Akzeptanzprobleme

Wie bei fast jedem Bauprojekt gibt es auch bei den urbanen Seilbahnen immer wieder Gegenstimmen, die es vor dem Bau zu überzeugen gilt.

Akzeptanzprobleme beim Überschweben: Wo die Seilbahn quer über die Bebauung und vor allem über Wohngebiete geführt werden soll, löst dies Widerstand der Anlieger aus. Sie reklamieren den Schutz des Luftraumes über ihren Häusern und fühlen sich gestört, wenn man von oben auf ihre Balkone, Terrassen und in ihre Gärten schauen kann.

Solche Probleme könnte man vermeiden, wenn man die Seilbahnen bevorzugt im öffentlichen Straßenraum oder über öffentliche Grünanlagen trassiert. Im suburbanen, locker bebauten Umfeld und in großflächigen Gewerbegebieten sind Seilbahnprojekte leichter realisierbar.

Akzeptanzprobleme bei Buseinsparungen: Ein weiteres Akzeptanzproblem entsteht, wenn urbane Seilbahnen zum Anlass genommen werden, im Busnetz Einsparungen vorzunehmen. Gebiete, die ihre Buslinien zu verlieren drohen, protestieren natürlich. Urbane Seilbahnen gehören in offensive Angebotskonzepte des ÖPNV, sollen also das ÖPNV-Angebot verbessern. Als Hebel für Sparkonzepte sind sie wenig geeignet.

Akzeptanzprobleme bei restriktiven Eingriffen in den Autoverkehr: Problematisch kann auch werden, wenn der Platz für die Stützen und Stationen im Straßenraum gesucht werden muss und dafür bisherige Fahrverkehrsflächen oder Parkierungsflächen des Autoverkehrs beschnitten werden. Das ist die gleiche Problematik wie bei der Schaffung von Busspuren und separaten Gleistrassen. Aber das Problem ist deutlich kleiner, weil die Eingriffe nur punktuell sind. Man wird selten dafür ganze Straßen oder Kreuzungen sperren müssen.

Missverständnisse beim P+R: Ein weiterer Problempunkt betrifft die von manchen Seilbahnkritikern beschworene Gefahr, rund um die Stationen würden riesige Park & Ride-Flächen nötig. Diese Angst orientiert sich an den alpinen Beispielen mit Großparkplätzen an den Talstationen. Aber für urbane Seilbahnen gilt das nicht, da sind die Stationen bevorzugte Verknüpfungspunkte zum sonstigen ÖPNV mit Bus-, Tram-, Stadtbahn-, S-Bahn- oder U-Bahnhaltestellen oder Bahnhöfen. Und ansonsten ist die Umgebung auch ein Hot-Spot für den Fuß- und Fahrradverkehr, der bequem, sicher und attraktiv die Seilbahnstationen erreichen soll, die idealerweise von einem gut gestalteten Platz umgeben sind. An Bergstrecken kann die Seilbahn die Funktion eines „Fahrradlifts“ übernehmen, weil in den großen Kabinen Räder gut mitgenommen werden können.

Kostendiskussion: Umsonst erhält man urbane Seilbahnen natürlich nicht. Die Investitionskosten und Betriebskosten sind zwar wesentlich geringer als bei Straßen-, Stadt-. U- und S-Bahnen. Aber sie stehen trotzdem in der typischen Ausgabenkonkurrenz zu anderen Sektoren wie Bildung, Gesundheit und Wohnungsbau. Umso wichtiger ist, dass ihr Verkehrswert genau berechnet wird, damit der Nachweis geführt werden kann, welche sonstigen Verkehrsausgaben man mit Hilfe der Seilbahnen sparen kann.

Verfasst von Heiner Monheim