltigkeit einer Innovation. Zukunftsfähige Lösungen stehen hier im Vordergrund. Beispiele sind die Energieeffizienz, saubere Luft, grüne Erfahrungen, nachhaltige Lieferketten und alternative Antriebe.

Lebenszentriertes Design in den Kabinen

Horizonte

„Oft ist es wichtig ein Bild zu erzeugen, das eine diskutierbare Grundlage für alle Beteiligten bildet. Ein solches Bild macht eine Vision greifbar, wodurch sie umso leichter realisierbar wird“, betont Bausback.

Dies ist nur mit neuen Horizonten möglich, der Prozess startet in der Zukunft und geht dann zeitlich zurück. Zwar bleibt der Blick auf die Vergangenheit der erste Schritt beim Design für urbane Seilbahnen.

Der zweite Schritt betrifft aber nicht – wie bisher – das unmittelbare Morgen, sondern die ferne Zukunft. Von dieser Vision aus wird dann das Design der nächsten Generation entworfen – Stichwort disruptiver Wandel.

Daraus entsteht wiederum die Erneuerung der bestehenden Gestaltung von Seilbahnen für das unmittelbare Morgen – Stichwort inkrementeller Wandel.

Christiane Bausback

Head of Design, N+P Innovation Design GmbH

Christiane Bausback hat über 25 Jahre Erfahrung in der Gestaltung von Innovationen und Zukunft. Sie arbeitet mit einem breiten Spektrum von Unternehmen und Kommunen zusammen und konzentriert sich auf die Entwicklung von ganzheitlichen Lösungen, die Unternehmen aufbauen und unvergessliche Erlebnisse für alle Beteiligten schaffen. Ihre Erfahrungen sammelte sie während ihrer mehrjährigen Tätigkeit in den USA und in Deutschland für Beratungsunternehmen und Konzerne. Heute arbeitet sie weltweit für Kunden wie Siemens Mobility, DB, ÖBB und viele mehr. munich@np-id.com

Erfolgsfaktoren

„Wir müssen Mensch und Umwelt – also das Leben – in den Mittelpunkt stellen“, formuliert Bausback den Startpunkt für das Design urbaner Seilbahnen.

Nachhaltigkeit muss Grundeinstellung sein, ebenso zwischenmenschliche Beziehungen. „Menschen vertrauen Menschen“, so Bausback.

Dieses Vertrauen wird durch Wohlfühlen erreicht, weshalb der Komfort bei urbanen Seilbahnen eine große Rolle spielt. Die Mobilitätslösung muss zugleich adaptierbar sein:

„Menschen wollen sich durch Flexibilität ausdrücken“, sagt Bausback. Eng mit diesem Thema verknüpft ist die Nahtlosigkeit von Mobilität, Reisen soll ohne Einschränkung möglich sein. Design muss zudem inklusiv sein, sodass die Seilbahn für alle verfügbar und zugänglich ist.

Auch Gütergondeln am Seil sind denkbar

Case Study München

Vom Infinity-Loop über neue Horizonte bis hin zu Erfolgsfaktoren gibt es also einen klaren Weg für nachhaltiges Design, das von den Menschen angenommen wird.

Wie das Ergebnis konkret aussehen kann, zeigt die Fallstudie München, die Bausback und ihr Team durchgeführt hat. Sie haben Kabinen entworfen, die als Ikonen funktionieren, nachhaltig sind und neue Mobilitätserlebnisse schaffen.

Die Designvorschläge gehen bis zu Kabinen, die als Pakettransporter fungieren und entsprechend gebrandet werden. Zudem sind die Gondeln modular einsatzfähig und an die bestehende Infrastruktur adaptierbar, schließt Bausback: „Das Innenleben lässt sich an die Zielgruppen anpassen – von Radfahrern über Familien bis hin zu Senioren.“