Daten sind das neue Öl

Nullen und Einsen prägen unsere Zukunft und sorgen dafür, dass auch die Fahrt im öffentlichen Verkehr zum individuellen Erlebnis wird – so lautet zumindest der Plan. Doch wie soll das in der Praxis eigentlich funktionieren?

Während die Wirtschaft noch vor einigen Jahrzehnten nicht genug vom Rohöl bekommen konnte und das Weiterkommen einer Gesellschaft stark von diesem Rohstoff abhing, treiben heutzutage Daten den Fortschritt an. Nicht derjenige mit der größten Ölquelle, sondern mit den meisten und ausführlichsten Datensätzen hat die Nase vorne.

In der Politik nutzt man diese Informationen, um sich Wählerstimmen zu sichern und die an der Supermarktkasse gesammelten Rabattpunkte werden für das Unternehmen zum Sortimentsberater. Im Transportwesen hat man den personalisierten Daten bisher noch nicht viel Bedeutung zukommen lassen. Doch nun nutzt man auch hier immer häufiger die wertvollen Daten.

Gedrucktes Vertrauen

Ein Transportsystem muss schnell, unkompliziert und für jeden zugänglich sein. Sind diese Aspekte erfüllt, wird das Angebot als benutzerfreundlich empfunden. Eine normale Handlung bei der Nutzung des ÖPNVs erfüllt diese Anforderungen nicht mehr zur Gänze.

Dennoch wollen viele nicht darauf verzichten – das gedruckte Ticket. Es gibt viel effizientere Wege sich eine Fahrkarte zu kaufen, doch gerade in westlichen Ländern setzen noch viele Menschen auf das altbewährte gedruckte Ticket. Obwohl Online Lösungen vorhanden und vielfach auch schneller durchführbar sind.

Das Ticket kennt man und noch wichtiger, man schenkt ihm Vertrauen. Das Vertrauen geht dabei nicht nur von den Fahrgästen, sondern auch von den Betreibern aus. Das ändert sich jedoch gerade, denn durch die steigende Bedeutung von Daten nimmt auch der Schutz eben dieser zu.

So gab es früher bereits zahlreiche Ansätze für eine Modernisierung von Tickets. QR-Codes oder Barcodes waren zum Beispiel einer dieser Versuche. Das Problem dabei war, dass ein solcher Code nicht kopiergeschützt war. Deshalb musste eine zusätzliche ID-Information abgefragt werden und der Fahrgast musste neben seinem Ticket auch noch den Personalausweis zücken.

Mittlerweile sind sichere und hochverschlüsselte Ticketsysteme Standard, doch Experten sind sich sicher: Mit dem richtigen Einsatz der Daten kann hier noch viel mehr geleistet werden.

Ausblick

Profis könnten sich zum Beispiel vorstellen das Bezahlsystem mit einer Fahrinformation zu kombinieren. So will man aus dem Kundenverhalten lernen und das Fahrerlebnis personalisieren.

Ein Beispiel: Die Straßenbahn ist überfüllt und die Sonne scheint, also bekommt ein Fahrgast die Information, er könnte hier aussteigen und durch den Park gehen, am anderen Ende befindet sich wieder eine Haltestelle. Dank der gesammelten Daten weiß die Applikation, dass dieser Fahrgast solche kleinen Spaziergänge schon früher getätigt hat und diese wohl zu schätzen weiß.

Der Fahrgast nebenan ist den Daten als Spaziermuffel bekannt und wird so von der Mobilitäts-App gar nicht erst benachrichtigt. So oder so ähnlich könnten sich Experten das personalisierte Mobilitätskonzept der Zukunft vorstellen. Bevor solche Überlegungen jedoch in die Tat umgesetzt werden können, müssen zuerst einheitliche Normen eingeführt und noch viele Daten gesammelt werden. tm

SMART TICKETING IN RIO DE JANEIRO

86 % der Fahrgäste in Rio de Janeiros öffentlichen Verkehrssystemen besitzen ein Handy und sind bereit ein Ticket über dieses System zu kaufen. Deshalb wird gerade an einer Erweiterung des kontaktlosen Bezahlprojektes gearbeitet. 2018 wurde in Rio ein neues System zum Ticketkauf eingeführt.

Man wollte langsam einen Schritt in Richtung modernem Ticketwesen setzen und gleichzeitig die Erfahrungen der Kunden mit dem Verkehrssystem verbessern. Der Plan war die Einführung eines kontaktlosen Tickets.

Als mit der Entwicklung des Projektes begonnen wurde, steckte kontaktloses Bezahlen noch in den Kinderschuhen. Das System der neuen kontaktlosen Karte wurde von den Kunden gut angenommen. Das Prinzip ist folgendes: Anstatt für jede Fahrt ein einzelnes Ticket zu kaufen oder in ein Tagesticket zu investieren, das eigentlich gar nicht wirklich gebraucht wird, bezahlt man nur jene Fahrten, die auch wirklich getätigt wurden.