Indiens Verkehrsminister Gadkari im Interview mit der SI

Im Rahmen der Interalpin 2023 konnte die SI URBAN mit dem indischen Verkehrsminister Shri Nitin Gadkari zu den Seilbahnplänen in Indien sprechen. Die indische Regierung plant die Entwicklung von über 250 Projekten mit einer Seilbahnlänge von mehr als 1.200 km innerhalb von 5 Jahren. Bei der Umsetzung sollen österreichische und europäische Unternehmen eine wichtige Rolle einnehmen.

Der Grund für den Besuch des Ministers für Straßenverkehr und Autobahnen und einer begleitenden Delegation in Österreich sind die großen Aufgaben im Mobilitätssektor, denen sich die indische Regierung aktuell stellt. Als bevölkerungsreichstes Land der Welt mit einem weiter positiven Bevölkerungswachstum gehen hohe Belastungen für die Umwelt einher.

Durch den dichten Verkehr in den zahlreichen indischen Megastädten, wovon fast jede bevölkerungsreicher als ganz Österreich sei, wie der Minister vergleichend anmerkte, werden die städtische Umwelt und damit auch die in den Städten lebenden Menschen stark belastet.

Mit einer Zunahme des Wohlstandniveaus steigen auch in Indien die individuellen Mobilitätsbedürfnisse. Ohne Intervention der indischen Regierung würde der Individualverkehr weiter zunehmen, bis der Verkehr ganz zum Erliegen kommen würde. Die einzige Lösung besteht im Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Dieser wird aktuell massiv vorangetrieben – auch mit Seilbahnen.

Das Anliegen der Nachhaltigkeit

Dabei geht der Transportminister ganzheitlich vor. Nachhaltigkeit ist ein besonders wichtiges Anliegen bei der Auswahl geeigneter Mittel für eine umfassende Schaffung von öffentlichen Mobilitätsangeboten. Aufgrund des elektrischen Antriebs, der geringen Bodenversiegelung, schnellen Bauzeit und langen Lebensdauer sind Seilbahnen für ihn besonders interessant.

Ebenso ist die soziale Teilhabe aller Bevölkerungsschichten am Verkehr ein erklärtes Ziel. Ebenso wie in Südamerika verspricht man sich für indische Städte eine bessere Mobilität für alle mit dem Verkehrsmittel Seilbahn. Für dieses Ziel stehen dem Minister mehrere Milliarden Dollar zur Verfügung.

Neben dem Ausbau der Schieneninfrastruktur oder dem Bau von E-Highways soll auch die Plus-Eins-Ebene als Potentialraum erschlossen werden. Hierbei spielen urbane Seilbahnen eine wichtige Rolle – auch in Verbindung mit schienengebundener Infrastruktur zur Anbindung der Letzten-Meile.

Aktuell sind landesweit bereits 50 Projekte in Planung, an denen vielfach österreichische und europäische Firmen beteiligt sind. Sollten diese und weitere Planungen umgesetzt werden, könnte Indien zum bedeutendsten Markt für urbane Seilbahnen werden.

Der indische Verkehrsminister Nitin Gadkari im Interview mit der SI Urban.

Appell an die Industrie

Minister Gadkari appelliert an die Industrie, sich an der Verbesserung bestehender Seilbahnstandards zu beteiligen, um einen nachhaltigen und sicheren Transport zu gewährleisten und Teil dieser transformativen Reise zu sein, mit der man die indische Infrastruktur zu größeren Höhen führen möchte.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf PPP im Rahmen eines hybriden Annuitätenmodells mit 60 %iger Unterstützung durch die indische Regierung. Dabei wird die Herstellung von Seilbahnkomponenten im Rahmen der Initiative „Make in India“ gefördert.

Der Minister besuchte in der Folge auch die ausgestellten Exponate der weltweit führenden Hersteller von Seilbahnsystemen, die High-Tech-Lösungen, innovatives Design, höchste Qualität und Funktionalität bieten und damit den Weg für einen bequemen und umweltfreundlichen Personentransport mit Seilbahnen ebnen.

Bereits Ende Mai lädt der Minister zum Gegenbesuch nach Indien, um mit Herstellern, Beratern, Planern und weiteren Seilbahnexperten die nächsten Schritte zur Umsetzung der ehrgeizigen Pläne zu besprechen.