Cottbus: Bürgerinitiative fordert Seilbahn

Im deutschen Brandenburg schlägt die Stadt Cottbus immer größere Wellen, denn hier will man Veränderung. Während sich die Bevölkerung anderswo gegen angedachte Seilbahnprojekte stellt, hat sich in Cottbus sogar eine Bürgerinitiative gebildet, die genau ein solches Bauprojekt fordert. Spinnerei – oder eine geniale Idee?

In Cottbus stehen alle Zeiger auf Veränderung und das hat seinen Grund. Der größte Teil der Wertschöpfung wird hier durch den Braunkohleabbau gewonnen und genau das will man nun ändern. Von der Kohlezur Wissensregion, so lautet der Plan. Schön und gut dachten sich Tobias Schick, Jens Taschenberger und Marcel Linge, aber es fehlte noch ein emotionales Highlight, das als Leuchtturm für das neue Quartier am Ostsee fungiert.

Sehr schnell war klar, dass eine städtische Seilbahn hier genau das Richtige ist, denn der neu erschlossene Bereich gehört an die vorhandene Infrastruktur angebunden. Eine urbane Seilbahn verbindet dabei Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Modernität. Also all jenes, das man sich auch von der Neugestaltung erhofft.

Im deutschsprachigen Raum gibt es noch nicht viele urbane Seilbahnprojekte und die meisten wurden als touristische Anlage und nicht als Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes geplant. Die Cottbus-Seilbahn soll hier einen anderen Weg gehen. Man will ein leistungsstarkes Transportsystem, das perfekt in die vorhandene Infrastruktur integriert ist.

Falls die Umsetzung erfolgreich ist, könnte dieses Projekt zeigen, ob und wie eine urbane Seilbahn in Deutschland funktionieren kann.

Cottbus

(v.l.n.r.) Tobias Schick, Jens Taschenberger und Marcel Linge haben die Bürgerinitiative für eine urbane Seilbahn zur Anbindung des Ostsees und des Hauptbahnhofs ins Leben gerufen.

Streckenführung

Vom Hauptbahnhof bis zum neuen, klimaneutralen Quartier am Cottbuser Ostsee soll die Seilbahnstrecke operieren. Über eine Zwischenstationen, mit Halt am Bahnhof Sandower Dreieck, wären das Stadion der Freundschaft und die Parklandschaften vom Spreeauen- über den Tier- bis zum Branitzer Park angebunden, über eine weitere Zwischenstation wäre die künftige Seevorstadt auch klimaneutral ins öffentliche Verkehrsnetz eingebunden.

Das Wettrennen der Machbarkeitsstudien

Für die meisten Projekte gibt es ledig- lich eine Studie, doch in Cottbus könnten es gleich zwei werden. Der Grund dafür geht auf das Engagement der drei Musketiere aus der Lausitz zurück. Sie haben die richtigen Partner mit der Stadt Cottbus vernetzt und so die Teilnahme am BMU-Wettbewerb #mobilwandel2035 initiert.

Nachdem die Projektskizze zur nachhaltigen Entwicklung der Region rechtzeitig beim Bundeswettbewerb eingereicht wurde, darf man nun auf Fördermittel zur Umsetzung der Seilbahn- Vision hoffen. Bis die Beurteilung des Projektes feststeht, wird es aber noch einige Zeit dauern. Zu lange, fanden nicht nur Schick, Taschenberger und Linge, sondern auch die Stadtverwaltung.

Diese hat nun selbst eine Machbarkeitsstudie ausgeschrieben. Bereits im Mai 2021 sollen die Ergebnisse vorliegen. Damit haben die Cottbuser die Nase im Wettrennen der Machbarkeitsstudien vorne. Man ist zuversichtlich, dass die Ergebnisse für das Projekt urbane Seilbahn sprechen.

INNOVATIONSAREAL

Ebenfalls zentraler Teil dieser Strategie ist ein langes, schiffförmiges Gebäude, das direkt an der geplanten Seilbahnstrecke liegt. Von hier aus will man „neue Welten entdecken“. Kluge Köpfe und kreative Geister sollen hier zusammenkommen und so für mehr Wertschöpfung sorgen.

Man ist auch mit Unternehmen wie UP-Bus im Gespräch, um die Basis für eine Kooperation zu schaffen. Vorstellbar wäre etwa die Zulieferung von wichtigen Technologien, Stützen, Kabinenbau oder eine gemeinsame Weiterentwicklung.

Technologischer Vorreiter

Damit der Weg hin zum neuen wirtschaftlichen Standbein auch funktioniert, werden neue Wertschöpfungskanäle gesucht und genauestens überprüft. An möglichen Projekten mangelt es dabei nicht. So ist man beispielsweise bereits im Kontakt mit dem Startup UP-Bus. Die Möglichkeiten für die Zusammenarbeit sind hier durchaus vielfältig (siehe Kasten).

Mit dem Lausitzring befindet sich Europas größtes Zentrum für autonomes und vernetztes Fahren nebenan, in Cottbus entsteht bis 2027 Europas modernstes Bahnwerk, an der technischen Universität vor Ort starten gerade ein Dutzend neue Forschungsinstitute im Bereich klimafreundlicher Hochtechnologien. Cottbus samt umliegender Lausitz ist auf dem Weg zum Vorreiter des Green Deals der EU.

Dem Aufbruch der Stadt zu neuen Ufern steht also nichts mehr im Weg und den Grundstein dafür könnte eine urbane Seilbahn legen. tm